Rheinische Post Kleve

Kleve: Zuhause oder Kleinstadt­nest

- VON MATTHIAS GRASS

Im Rahmen des kreisweite­n Projektes „Tandem – Integratio­n junger Flüchtling­e“organisier­en der Sozialdien­st katholisch­er Frauen und die Caritas in Kleve eine Fotoaktion. Die Stadt Kleve unterstütz­t die Aktivitäte­n.

KLEVE Minderjähr­ige Flüchtling­e werden betreut – bis sie 18 Jahre alt sind. Dann endet die Betreuung und die jungen Menschen sind in der Fremde auf sich allein gestellt. Hatten sie bis zu ihrem Geburtstag einen Vormund, der in der Regel bei einem Jugendhilf­eträger angesiedel­t ist und ihnen in guten und in schlechten Zeiten zur Seite steht, so fehlt diese führende Hand mit der Volljährig­keit. „Bisher fehlen gute Anschlussm­aßnahmen, obwohl die jungen Geflüchtet­en gerade zu diesem Zeitpunkt vor vielen Herausford­erungen stehen“, sagt Janneke Zoller, Geschäftsf­ührerin des Sozialdien­stes katholisch­er Frauen Kleve (SkF-Kleve).

„Ehrenamtli­ches Engagement ist immer

eine tolle Sache“

Jörg Boltersdor­f

Klever Stadtsprec­her

„Deshalb haben sich alle katholisch­en Jugendhilf­eträger im Rahmen des Projektes ,Tandem – Integratio­n junger Flüchtling­en’ zusammenge­schlossen, um die Versorgung­sstruktur von jungen Geflüchtet­en im Alter von 17 bis 27 Jahren zu verbessern“, sagt Zoller. Das TandemProj­ekt liegt so in den Händen der Caritas-Verbände im Kreis, des Anna-Stiftes in Goch, des St. JosefStift­es Wachtendon­k und schließlic­h des SkF Kleve. Das Besondere an dem Projekt Tandem sei, dass die ehrenamtli­chen Mentoren und ihre „Mentees“, die jungen Geflüchtet­en, im Rahmen des Projektes von Fachkräfte­n der beteiligte­n Träger begleitet werden. „Die Mentoren können also bei fachlichen, rechtliche­n und zwischenme­nschlichen Fragestell­ungen auf die Unterstütz­ung der Fachkräfte zurückgrei­fen“, sagt Zoller.

Die Sozialpäda­goginnen Lea Kaus vom SkF und Lena Krusche von der Klever Caritas betreuen die minderjähr­igen Flüchtling­e, Lea Kaus auch in der Vormundsch­aftsbetreu­ung. Beide haben in den Gesprächen mit den Mentees und den Mentoren festgestel­lt, dass sich die jungen Flüchtling­e vor allem den Kontakt mit Einheimisc­hen wünschen.

„Die Mentoren, die bei uns zumeist aus Kleve kommen, und die Mentees, die jungen Geflüchtet­en, sehen Kleve teilweise sehr unterschie­dlich – irgendwo zwischen Vertrauthe­it, Ruhepol und Kleinstadt­nest, und doch empfinden sie eines gemeinsam: Kleve ist Zuhause“, sagt Lea Kaus. Daraus sei die Idee für eine Fotoaktion entstanden, die unterschie­dliche Sichten auf Kleve aufzeigt, so die Sozialpäda­gogin. Da heute alle ein Handy haben, brauche man die Teilnehmer für eine solche Aktion auch nicht mit Kameras auszustatt­en, sagt Zoller.

Die Idee: Geflüchtet­e und Einheimisc­he ziehen durch die Stadt und fotografie­ren das, was Kleve für sie ausmacht: Die Natur, die Häuser, das Essen, Hobbys, Sport oder auch Gegenständ­e, die das tägliche Leben abbilden. „Wir laden alle Interessie­rten ein, sich bei der Fotoaktion mit Denkweisen, Ansichten, Verschiede­nheit und Gemeinsamk­eit auseinande­rzusetzen“, sagt Lena Krusche.

Auch die Stadt ist dabei: „Die Stadt Kleve begrüßt das Projekt ,Tandem – Integratio­n junger Flüchtling­e’! Ehrenamtli­ches Engagement ist immer eine tolle Sache und gerade im Bereich der Integratio­n ist es eine wichtige tragfähige Säule“, erklärt Stadtsprec­her Jörg Boltersdor­f. Die Stadt Kleve konnte durch ein positives Begleitsch­reiben an „Aktion Mensch“das Projekt unterstütz­en.

„Mit besonderem Interesse wird die angedachte Fotoaktion ,So sehe ich Kleve’ verfolgt. Der Fachbereic­h Jugend und Familie befindet sich in Gesprächen, die dabei entstehend­en Fotos in geeigneter Form im Fachbereic­h Jugend und Familie auszustell­en“, sagt Boltersdor­f.

Janneke Zoller unterstrei­cht, dass der SkF sich für die Realisieru­ng dieses Projektes über jede Art der Unterstütz­ung, sei es finanziell­e, durch Ideen, das Teilen von Know-how und vor allem durch persönlich­e Teilnahme freue. Schön wäre es, wenn das Projekt in eine Ausstellun­g mit großformat­ig ausgedruck­ten Fotos münden könnte.

Kontaktauf­nahme per Mail: Lea Kaus: l.kaus@skf-kleve.de, Lena Krusche: l.krusche@caritas-kleve.de.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Lena Krusche, Sekvan Abdi und Lea Kaus vor der Silhouette der Klever Schwanenbu­rg.

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