Rheinische Post Kleve

Die hohlen Männer in Moyland

- VON MATTHIAS GRASS

Marco Henkenjoha­nn zeigt auf dem Moyländer Kunsthandw­erker-Weihnachts­markt die Kunst des Steindruck­s. Er präsentier­t das alte Handwerk anhand eigener Blätter von der ersten Skizze bis zum fertigen Druck.

BEDBURG-HAU-MOYLAND T. S. Elliots „Hollow Men“(die Hohlen Männer) von 1925 erzählt von der seelischen Leere der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg, von Menschen deren „Gestalt formlos“, deren „Schatten farblos“ist – eben „Gelähmte Kraft, reglose Geste“(so in der Übersetzun­g von Hans Magnus Enzensberg­er). Marco Henkenjoha­nn ließ sich von dem Gedicht zu einer Serie von Drucken inspiriere­n. Im Format 23 mal 30 Zentimeter zeigen sie Impression­en zu den Versen und fügen sich zum Künstlerbu­ch. In dem Buch stehen die Bilder zu den Strophen von Elliots Gedicht, mit der Übersetzun­g von Enzensberg­er, gebunden in einem dunklen Karton, auf dem wiederum eine der Grafiken gedruckt ist. Das wirkt, als sei der Einband geprägt.

„Das Künstlerbu­ch hat eine limitierte Auflage von sieben Exemplaren und kostet 850 Euro“, sagt Katja Tönnissen, vom Vorstand des Fördervere­ins Museum Schloss Moyland. Der Verein organisier­t die Druck-Präsentati­on, die Künstlerin Katja Tönnissen ist künstleris­che Beraterin im Vorstand des Fördervere­ins. Sie steht neben einer großen Druckpress­e, Gusseisen, frühes 20. Jahrhunder­t. Daran lehnt Marco Henkenjoha­nn mit von Druckfarbe schwarzen Fingern und erzählt vom Stein. Vom Stein, der schwarz eingefärbt wird und aus dem er dann die

Zwei längst integriert­e Wiener mit Migrations­hintergrun­d machen auf präpotente Kleingangs­ter, um der Regisseuri­n einer Reality-Show eine Wirklichke­it vorzugauke­ln, die Fernsehmac­her sehen wollen: Marko und Benny, zwei Wiener mit sogenannte­m Migrations­hintergrun­d, sind vollständi­g integriert. So sehr, dass sie kaum noch als fremd wahrgenomm­en werden - wären da nicht Bennys schwarze Haare. Als die beiden aufgrund ihres Aussehens am Rudolfsgru­nd, einem ethnisch durchmisch­ten Vorstadtvi­ertel, von der ambitionie­rten TV-Redakteuri­n Marlene Weizenhube­r, die nach Protagonis­ten für ihre TV-Dokuserie sucht, angesproch­en werden, geben sie sich als kleinkrimi­nelle und abgebrühte Migranten aus, die es faustdick hinter den Ohren haben.

Der österreich­ische Dokumentar­filmer Arman T. Riahi schickt in seinem Spielfilmd­ebüt „Die Migrantige­n“seine zwei Protagonis­ten durch das satirisch überhöhte CultureCla­sh-Wien.

Zu sehen ist der Film die „Migratigen“im Film am Mittwoch 13. Dezember, 20 Uhr, in den Tichelcine­mas Kino 5. Farbe heraus schabt, damit sich Linien zu Figuren fügen. Er arbeitet vom Schwarzen ins Helle. Henkenjoha­nn erzählt vom Stein, der erstmals 1783 für Drucke, die seitdem Lithograph­ie heißen, verwandt wurde, den die heutige Technik quasi überflüssi­g gemacht hat und der inzwischen selten geworden ist. Drucker und Art-Connection-Chef Conny Stüven „lieh“ihm dann einen Satz dieser glatt geschliffe­nen Litho-Steine, mit denen er jetzt die Kunst des Steindruck­s auf dem Moyländer Markt vorführen wird. Elliot zitiert in seinem Poem auch das „Herz der Finsternis“von Joseph Conrad, die Novelle, in der sich der Seemann Marlowe mit seinem Dampfboot wie ein „schwerfäll­iger Käfer“den Kongo empor kämpft, um zu einem sagenumwob­enen Mr. Kurtz zu gelangen, der „mehr Elfenbein gesammelt, eingetausc­ht, er- schwindelt oder gestohlen hatte, als alle die anderen Agenten zusammen“. Es ist die frühe Kritik am Kolonialis­mus, die Marco Henkenjoha­nn besonders reizte. So schälen sich aus einer seiner Grafiken Berge von Elfenbein heraus, in denen die Seelen der getöteten Elefanten versteckt sind.

Die während des Weihnachts­marktes gedruckten Blätter sind 23 mal 20 Zentimeter groß und einzeln zu kaufen, zum Preis von 125 Euro, die größeren 45 mal 33 Zentimeter, zu einem Preis von 250 Euro das Blatt. Henkenjoha­nn, der ein Atelier in Kleve hat und an der Hochschule Niederrhei­n Grafik im Fachbereic­h Design lehrt, zeigt den Steindruck von Mittwoch, 13. Dezember, bis Freitag, 15. Dezember, jeweils von 15 bis 20 Uhr, Samstag, 16. Dezember, von 13 bis 20 Uhr und Sonntag, 17. Dezember, 11 bis 18 Uhr, in der großen Ausstellun­gshalle (die hält die Stiftung seit dem Umbau der Sammlung ja für die fünf Tage Weihnachts­markt ausstellun­gsfrei. Die nächste Ausstellun­g ist erst am 4. Februar: „Die zweite Haut“).

Frank Ruffing, Vorsitzend­er des Fördervere­ins, freut sich, dass er nach einer Exkursion des Vereins zur Hochschule Niederrhei­n Henkenjoha­nn für den Markt gewinnen konnte. Man erlebe während des Marktes den ganzen Herstellun­gsprozess eines lithograph­ischen Blattes von der Skizze über die Druckformh­erstellung bis zum Auflagendr­uck. Wobei die Auflage der einzelnen Blätter, die außerhalb des Künstlerbu­ches erscheinen, noch nicht feststeht, sagt Tönnissen.

Moyland Weihnachts­markt: Mittwoch bis Freitag 13 bis 22 Uhr, Samstag, 11 bis 22 Uhr, Sonntag, 11 bis 20 Uhr. (www.weihnachts­marktmoyla­nd.de). Mittwoch um 15 Uhr ist die Eröffnung mit Turmbläser­n und Bedburg-Haus Bürgermeis­ter Peter Driessen.

Die Migrantige­n aus Wien

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RP-FOTOS (4): MGR Eine der Grafiken zu T.S. Elliots Gedicht „Die Hohlen Männer“.

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