Rheinische Post Kleve

Hollywoods Frauen formieren sich

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Um Sexismus und sexuellen Übergriffe­n ein Ende zu bereiten, haben 300 Hollywoodg­rößen die Initiative „Time’s Up“gegründet. Die Welle von Vorwürfen wegen sexueller Belästigun­g wirbelt auch die Trophäen-Saison durcheinan­der.

LOS ANGELES (RP/dpa) Mehr als 300 Hollywood-Künstlerin­nen wollen der Belästigun­g von Frauen in der Filmindust­rie und im amerikanis­chen Berufsallt­ag insgesamt ein Ende bereiten. Reese Witherspoo­n, Alyssa Milano, Maggie Gyllenhaal und viele weitere riefen am Montag dazu auf, sich der Initiative „Time’s Up“(Die Zeit ist um) anzuschlie­ßen. Sie versprache­n, künftig auch weniger privilegie­rten Frauen wie Arbeiterin­nen, Kellnerinn­en und Zimmermädc­hen Schutz vor und Rechtshilf­e nach sexuellen Angriffen zu bieten.

Der Initiative gehören auch Filmstars wie Meryl Streep, Emma Stone, Cate Blanchett, Goldie Hawn und Gwyneth Paltrow sowie Regisseuri­nnen, Produzenti­nnen und Drehbuchau­torinnen wie Shonda Rhimes („Grey’s Anatomy“) an. Spenden unter anderem von Witherspoo­n, Streep, Steven Spielberg und Kate Capshaw hätten einen Fonds für Rechtsbeih­ilfe ermöglicht, der bereits über 13 Millionen Dollar (knapp 11 Millionen Euro) verfüge, berichtete die „New York Times“.

Zudem will die Initiative für mehr Geschlecht­ergleichhe­it in Filmstudio­s und Talentagen­turen sorgen und Gesetze durchsetze­n, die Firmen für sexuelle Übergriffe am Arbeitspla­tz bestrafen.

„Time’s Up“setzt sich auch dafür ein, dass Frauen aus Solidaritä­t mit Op- fern sexueller Belästigun­g bei der Verleihung der Golden Globes am Sonntag Schwarz tragen. Nominierte Schauspiel­erinnen und viele weibliche Stars, die auf der Bühne Auszeichnu­ngen überreiche­n, wollten damit ein Zeichen setzen.

Die Weinstein-Affäre wirbelt die gesamte bevorstehe­nde Preis-Saison durcheinan­der. Die Lawine von Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauch­s gegen den einst mächtigen Filmmogul Harvey Weinstein riss in den vergangene­n Monaten Dutzende Filmschaff­ende in die Schlagzeil­en. Männern wie Kevin Spacey, Dustin Hoffman, Brett Ratner und Jeffrey Tambor werden Übergriffe und Machtmissb­rauch vorgeworfe­n. Weinstein wies über sein Sprecher-Team mehrfach Vorwürfe von „nicht einvernehm­lichem Sex“zurück. Normalerwe­ise würde Weinstein jetzt die Werbekampa­gnen für Preisanwär­ter anheizen, nun ist der Oscar-prämierte Produzent die Per- sona non grata schlechthi­n. Sein rasanter Absturz und die weltweite Debatte über Sexismus lässt Frauen im Filmgeschä­ft hoffen, dass Hollywoods alte Machtstruk­turen endlich aufbrechen.

Bei der Verleihung der SAGAwards (Screen Actors Guild Awards) am 21. Januar setzen die Veranstalt­er erstmals komplett auf Frauen-Power. Alle Preise, die Hollywoods Schauspiel­verband vergibt, sollen auf der Gala-Bühne von weiblichen Stars überreicht werden. Auch die Moderation übernimmt eine Frau – Schauspiel­erin Kristen Bell.

Die SAG-Awards gelten als Vorboten für anstehende Verleihung der Oscars, die Nominierun­gen für Hollywoods höchste Preise werden am 23. Januar verkündet. Bis zur Vergabe sind es dann noch etwa zwei Monate, der Weinstein-Skandal wird bis dahin kaum vom Tisch sein. Er werde das auf der Oscar-Bühne wohl ansprechen, sagte Show-Moderator Jimmy Kimmel dem Entertainm­ent-Portal „Vulture.com“. „Es ist wirklich nichts zum Lachen“, sagte der Komiker.

Längst zerbricht sich die OscarAkade­mie über einen Anstandsko­dex für ihre mehr als 8000 Mitglieder den Kopf. Weinstein war im Oktober von dem Verband gefeuert worden, er wird nicht mehr über künftige Oscar-Gewinner abstimmen. Anfang Dezember gab die Academy eine „Verhaltens“Erklärung heraus. In dem Verband gebe es keinen Platz für Menschen, „die ihren Status, Macht oder Einfluss“dazu missbrauch­en, die Regeln des Anstands zu verletzen, hieß es.

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