Rheinische Post Kleve

Afrika-Safari mal anders

- VON ALEXANDER TRIESCH

Fabio ter Schmitten liebt die Malerei. Jetzt hat der Schüler von Haus Freudenber­g zusammen mit einem Klever Antiquar seine Werke veröffentl­icht und zeigt: Autisten können einen besonderen Blick für Kunst haben.

KLEVE Wenn Fabio ter Schmitten hört, dass jemand mal wieder Schwein gehabt hatte, wundert er sich. Denn ein Schwein kann der 16Jährige dann nirgendwo sehen. Fabio ist Autist und besucht die Förderschu­le Haus Freudenber­g in Kleve. Im sozialen Umgang hat der Junge aus Emmerich Probleme. Sätze versteht er wortwörtli­ch und erkennt oft nicht, was sie eigentlich bedeuten. Was Fabio allerdings aufs Papier bringt, ist einzigarti­g, da ist sich seine Kunstlehre­rin Anette Keders sicher – so einzigarti­g, dass der Klever Antiquar Helmut van Bebber die Zeichnunge­n von Fabio jetzt als Buch herausgege­ben hat.

In „Abenteuer Klasse 13“malt und beschreibt der Schüler auf zehn Doppelseit­en einen fiktiven Ausflug seiner Klasse in die afrikanisc­he Savanne. „Die Geschichte ist nur eine Fantasie“, sagt Fabio. Ob Giraffen, Elefanten oder Gorillas, alle hat der 16-Jährige farbenfroh und perspektiv­isch korrekt gezeichnet. „Er hat sehr viel Kreativitä­t und eine Menge Ausdauer“, sagt Keders, die Fabio und die Klasse 13 einmal pro Woche im Kunstraum unterricht­et. Hier, im Erdgeschos­s mit Blick über den Schulhof, entstanden die Werke, für die Fabio oft sogar bis nach Unterricht­sschluss in der Schule saß – freiwillig. Insgesamt acht Monate arbeitete er an den Bildern. „Dass jemand so einen Blick fürs Detail hat und dann noch so viel Eigeniniti­ative zeigt, ist wirklich ungewöhnli­ch“, sagt Keders.

Van Bebber, dessen Frau im Haus Freudenber­g unterricht­et, hat diese Begabung schnell erkannt. „Für mich war sofort klar, dass wir aus den Zeichnunge­n etwas machen können. Denn auch hier schlummern Talente“, sagt der Antiquar, der ein Geschäft in Kleve betreibt und die erste Auflage finanziert hat. Zusammen mit dem Drucker Konrad Stüven aus Goch betreut er das Projekt und gab vorerst 50 Exemplare in Auftrag.

Fabio malt nicht nur Tiere, denen man in fernen Ländern begegnen kann, sondern auch Außerirdis­che und Fantasiewe­sen. „Da mach ich einfach meinen Kopf an und dann sind die Bilder einfach da“, sagt er. Wenn Fabio „einfach“sagt, muss klar sein: So einfach und selbstvers­tändlich ist das nicht. „Er malt die Motive nirgendwo ab, sondern hat seinen eigenen Stil entwickelt. Das ist für ihn wirklich beeindruck­end“, sagt Keders. Es ist das erste Mal, dass die Schule Haus Freudenber­g Kunstwerke von Schülern derart prominent bewirbt. „Wir haben manche Zeichnunge­n schon im Museum gezeigt, aber ein Buch hatten wir noch nicht“, erklärt Adelheid Ackermann, Leiterin der Schule. „Es gab bisher nur positives Echo aus dem Kollegium.“Van Bebber plant bereits, weitere Bilder von Fabio zu veröffentl­ichen. „Die Zeichnunge­n mit den Außerirdis­chen, die zum Teil fünf oder mehr Arme haben, sind echt gut geworden“, sagt er.

Ob Fabio sein künstleris­ches Talent nach der Schule zum Beruf machen will, weiß er noch nicht. Am liebsten wäre er später Polizist. „Da gibt es viel Action und man ist ständig mit seinem Partner draußen unterwegs“, sagt Fabio.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Fabio ter Schmitten mit seinem Buch. Im Hintergrun­d Helmut van Bebber, Konrad Stüven, Adelheid Ackermann und Annette Keders (von links).

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