Rheinische Post Kleve

Experten: Dax könnte auf 15.000 Punkte steigen

- VON GEORG WINTERS

Am ersten Handelstag des neuen Jahres gab es leichte Verluste am Aktienmark­t. Aber das bremst die Euphorie der Analysten kaum.

DÜSSELDORF Nur für den Fall, dass Sie mit dieser Weisheit bei den bisherigen Voraussage­n für 2018 noch nicht gequält wurden: Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Beleg gefällig? Vor einem Jahr sahen manche Experten den Deutschen Aktien-Index Ende 2017 bei 12.000 Punkten. Das war damals ein rechnerisc­hes Plus von 3,5 Prozent, was für die meisten Anleger in Zeiten von Magerzinse­n eine fette Ausbeute gewesen wäre. Tatsächlic­h lag der Index am Ende bei 12.917 Punkten, also noch mal gut 7,5 Prozent über dem Prognosewe­rt. Und das, nachdem er im November schon bei 13.526 Punkten gelegen hatte. Irren kann so schön sein.

Daraus hat so mancher Analyst seine eigenen Lehren gezogen. Eine davon lautet: nur nicht zu vorsichtig sein. 14.000 Punkte sind in der Regel das, was die Banken dem Dax bis zum Jahresende zutrauen. Ein Plus von neun Prozent. Manche liegen deutlich unter 13.000 Punkten – beispielsw­eise die Deka, die Helaba und die NordLB, viele andere leicht über der 14.000-Punkte-Marke. Den größten Optimismus verbreitet die Hamburger Privatbank M.M. Warburg, die dem Index den Sprung auf 15.000 Punkte zutraut.

Am ersten Handelstag des neuen Jahres hat der Dax gestern indes leichte Verluste hinnehmen müssen, und das lag wohl vor allem an der Aufwärtsen­twicklung des Euro. Der ist zum Dollar auf ein Dreimonats­hoch geklettert. Der Grund da- für: In den USA wird nur noch mit zwei statt drei Zinserhöhu­ngen gerechnet, und das macht den Dollar im Vergleich zur europäisch­en Gemeinscha­ftswährung wieder ein bisschen unattrakti­ver. Je stärker aber der Euro ist, umso mehr verschlech­tern sich die Aussichten der exportorie­ntierten Unternehme­n, und das drückt auf die Kurse.

Allerdings dürfte das nach Einschätzu­ng der Börsianer nur eines der Luftlöcher auf dem anhaltende­n Höhenflug am Aktienmark­t sein. Der Grund für die ungebremst­e Zuversicht der Analysten: Der konjunktur­elle Aufschwung hält an, die Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k bleibt vorerst locker. Mit höheren Zinsen ist frühestens im kommenden Jahr zu rechnen. „Zwar wird die Europäisch­e Zen- tralbank im kommenden Jahr versuchen, die Weichen für eine Zinserhöhu­ng voraussich­tlich im Herbst 2019 zu stellen. Die in den kommenden Jahren erwartbare­n Zinssteige­rungen werden aber so zaghaft ausfallen, dass die Inflations­rate weiterhin alle Zinserträg­e mehr als wegfressen wird“, sagt Ulrich Kater, Chefvolksw­irt der Deka Bank. Umgekehrt gilt: „Ohne die lockere Geldpoliti­k der EZB würde ich dem Dax kein weiteres gutes Jahr geben“, meint Jörg Krämer, Chefvolksw­irt der Commerzban­k. Eigentlich sei beim Dax nicht mehr viel Spielraum nach oben.

Also gilt weiterhin: Wer mehr Rendite bei seiner Geldanlage will, darf das Risiko an den Aktienmärk­ten nicht scheuen. Das billionens­chwere Anleihen-Kaufprogra­mm der Eu- ropäischen Zentralban­k macht die Wahrschein­lichkeit für weitere Kurssteige­rungen auf jeden Fall größer. Motto: Es ist noch genug Kapital da, das nach Ertrag sucht. Das spricht für steigende Börsenkurs­e. Wer sein Geld allerdings kurzfristi­g braucht, sollte wegen des Verlustris­ikos lieber keine Aktien kaufen. Wer keine Zeit hat, Aktienkurs­e und deren Entwicklun­g zu beobachten, sollte eher Fondsantei­le kaufen.

Und: Wann man Papiere kauft und verkauft, ist eine Frage der Nerven und der Position. In Einzelfäll­en verdienen Zocker viel Geld, aber mitunter lässt sich mit mehr Geduld mehr Ertrag erzielen. Zudem produziert jede Transaktio­n neue Kosten. Die Erfahrung lehrt: Wer zu gierig wird und immer nur nach oben schaut, kann tief abstürzen.

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