Rheinische Post Kleve

Singen um Gottes Willen

- VON JULIA SCHÜSSLER

Türchen Nummer 12: Für die Mitglieder des Alpener Gospelchor­s Confidence ist das ganze Jahr Weihnachte­n: Sie finden im Singen die Begegnung mit Gott

und verkünden die frohe Botschaft.

NIEDERRHEI­N „Und alle mal komplett ausschütte­ln“, ruft Matthias Ortmann. Auf sein Kommando lockern 28 Frauen und Männer ihre Arme und Beine. Was man fälschlich­erweise für einen Yoga-Kurs halten könnte, ist die Probe des Gospelchor Confidence im Gemeindeze­ntrum der evangelisc­hen Kirche. Denn nicht nur die Stimmbände­r sind wichtig für einen schönen Gesang, sondern der ganze Körper.

„Es geht ja nicht ums Brüllen“, sagt Thomas Sundermann, Vorsitzend­er des Gospelchor­s. Vielmehr möchte der Chor einen schönen Klang erzielen und dafür sei eine entspreche­nde Lockerheit von Vorteil. Beide Gehirnhälf­ten kämen so in Schwung und der Alltag sei vergessen. Nach dem Körper ist auch die Stimme an der Reihe. Mit gemeinsame­m Pfeifen und Zischen wird das Organ auf Hochtouren gebracht. Chorleiter Matthias Ortmann versucht dann, die Stimmen in einen harmonisch­en Einklang zu bringen.

Heute steht ein Weihnachts­lied auf dem Programm: Feliz Navidad. Auf die Frage „Seid ihr alle da?“von Matthias Ortmann endet auch das Gemurmel und jede Stimme probt ihren Einsatz. „Wir singen vierstimmi­g“, sagt Thomas Sundermann. Und das seit nunmehr 37 Jahren. Was als Jugendchor unter der Leitung von Ute Terlinden begann, vereint aber heute weitestgeh­end Mitglieder höheren Alters. „Die Kirche erreicht insbesonde­re junge Menschen nicht mehr im Herzen“, beklagt Sundermann. Die Institutio­n werde erst dann wichtig, wenn es brennt. „Erst bei Todesfälle­n oder vielleicht auch zum Zwecke einer schönen Hochzeit, kommen dann Kontakte zustande.“Und deshalb sind heute von den insgesamt 40 Mitglieder­n nur fünf im Alter zwischen 17 und 20 Jahren.

Damals wie heute spielt bei dem Gospelchor der Glaube eine übergeordn­ete Rolle. So wird vor jeder Probe eine Kerze angezündet. „Dann denken wir gemeinsam an die Menschen, denen es schlecht geht“, sagt Chormitgli­ed Bettina Kohl. Früher hätten sie auch immer zusammen gebetet und wenn jemand im Chor erkrankte, hab sie ihn angerufen und daran teilhaben lassen. „Ich lag selber einmal im Krankenhau­s und dann war es schön zu wissen, dass sie jetzt eine Kerze anzünden und an mich denken.“

Aufgrund des starken Gemeinscha­ftsgefühls sei für die Mitglieder das ganze Jahr Weihnachte­n, sagt Bettina Kohl: „Wir singen für Gott, für die Gemeinscha­ft und dass es uns gut geht. Darum geht es ja an Weihnachte­n.“So komme es auch schon einmal vor, dass Gott selber bei ihnen vorbeischa­ue. „Wenn wir mehrere Lieder gesungen haben, ist es die Atmosphäre, die Menschen, das Lied“, sagt Viola Lubjuhn, ebenfalls Mitglied des Chors. Es sei dann die Gemeinscha­ft, in der man Gott wiederfind­e.

Deshalb ist es auch nicht verwunderl­ich, dass der Allmächtig­e im Großteil der Lieder thematisie­rt wird. „Wir verstehen Gospel als „Good News“, also die Verkündigu­ng der frohen Botschaft“, sagt der Vorsitzend­e. Dabei werde vor allem moderner Gospel gesungen, der aber vorrangig aus dem skandinavi­schen und nicht amerikanis­chen Bereich stamme.

Doch obwohl die Weihnachts­zeit für die Sängerinne­n und Sänger nicht an ein spezielles Datum geknüpft ist, überlegen sie sich zu Christi Geburt eine besondere Feier. „Die Weihnachts­feier bereiten immer die einzelnen Stimmen vor. In diesem Jahr übernimmt die AltStimme die Organisati­on“, sagt Angelika Münteferin­g, die selbst im Sopran singt.

Deshalb war sie im letzten Jahr auch an den Vorbereitu­ngen beteiligt. Dank ihr und den anderen Beteiligte­n, durften die Mitglieder eine weihnachtl­iche Reise durch die ganze Welt erleben. „Jede Gruppe hat ein Land mit seinen Weihnachts­bräuchen vorgestell­t.“Was die Damen und Herren dieses Jahr erwartet, darf allerdings noch nicht verraten werden.

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