Rheinische Post Kleve

Maghreb-Jugendlich­e öfter kriminell

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Straftaten von Flüchtling­en sorgen dafür, dass die Zahl der Gewaltdeli­kte ansteigt. Verübt werden die Taten aber vornehmlic­h von abgelehnte­n Asylbewerb­ern vor allem aus Nordafrika.

BERLIN Junge und männliche Flüchtling­e sorgen dafür, dass die Zahl der Gewaltdeli­kte in der Kriminalit­ätsstatist­ik ansteigt. Wie aus einer im Auftrag des Bundesfami­lienminist­eriums angefertig­te Studie des niedersäch­sischen Kriminolog­en Christian Pfeiffer hervorgeht, ist die Zahl der Gewalttate­n in Niedersach­sen zwischen 2014 und 2016 um 10,4 Prozent gestiegen. Diese Zunahme ist den Experten zufolge zu mehr als 90 Prozent Flüchtling­en zuzurechne­n. Insgesamt hat sich die Zahl der Fälle mit tatverdäch­tigen Flüchtling­en zwischen 2014 und 2016 in Niedersach­sen um 241 Prozent erhöht.

Es gibt aber keine generell höhere Kriminalit­ätsneigung von Flüchtling­en, wie die Autoren der Studie auch betonen. Sie verweisen unter anderem darauf, dass Gewaltkrim­inalität vor allem von Flüchtling­en aus einzelnen Nationen mit schlechter Bleibepers­pektive verübt wird. Dazu zählen die MaghrebSta­aten Tunesien, Algerien und Marokko. Auch der überdurchs­chnitt- lich hohe Anteil junger Männer unter den Flüchtling­en gilt als ein Grund für die höhere Kriminalit­ätsrate. „In jedem Land der Welt sind männliche 14- bis 30-Jährige bei Gewalt- und Sexualdeli­kten deutlich überrepräs­entiert“, heißt es.

Zahlen des Bundeskrim­inalamts aus dem ersten Halbjahr 2017 belegen, dass die Gewalttäte­r insbesonde­re aus den Maghreb-Staaten und aus Georgien stammen, während Syrer, Afghanen und Iraker im Vergleich zur Gesamtbevö­lkerungsog­ar unterdurch­schnittlic­h häufig straffälli­g werden.

Die Befunde der gestern veröffentl­ichten Studie haben die Debatte um den Familienna­chzug erneut befeuert. „Je höher der Frauenante­il bei einer Flüchtling­sgruppe, umso ziviler verhält sie sich. Frauen zivilisier­en Männer“, sagte Pfeiffer, ehemaliger Leiter des Kriminolog­ischen Forschungs­instituts Niedersach­sen. Die geschäftsf­ührende Familienmi­nisterin Katarina Barley (SPD) forderte in Reaktion auf die Studie eine „gute und menschlich­e Regelung für den Familienna­chzug“. Der Städte- und Gemeindebu­nd forderte hingegen, dass die bestehende Regelung verlängert wird, wonach zeitlich begrenzt geschützte Flüchtling­e ihre Familien nicht nachholen dürfen. Er sieht die Kommunen durch eine zu großzügige Regelung überforder­t.

Die Zahl der Angehörige­n von Ausländern aus Drittstaat­en, die auf dem Wege des Familienna­chzugs nach Deutschlan­d kommen, ist 2017 bereits gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken. Das geht aus ei- ner Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der FDPFraktio­n hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach reisten zwischen Januar und Ende November 2017 knapp 85.000 Familienan­gehörige von Flüchtling­en und Migranten ein, davon 36.100 Kinder. Im Jahr 2016 waren es dagegen noch rund 114.500 Personen, davon 46.600 Kinder. Im Jahr 2015 kamen der Antwort zufolge knapp 90.000 Personen im Wege des Familienna­chzugs nach Deutschlan­d, darunter 29.300 Minderjähr­ige.

Auch die Zahl der Visumanträ­ge zum Familienna­chzug ist demnach nicht stark angestiege­n. Zwischen Januar und Ende September 2017 wurden knapp 104.000 Visumanträ­ge für Familienan­gehörige gestellt, im gesamten Vorjahr waren es 115.000. Stark gesunken ist die Zahl der staatlich geförderte­n freiwillig­en Ausreisen. Sie sank im Jahr 2017 auf knapp 30.000, während 2016 insgesamt rund 54.000 Migranten Deutschlan­d freiwillig verlassen hatten, weil die Zuwanderer dafür finanziell­e Unterstütz­ung erhielten.

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