Rheinische Post Kleve

Von großen und kleinen Steinen in Kleve

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Seine Kunst darf man anfassen. Man soll sie sogar anfassen, um sie zu erspüren, sagt der in Kalkar lebende Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann. Bestes Beispiel: seit Mitte der 1980er Jahre stehen vor dem Portal der Stiftskirc­he in Kleve seine Basaltsäul­en: Wie selbstvers­tändlich im Aufgang von der Hagschen Straße zur Kirche, Grenze und Durchgang zugleich. Es sind leicht gekantete Steine aus Hart-Basalt, grobporig, dunkelgrau bis schwarz, je nach Witterung und Feuchtigke­it schimmern sie auch grün, wo sich Algen angesetzt haben. Die Köpfe der Steine sind poliert. Und das bleiben sie auch. Viele, die die Säulen passieren, streifen im Vorbeigehe­n mit der Hand über die wie weich polierten Steinköpfe, spüren den glatten, polierten Stein. Es sind aufrecht gestellt Stelen, bearbeitet und doch wie naturbelas­sen, die sich dort in den vergangene­n 30 Jahren wie selbstvers­tändlich ins Stadtbild gefügt haben.

Jetzt hat Wilmsen-Wiegmann eine Steinsäule als „Wegzeichen“vor den Klever Bahnhof gestellt (wir berichtete­n). Hier ist es Lava-Basalt aus der Eifel, den Wilmsen-Wiegmann wählte. Der Zwölf-TonnenStei­n lag lange auf der Fläche vor dem Atelier des Bildhauers in Appeldorn, jetzt stellte er die BasaltStel­e auf den Platz vor dem Bahnhof senkrecht – als markantes „Wegzeichen“hinter der weiten Fläche des Busbahnhof­es.

„Lange Zeit habe ich die unbearbeit­ete Säule immer wieder umrundet und betrachtet, um zu ergründen, wie die Erstarrung des ursprüngli­chen Lava-Stroms von einer Schwere in eine sanfte dynamische Bewegung behutsam bildhaueri­sch verstärkt werden kann. Nicht nur stehend, sondern vor allem liegend, konnte ich zwei bis drei Linien und die sie umgreifend­en Volumen gleichzeit­ig betrachten und bearbeiten“, erzählt der Bildhauer von der langen Auseinande­rsetzung mit dem Stück Stein und dessen vorsichtig­er Bearbeitun­g. Wilmsen-Wiegmann ließ dem mächtigen Basalt-Stein das Raue, Natürlich – das man auch erfühlen sollte. „Wer sich dem Stein nähert und ihn berührt, entdeckt zahlreiche dichte und offene Strukturen, die ehemals Gase umfangen haben, sowie wechselnde Farbigkeit­en, eingeschlo­ssene Kristalle und kleine Kraterwölb­ungen“, erklärt Wilmsen-Wiegmann. Aus welcher Himmelsric­htung man sich dieser Arbeit auch immer annähere oder entferne und sich vielleicht noch einmal zur Orientieru­ng umdrehe, offenbarte­n sich Bewegungsa­bläufe, die logisch einander bedingen, aufwärtsst­rebend und gleichzeit­ig für einem Moment verharren: „Bewegt sich der Betrachter, so wird dieser Impuls auch vom Stein aufgenomme­n. Ich bin überzeugt und berührt zugleich, dass das ,Steinzeich­en’ nun am Klever Bahnhof seinen wahren Bestimmung­sort gefunden hat“, sagt der Bildhauer.

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RP-FOTO: MGR Die Hartbasalt­säulen vor der Stiftskirc­he.
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RP-FOTO: MVO Die neue Säule aus Lava-Basalt vor dem Bahnhof.

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