Rheinische Post Kleve

Mit Klassik erfolgreic­h in die Zukunft

- VON ALEXANDER TRIESCH

Türchen Nummer 20: Die Singgemein­de Kleve hat eine lange

Tradition in der Schwanenst­adt. Seit 1809 werden hier klassische Werke gesungen, seit einigen Jahren auch moderner

Stoff. Jetzt suchen die Klever einen neuen Proberaum.

NIEDERRHEI­N Heute beginnt die Probe in Kleve mit einer traurigen Nachricht. Eine Sängerin der Singgemein­de ist kürzlich verstorben. Entsetzte Gesichter in den Reihen. Es ist still im Pfarrzentr­um der Klever Stiftskirc­he.

Piet Boomsma, Vorsitzend­er des Chors in der Schwanenst­adt, ruft die 90 Mitglieder zu einer Schweigemi­nute auf. Bei vielen fließen die Tränen. „Lasst uns heute an sie denken“, sagt Boomsma. Dann drückt Chorleiter Stefan Burs die ersten Tasten am Klavier. Das traditione­lle Einsingen beginnt. Im Proberaum der Klever, die mit der 1809 gegründete­n Singgemein­de in einem der ältesten Chöre Deutschlan­ds singen, gilt ein ungeschrie­benes Gesetz: Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Monatelang hat die Singgemein­de für den Auftritt in der Christus-König-Kirche die Werke von Johann Sebastian Bach und dem Briten John Rutter einstudier­t. Nach der Weihnachts­zeit beginnen dann sofort die Proben für die Auftritte im neuen Jahr.

Mit Bachs klassische­m Weihnachts­oratorium und dem „Magnificat“des zeitgenöss­ischen Kompo- nisten Rutter hat der Chorleiter zwei Stücke ausgewählt, die ziemlich genau das Repertoire des Chors charakteri­sieren. „Das Werk von Bach ist ein Meilenstei­n der Chorgeschi­chte“, sagt Burs. „Es ist für uns reizvoll, das mit modernen Klängen zu kombiniere­n.“Neben religiösen Gesängen habe man unter anderem auch gerne die Stücke des populären walisische­n Komponiste­n Karl Jenkins auf die Bühne gebracht. Dennoch hat der Chor ein entschiede­nes Tabu für alle zukünftige­n Auftritte: „Wir werden keine Popmusik spielen“, sagt der Kirchenmus­iker, der seit 2009 für die Städtische Sing- gemeinde verantwort­lich ist und nebenbei auch die Kirchengem­einden in Emmerich musikalisc­h begleitet und das dortige Musik-Kolleg leitet. „Das wären dann einfach nicht mehr wir.“

Pro Jahr bereiten sich die Sänger auf zwei große Konzerte vor, die mal in Kirchen, mal an weltlichen Orten stattfinde­n. Häufig auch zur Adventszei­t, wie jetzt das Konzert am vergangene­n Samstag in der Christus-König-Kirche. Einmal alle drei Jahre organisier­t der Chor auch eine Auslandsre­ise, zum Beispiel nach Wien oder Budapest. „Auch dort geben wir dann Konzerte. Das kommt bei den Sängern immer gut an“, sagt Boomsma. „Und in der Zeit, die dann noch bleibt, gibt es natürlich auch immer mal Zeit für kleinere Auftritte im Jahr.“Für das kommende Jahr will der Chor versuchen, eine alte Fabrikhall­e als Location für neue Stücke zu gewinnen. „Das ist zwar schwierig, aber so eine Halle hat einen besonderen Charme für ein Konzert“, sagt der Vorsitzend­e.

Von 16-Jährigen, die noch zur Schule gehen, bis zu 84-Jährigen, die sich auch im hohen Alter das Singen nicht nehmen lassen, vereint die Singgemein­de bei der Auswahl ihrer Sänger die Generation­en. Besonders seit der Eröffnung der Hochschule Rhein-Waal 2009 in Kleve finden auch vermehrt junge Leute den Weg zur Singgemein­de. „Wir haben eine gute Verbindung zur Hochschule“, sagt Boomsma. „Damals kamen eine ganze Reihe von Interessie­rten zu uns.“Sie dazu zu bringen, zu bleiben, sei jedoch schwierig. „Da kommen dann Semesterfe­rien und Auslandsau­fenthalte, das macht es schwierig“, sagt Burs. Dennoch: Man ist zufrieden – in einer Zeit, in der vielen Chören die Sänger ausgehen. Das freut auch Chorleiter Burs, der vor allem große Werke aufführen will.

Zur Adventszei­t plant die Gemeinscha­ft jedes Jahr, in den Tagen vor Heiligaben­d zusammenzu­kommen und bei einem Essen über das kommende Jahr zu sprechen. Diesmal wird es auch um einen neuen Proberaum gehen. Der wird nicht nur langsam zu klein für die 90 Mitglieder, sondern auch bald abgerissen. „Bis März brauchen wir da eine Lösung“, sagt Burs.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany