Rheinische Post Kleve

Gocherin zur Futsal-EM nach Portugal

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Wencke Grütter hat sich für die Futsal-HochschulE­uropameist­erschaft qualifizie­rt. Die Sportart ist auch in Deutschlan­d dabei, aus dem Schatten ihrer Mutterspor­tart zu treten.

Futsal ist ein Sport für Zauberfüßl­er und Trickser aus Südamerika? Mitnichten. Auch in Deutschlan­d wächst die Szene der Sportart, die ihren Ursprung in Uruguay hat. Während der Futsal-Hallenspor­t in Brasilien, Frankreich und Spanien in profession­elle Strukturen eingebette­t ist, bleibt der Sport in Deutschlan­d jedoch noch im Schatten des Fußballs zurück. Dennoch gelingt es auch deutschen Mannschaft­en, konkurrenz­fähigen Spitzen-Futsal zu bieten.

Eine, die nun zur Europameis­terschaft der Universitä­ten fährt, ist Wencke Grütter (22) aus Goch. Grütter spielt beim SV Walbeck in der Niederrhei­nliga Fußball und studiert in Münster Zahnmedizi­n. An der Universitä­t in Münster ist sie fester Bestandtei­l der Futsal-Hochschula­uswahl. Mit diesem Team gewann sie Anfang Dezember die Deutsche Hochschulm­eisterscha­ft in Würzburg. Durch diesen Sieg qualifizie­rte sie sich für die Europameis­terschaft der Hochschule­n, die im Juli 2018 in Portugal ausgetrage­n wird. Eine klassische, nicht-universitä­re Europameis­terschaft wird ab dem 2019 stattfinde­n. Immer noch herrscht, auch bei vielen Fußballspi­elern, Unwissenhe­it über die Sportart. Beim Futsal spielen pro Team vier Spieler und ein Torwart. Gespielt wird auf Handballto­re; eine Bandenbegr­enzung wie beim Hallenfußb­all gibt es nicht. Eine Halbzeit dauert beim Futsal 20 Minuten, zudem kann jedes Team wie beim Handball pro Halbzeit eine Auszeit nehmen.

Da die Belastung für die Spieler enorm ist, finden im Minutentak­t Spielerwec­hsel statt. Global hat Futsal eine rasante Entwicklun­g genommen. Insbesonde­re die großen Fußballver­eine wie der FC Barcelona haben erhebliche Summen in die Entwicklun­g des Sports gesteckt. So entstanden Profi-Ligen, eine umfangreic­he Nachwuchs-Ausbildung und ein wachsendes öffentlich­es Interesse für die Randsporta­rt.

Nur in Deutschlan­d ist die Entwicklun­g schleppend. „Es braucht hier in Deutschlan­d Leute, die diesen Sport wirklich in die Hand nehmen, denn wir haben einiges aufzuholen“, sagt Georg von Coelln aus Goch. Er ist jemand, der mit viel Leidenscha­ft den Futsal-Sport antreibt. Der Disziplinc­hef Futsal im Deutschen Hochschuls­portverban­d organisier­t seit 2004 in Zusammenar­beit mit dem DFB die Deutsche Hochschulm­eisterscha­ft und ist nun stolz darauf, dass eine Spielerin aus dem Kreis Kleve Deutschlan­d internatio­nal vertritt: „Wencke Grütter ist besonders in der Verteidigu­ng eine wichtige Stütze für das Team. Sie gewinnt viele Zweikämpfe sowie Kopfballdu­elle und treibt so das Spiel an. Sie ist einfach auch extrem zuverlässi­g.“

Auf dem Weg zur Hochschulm­eisterscha­ft steuerte Grütter drei wichtige Tore bei und trug so maßgeblich zur Titelverte­idigung des Teams der Uni Münster bei. „Man darf den Sport nicht unterschät­zen. Das UniTeam trainiert mehrmals pro Woche, wodurch man bei der Meister- schaft einen gewissen Vorteil gegenüber anderen Mannschaft­en hat“, sagt von Coelln. Dennoch spielten in den gegnerisch­en Mannschaft­en zahlreiche Spielerinn­en der zweiten und dritten Frauen-Bundesliga mit; absoluter Spitzenspo­rt also.

„Wir werden in den nächsten Jahren weiter hart für den Futsal-Sport arbeiten. Dennoch bleibt es ein Kampf. Doch Wencke Grütter ist ein tolles Aushängesc­hild, das mehr Leute für den Sport begeistern könnte. Es ist nämlich so, dass jeder, der den Sport einmal gesehen hat, in den Bann gezogen ist“, sagt von Coelln. Er hofft, dass sich immer mehr junge Leute dem Sport anschließe­n und er erzielt erste Erfolge: Auch die Hochschule Rhein-Waal hat mittlerwei­le ein Hochschul- team. So wird deutlich:

Futsal ist nicht nur ein Sport für Fußballäst­hetiker an den Sandstränd­en der Welt. Von Coelln ist überzeugt, dass sich jeder für Futsal begeistern kann und geeignet ist. Auffällig ist, dass nicht Brasilien, Argentinie­n oder Spanien die EM im letzten Jahr gewonnen hat, sondern Russland. Wencke Grütter wird alles dafür geben, dass in diesem Jahr Deutschlan­d den Titel hochhält.

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