Enthüllung
Enthüllungen können feierlich sein, und Enthüllungen können fies sein. In jedem Fall legen sie etwas bis dahin Unbekanntes oder absichtlich Verborgenes frei: Gebäude, Denkmäler, Frauenkörper – oder eben Skandale. So wie das Buch von Michael Wolff, das gestern erschien. Das aufsehenerregende 300-Seiten-Werk „Fire and Fury“(„Feuer und Zorn“) ist eine Art Abrechnung mit Donald Trump und birgt pikante Details über sein Leben in Hülle und Fülle – etwa dass ihm das Weiße Haus Angst mache und er alleine schlafe. „Fire and Fury“wird nun als das Enthüllungsbuch angepriesen. Ent-Hüllung geht im Übrigen auf den mittelalterlichen Begriff „hulla“zurück: das Wort für Schleier. Und eine Ent-Schleierung kann dem muslimfeindlichen US-Präsidenten ja eigentlich nur recht sein. jra
sierung und Digitalisierung haben die Welt beschleunigt. Dem rasanten Tempo aus Asien und den USA scheint Europa vielfach nicht gewachsen. Doch die Probleme bei Intel & Co. zeigen: Manchmal ist das auch gut so.
verstieß. Facebook und Co. transferierten Daten europäischer Kunden so lange in die USA, bis ein Datenschützer sie mit einer Klage stoppte.
Vorpreschen, Fakten schaffen und, wenn man auffliegt, Demut zeigen – mit dieser Strategie haben US-Digitalkonzerne große Teile der Welt erobert. Schon ist vom „digitalen Darwinismus“die Rede, davon, dass die Veränderungen durch die Digitalisierung in einer so rasanten Geschwindigkeit ablaufen werden, dass viele etablierte Firmen sich nicht schnell genug anpassen können. Denn die Angreifer kommen ja nicht nur aus den USA, sondern immer häufiger auch aus China, dem anderen Land mit dem Anspruch einer Weltmacht-Rolle.
Dem rasanten Tempo aus Asien und den USA scheint Europa vielfach nicht mehr gewachsen. Über Jahrhunderte wurden Kriege geführt, ohne dass dauerhaft eine Großmacht entstand. Die Vielstaaterei hat dazu geführt, dass nicht die Expansion, sondern die Effizienz zum Leitmotiv wurde. Während US-Unternehmen auf Ausdehnung setzten, wurde Deutschland zum Land der Optimierer.
Ingenieurtechnische Meisterleistungen haben das Label „Made in Germany“berühmt gemacht. Den Aktienindex Dax dominieren Konzerne, die sich auf komplexe Produkte spezialisiert haben: Daimler, BMW und Continental (Auto), Siemens, Fresenius (Medizintechnik) oder auch Bayer, BASF, Henkel, Merck (Chemie und Pharma). Gleichzeitig sind dadurch Technologie-Bereiche entstanden, bei denen es auf Schnelligkeit ankommt, in denen deutsche oder europäische Firmen weltweit kaum noch eine Rolle spielen – zum Beispiel bei der Softwareentwicklung.
Viele deutsche Unternehmen versuchen momentan, sich dem Tempo der Start-ups anzupassen. Grundsätzlich ist das richtig und notwendig, doch sie sollten nicht übertreiben. Denn am Ende muss beim Zauberlehrling der alte Meister die Geister wieder in die Schranken weisen. Es ist eine Rolle, die am Ende auch zu manchem deutschen Konzern aufgrund seiner Fähigkeiten besser passen könnte.