Rheinische Post Kleve

Mullahs drohen mit der Todesstraf­e

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Mindestens 21 Menschen sterben bei den anhaltende­n Protesten im Iran.

BERLIN/TEHERAN (may-) Mit jedem Tag der Proteste im Iran steigt die Zahl der Todesopfer. Zugleich mehren sich die Ankündigun­gen harter Gegenreakt­ionen. Gestern waren bereits vor dem Beginn weiterer, für den Abend erwarteter Demonstrat­ionen landesweit mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Hauptstadt Teheran wurde von 450 Festnahmen berichtet. Die Revolution­sgerichte kündigten gegen die „Drahtziehe­r“der Proteste Anklagen unter anderem wegen „Kriegsführ­ung gegen Gott“an. Darauf steht die Todesstraf­e.

Die Demonstrat­ionen hatten sich in der Stadt Maschhad aus Protest gegen Benzinprei­serhöhunge­n entzündet und sich vor allem auf die schlechte wirtschaft­liche Situation breiter Gesellscha­ftsschicht­en bezogen. Sie breiteten sich jedoch schnell auf viele weitere iranische Städte aus und wenden sich inzwischen auch gegen die aggressive Außenpolit­ik, die klerikalen Strukturen sowie Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Hassan Ruhani persönlich. Hatte Ruhani zunächst noch Verständni­s für die Proteste signalisie­rt, beschuldig­te Chamenei nun „Feinde des Irans“im Ausland, die Unruhen ausgelöst zu haben.

Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) äußerte sich „sehr besorgt“über die jüngste Entwicklun­g im Iran. Er appelliert­e an die iranische Regierung, die Rechte der Demonstran­ten zu respektier­en. Es sei nach der Konfrontat­ion der vergangene­n Tage umso wichtiger, allseits von ge- waltsamen Handlungen Abstand zu nehmen.

Dem Außenexper­ten der Grünen, Omid Nouripour, ging dies nicht weit genug. Es sei zwar richtig, das Atomabkomm­en mit dem Iran schützen zu wollen. „Das darf aber nicht dazu führen, dass zur Menschenre­chtslage im Land geschwiege­n wird“, sagte Nouripour. Der FDP-Außenpolit­iker Bijan Djir-Sarai forderte, dass die Bundesregi­erung die iranische Führung dazu auffordert, die Gewalt gegen Demonstran­ten zu stoppen. „Die hohe Arbeitslos­igkeit, Korruption und die Unterdrück­ung sind für die Menschen im Iran unerträgli­ch geworden“, sagte Djir-Sarai.

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