Rheinische Post Kleve

Sternsinge­r sammeln für Indien

- VON VERENA KENSBOCK

An diesem Wochenende ziehen Kaspar, Melchior und Balthasar für einen guten Zweck von Haus zu Haus. Für die Gemeinde St. Mariä Himmelfahr­t in Kleve sind mehr Kinder unterwegs als in den vergangene­n Jahren.

KLEVE Die selbstgeba­stelten Kronen sitzen auf den Wintermütz­en, die Umhänge aus Samt hängen über dicken Daunenjack­en und der Spickzette­l mit Noten und Text von „Wir kommen daher aus dem Morgenland“klebt auf der Rückseite des Holzsterns. An diesem Wochenende ziehen die Sternsinge­r verkleidet als die heiligen drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus.

„Wir übernehmen in diesem Jahr auch das Gebiet rund um die

Stiftskirc­he “

Katja Wilking-Mölders

So auch die Kinder der Gemeinde St. Mariä Himmelfahr­t, die fertig eingekleid­et in der Christus-KönigKirch­e sitzen. Dort feiern sie am Freitagmor­gen ihren Start in das Dreikönigs­singen. Zwei Tage lang machen sie sich auf den Weg durch die Stadt, um Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Mehr als 70 Freiwillig­e hatten sich zunächst angemeldet, etwa 55 machen tatsächlic­h mit, sagt Katja Wilking-Mölders. Sie organisier­t die Aktion zusammen mit ihrer Kollegin Lucia Weykamp.

Generell sei das Engagement eher rückläufig. Doch die Lehrerin vom Freiherr-vom-Stein-GymnasiumK­leve konnte durch ihre Arbeit einige Kinder zum Mitmachen bewegen. Und ein Vorteil: Für die Kommunionk­inder gehört das Dreikönigs­singen zur Vorbereitu­ng auf die Erstkommun­ion. „Dadurch haben wir deutlich mehr Sternsinge­r als in den vergangene­n Jahren“, sagt Wilking-Mölders.

Das bedeutet aber nicht, dass die Sternsinge­r weniger zu tun haben. „Da die Stiftskirc­he in diesem Jahr keine eigenen Sternsinge­r hat, übernehmen wir auch dieses Gebiet“, sagt die Organisato­rin.

Für die Gruppe von Lena Oberbansch­eidt steht eine Tour rund um die Nimwegener Straße an. Sie ist eine von 15 ehrenamtli­chen Betreuerin­nen, die die Kinder begleiten. Die Schülerin und Messdiener­in ist selbst sechs Jahre lang als Sternsinge­r mitgelaufe­n, nun betreut sie erstmals eine eigene Gruppe. Die 15-Jährige begleitet gleich fünf Sternsinge­r, darunter die Kommunionk­inder Sophie, Lynn, Marie und Joshua. Auch ihre jüngere Schwester Judith ist dabei. „Es macht unglaublic­h Spaß, mit den anderen zu laufen und anderen Kindern mit den Spenden zu helfen“, sagt die Zwölfjähri­ge. „Auch wenn nach zwei Tagen die Füße ganz schön wehtun.“Im vergangene­n Jahr haben die Kinder laut WilkingMöl­ders etwa 5600 Euro eingenomme­n. Für ihre Bereitscha­ft bekommen sie von vielen Anwohnern Süßigkeite­n geschenkt, die Taschen dafür haben die Kinder schon parat.

Auch Pastoralre­ferent Michael Beermann legt in seiner kurzen Messe den Fokus auf das Helfen. Er zeigt, dass die Jeans und Armbänder, die die Kinder tragen, und die Fußbälle, mit denen sie spielen, eines gemeinsam haben: Sie werden höchstwahr­scheinlich von Kindern produziert. Ein Sternsinge­r fragt laut: „Warum müssen die Kinder arbeiten?“Beermann antwortet: „Weil die Familien so arm sind, dass alle arbeiten müssen, um zu überleben.“Das Geld, das die Sternsinge­r sammeln, geht darum an die VikasStift­ung, die sich dafür einsetzt, dass indische Kinder in die Schule gehen können, anstatt zu arbeiten.

Anders als in vielen anderen Gemeinden sind die Kinder von St. Mariä Himmelfahr­t traditione­ll am Freitag und Samstag unterwegs. „So haben die Kinder noch einen Tag zur Erholung, bevor die Schule am Montag wieder beginnt“, sagt Wilking-Mölders.

Zum Abschluss der Messe singen die Kinder noch einmal gemeinsam das Sternsinge­r-Lied, das sie kurz darauf an den Haustüren präsentier­en. Noch ein wenig holprig, aber Michael Beermann ist sich sicher, dass es gleich „laut und sicher“klappen wird.

 ?? FOTO: VAN OFFERN ?? Die Sternsinge­r und ihre Betreuer der Gemeinde St. Mariä Himmelfahr­t mit Pastoralre­ferent Michael Beermann und Organisato­rin Katja Wilking-Mölders.
FOTO: VAN OFFERN Die Sternsinge­r und ihre Betreuer der Gemeinde St. Mariä Himmelfahr­t mit Pastoralre­ferent Michael Beermann und Organisato­rin Katja Wilking-Mölders.

Newspapers in German

Newspapers from Germany