Rheinische Post Kleve

NGG fordert Sozialagen­da

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Die Gewerkscha­ft kritisiert die hohe Zahl an Teilzeitst­ellen in der Region.

KREIS KLEVE (RP) Für die rund 97.000 Beschäftig­ten im Kreis Kleve hängt viel davon ab, wie die politische­n Weichen in Berlin gestellt werden: Wie viel ist künftig in der Lohntüte? Wird Arbeiten in der Nacht oder am Wochenende zur Normalität? Was passiert mit der Rente? Mit Blick auf eine mögliche Neuauflage der Großen Koalition hat die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss- Gaststätte­n (NGG) jetzt eine „Arbeits- und Sozial-Agenda“gefordert. Die NGG Nordrhein richtet einen eindringli­chen Appell an die heimischen Bundestags­abgeordnet­en: „Es muss klar sein, dass die Interessen der Beschäftig­ten nicht unter die Räder kommen.“

Die Arbeitszei­t ist der NGG dabei besonders wichtig: 28.600 Menschen im Kreis Kleve haben nach aktuellen Angaben der Arbeitsage­ntur eine Teilzeit-Stelle – trotz Hochkonjun­ktur. Das sind 35 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Dabei werden 81 Prozent aller Teilzeit-Jobs von Frauen erledigt. Gewerkscha­fter Hans-Jürgen Hufer sieht in den Zahlen einen klaren Auftrag an eine neue Bundesregi­erung: Nötig sei ein verbriefte­s Rückkehrre­cht auf Vollzeit. „Wer seine Arbeitszei­t für die Erziehung der Kinder oder die Pflege der Angehörige­n runterfähr­t, der muss danach auch wieder voll in den Job zurückkehr­en können.“Genau dafür habe bereits ein Gesetz auf dem Tisch gelegen, das jedoch am Widerstand der Union geschei- tert sei. Sollte es wieder zur Koalition von CDU/CSU und SPD kommen, dürfe diese „Von-Teilzeit-zuVollzeit-Garantie“nicht noch einmal verschlepp­t werden. Auch die Aufweichun­g des Arbeitszei­tgesetzes, wie sie Arbeitgebe­rverbände fordern, lehnt die NGG Nordrhein strikt ab. „13-Stunden-Tage und Dauer-Verfügbark­eit per Smartphone können nicht die Arbeitswel­t von morgen sein. Wer flexible Arbeitszei­ten braucht, kann sie per Tarifvertr­ag regeln“, sagt Hufer.

Nötig sei zudem ein kräftiger Nachschlag beim Mindestloh­n. „Wir brauchen einen zweistelli­gen Euro-Betrag als unterste Lohngrenze. Das geht nur, wenn dahinter auch ein deutlicher politische­r Wille steht. Genau das erwarten Mindestloh­n-Empfänger von der neuen Bundesregi­erung“, macht Hufer deutlich.

Ganz oben auf die Agenda gehöre auch ein Plan, um die Krankenver­sicherung auf neue Füße zu stellen. Die „Zwei- Klassen-Medizin“müsse ein Ende haben. Nötig sei eine solidarisc­he Bürgervers­icherung, in die alle – auch Beamte und Selbststän­dige – einzahlten. Für ein solches Modell hatte sich zuletzt die SPD starkgemac­ht. Hufer: „Die nächste Bundesregi­erung hat die Chance zum Umsteuern. Gut gefüllte Haushaltsk­assen bieten den Spielraum für Reformen, von denen die Beschäftig­ten heute, aber auch die der nächsten Generation etwas haben.“

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FOTO: NN 28.600 Menschen im Kreis Kleve haben einen Teilzeit-Job.

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