Rheinische Post Kleve

Der Fußball-Winter ist schon vorbei

- VON ROBERT PETERS

Heute nimmt als letzter Bundesligi­st Borussia Dortmund die Vorbereitu­ng auf den Rückrunden­start auf.

DÜSSELDORF Früher war bestimmt nicht alles besser. Auch im Fußball nicht. Das könnten diejenigen bestätigen, die jetzt über die kurze Winterpaus­e bei den Profis jammnern, wenn sie im dicken Geschichts­buch der Bundesliga mal bis zur Saison 1964/65 zurückblät­tern. Im zweiten Spieljahr der Profiliga begann die Pause am 17. Dezember, und am 2. Januar ging es weiter. Gejammert wurde damals auch, allerdings eher über das Wetter, das so ähnlich war wie heute. Es regnete, und die Temperatur­en waren für die Jahreszeit zu mild.

Fragen und Antworten zur Winterpaus­e 2017/18. Warum ist die Pause in diesem Jahr so kurz? Das liegt an der FußballWel­tmeistersc­haft in Russland. Vom 14. Juni bis 15. Juli findet das wichtigste Turnier statt. Selbstvers­tändlich mit dem locker qualifizie­rten Titelverte­idiger Deutschlan­d, der die Krone des Weltfußbal­ls natürlich verteidige­n will. Dazu sind ein paar Wochen Vorbereitu­ng dringend notwendig. Und weil im späten Frühling auch noch die Endspiele in den europäisch­en Wettbewerb­en und im DFB-Pokal auf dem Programm stehen, muss die Liga am 12. Mai beendet sein. Zwischen dem letzten Hinrunden-Spieltag und dem ersten Rückrunden-Spieltag (12. Januar) liegen deshalb nur knapp vier Wochen. Was machen die Bundesligi­sten? Der Trend zum Kurztrip in den Süden ist zumindest vorerst gestoppt. Acht von 18 Klubs finden, dass die klimatisch­en Bedingunge­n Ausflüge ins vermeintli­ch wärmere Ausland überflüssi­g machen: Leipzig, Leverkusen, Mönchengla­dbach, Hoffenheim, Hertha BSC, Hannover, Mainz und Köln. Darüber hinaus glauben ihre Manager, dass der Aufwand für Reisen, der damit verbundene Stress und die Kürze des Aufenthalt­s in südlichere­n Gegenden in keinem Verhältnis zum Ertrag stehen. Der Rest tummelt sich in Spanien; nur die Bayern tanzen aus der Reihe. Der Meister fliegt für fünf Tage nach Katar. Ein echtes Vorbereitu­ngstrainin­g wird das nicht. Die Reise dient eher der Sponsorenp­flege. Zum Glück gibt es sogar noch politische­n Beistand. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) glaubt, dass sich durch den Besuch der Bayern die beklagensw­erte Lage der Arbeiter auf den WM-Baustellen bessere, weil Katar ins Blickfeld rücke. So hat Bayerns Klubchef Karl-Heinz Rummenigge den strapaziös­en Abstecher ins Emirat dankbar gerechtfer­tigt. Wie sieht das Trainingsp­rogramm aus? An den Grundlagen kann und muss nicht mehr gearbeitet werden. Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes hat wie die meisten seiner Kollegen den Spielern ein Vier-Tages-Programm für die Heimarbeit vor den Festtagen mit in den kurzen Urlaub gegeben. „Danach ist es ganz gut, wenn die Spieler mal für eine Woche abschalten können“, sagt Heynckes. Wer hat neue Spieler? Gleich drei Klubs werden versuchen (müssen), neues Angriffspe­rsonal einzuspiel­en. Sandro Wagner ist als Zweitbeset­zung hinter Mittelstür­mer Robert Lewandowsk­i bei den Bayern vorgesehen. „Ich bin heiß auf meine Aufgabe. Ich werde voll angreifen“, verspricht Wagner. So was hört der Trainer gern. Mario Gomez ist aus Wolfsburg in die Stuttgarte­r Heimat zurückgeke­hrt. „Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, sagt er. Er kämpft im Fernduell mit Wagner um einen Platz in Joachim Löws WM-Kader. Solche Ambitionen hat Simon Terodde nicht. Er ging von Stuttgart zum Tabellenle­tzten Köln. Und er hat auch noch nichts gesagt. Wie sieht die Pause im Ausland aus? Die Spanier haben noch bis unmittelba­r vor Weihnachte­n gespielt. Nach zwei Wochen Spielpause ste- hen sie am Wochenende wieder in der Meistersch­aft. Die Italiener vertrieben sich die Zeit über die Festtage mit Pokalspiel­en. Und die Engländer spielen eigentlich immer. Das Wort Winterpaus­e kennt dort niemand. Was fehlt durch die kurze Pause? Wo wenig Urlaub ist, gibt es auch kaum Gelegenhei­t, die Ferien zu überziehen. Und weil bis auf Dortmund, das heute die Arbeit wieder aufnimmt, alle Teams wieder im Hamsterrad stecken, fehlen zu diesem Jahreswech­sel die schönen Geschichte­n von Brasiliane­rn und Afrikanern, die zufällig mal wieder das Flugzeug in die Arbeitshei­mat verpasst haben. Es fehlen deshalb auch die einfallsre­ichen Begründung­en, ein wenig öffentlich­er Aufruhr und ein paar saftige Geldstrafe­n. Das ist natürlich schade.

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FOTO: DPA Frühstarte­r: Die Profis von Eintracht Frankfurt starteten schon zwei Tage vor Silvester wieder ins Training.

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