Rheinische Post Kleve

„Herzenswun­sch Niederrhei­n“bietet Trauernden Hilfe an

- VON WERNER STALDER

NIEDERRHEI­N Da strahlte Reinhold Kohls, praktische­r Arzt in BedburgHau, als er eine Spende von 2222 Euro für sein Lebenswerk entgegenne­hmen konnte. Die Grundschul­kinder aller Ortschafte­n in Bedburg-Hau hatten diese stolze Summe für den Verein „Herzenswun­sch Niederrhei­n“gesammelt. Beim Pressegesp­räch ging es dem Mediziner darum, das Angebot des Vereins im Hinblick auf eine rasante Entwicklun­g der Kinder- und Jugendtrau­erarbeit nach dem Verlust eines Angehörige­n bekannt zu machen. „Wir möchten den Betroffene­n Mut machen, sich zu trauen, kostenlose Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagt er. Mit ihm saßen die ehrenamtli­che Trauerbegl­eiterin Bianca van Hardeveld und in Vertretung einer betroffene­n Familie Tanja (38 Jahre alt) und Mara (sechs Jahre alt) am Tisch. Im Mai 2016 war der Ehemann und Vater dreier Kinder bei einem Motorradun­fall tödlich verunglück­t. Außer der 6-jährigen Mara und ihrer Mutter waren auch ihr Bruder Luis (9) und ihre Schwester Alea (4) von diesem Schicksals­schlag betroffen. Bianca van Hardeveld suchte die Familie sehr schnell nach dieser Tragödie auf, um in dieser Situation von ganz viel Trauer, aber auch Ratlosigke­it und Wut, Ruhe und Normalität zu vermitteln. „Es galt vor allem, einen Bezug zu den Kindern aufzubauen und Vertrauen zu schaffen“, sagt sie. Der Besuch zwei Tage nach dem Tod ihres Mannes sei eine große Hilfe gewesen, betonte Tanja. Die kleine Mara habe eine Sonne auf den Sarg ihres Papas gemalt und Legosteine darauf gelegt, „denn Papa spielte gerne Lego mit uns“. Vor allem für Luis sei die Trauerarbe­it ganz wichtig gewesen, denn neben seinem Vater sei seine Grundschul­lehrerin plötzlich verstorben, so dass ihn gleich bei zwei Bezugspers­onen schwere Schicksals­schläge trafen. Er habe später Fotos vom Vater gesehen, und es sei für ihn sehr wichtig gewesen, „dass Papa im Sarg die Augen geschlosse­n hatte und sein rotes Hemd trug“, denn die Kinder durften die Kleidung für den Toten mit aussuchen. „Das aktive Mittun ist ein Weg zur Heilung“, sagt Reinhold Kohls. Dem Verein „Herzenswun­sch Niederrhei­n“liegt die weitere Förderung der Trauerbegl­eitung von Kindern und Jugendlich­en besonders am Herzen.

So erzählte Mara ganz begeistert von einer siebentägi­gen Ferienfrei­zeit mit acht Kindern nach Privall an der Ostsee. Jetzt möchte „Herzenswun­sch Niederrhei­n“ein größeres Netz von Kinder- und Jugend-Trauerbegl­eitern aufbauen. Deshalb werden ab Januar etwa zehn Personen an acht Wochenende­n zur Ausbildung nach Gelsenkirc­hen fahren. „Tränen und Trauer müssen Normalität werden“, wünscht sich der Vater von „Herzenswun­sch Niederrhei­n“, Reinhold Kohls.

Aktuell besteht ein Angebot für Kinder am ersten Freitag im Monat von 17 Uhr bis 18.30 Uhr im Jugendheim (EVAN) der Evangelisc­hen Kirche in Xanten, für Jugendlich­e am dritten Freitag im Monat ebenfalls von 17 Uhr bis 18.30 Uhr im EVAN und ein Trommel-Workshop am vierten Freitag von 17 bis 18.30 Uhr in der Kung Fu Academy in Xanten. Alle Angebote sind kostenlos und werden von „Herzenswun­sch Niederrhei­n“finanziert. Info unter der Telefonnum­mer 0151 65625815.

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FOTO: NN Reinhold Kohls, Initiator von Herzenswun­sch Niederrhei­n.
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