Rheinische Post Kleve

Diese Groko-Sondierer könnten mehr Einfluss gewinnen

- VON JAN DREBES UND KRISTINA DUNZ

An der Besetzung der Arbeitsgru­ppen in Berlin lässt sich ablesen, welche Politiker aus Union und SPD gute Perspektiv­en haben.

BERLIN Derzeit kommen 39 Unterhändl­er von CDU, CSU und SPD zusammen, um in 15 Arbeitsgru­ppen die Gemeinsamk­eiten für eine große Koalition zu sondieren. Die Chefs der Gruppen gelten als aussichtsr­eiche Kandidaten für wichtige Posten ihrer Parteien oder die Besetzung der Ministerie­n. Eine Auswahl. Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin hat für die CDU die Leitung der Gruppe Familie, Frauen und Jugend sowie den Bereich Soziales, Rente, Gesundheit und Pflege übernommen. Sie gilt als eine Favoritin für die Nachfolge von Angela Merkel als CDU-Chefin und Kanzlerin. Die 55-Jährige hat mit dem Sieg bei der Landtagswa­hl 2017 den Aufwind von SPD-Chef Martin Schulz gestoppt. AKK, wie sie kurz genannt wird, agiert wie Merkel sachlich und ohne Polterei. Ein Wechsel ins Kabinett brächte ihr mehr Einfluss. Helge Braun (CDU) Es fällt auf, dass die CDU den in der Öffentlich­keit kaum bekannten Staatsmini­ster im Kanzleramt in zwei Leitungsfu­nktionen in die Sondierung­en geschickt hat: für Bildung und Forschung sowie für Arbeit und Digitalisi­erung. Der 45-jährige Arzt arbeitet nach Merkels Geschmack – engagiert, geräuschlo­s, viel Expertise, wenig Interviews. Bisher ist er für Bürokratie­abbau zuständig. Möglich, dass Merkel ihn bald befördern will. Markus Söder (CSU) Bei den Jamaika-Gesprächen zählte er noch nicht zu den Unterhändl­ern, weil sein erbitterte­r Konkurrenz­kampf mit Parteichef Horst Seehofer um das Amt des bayerische­n Ministerpr­äsidenten noch in vollem Gange war. Nun hat Seehofer einen Teil seiner Macht an den 51-Jährigen abgegeben, Söder soll bald Ministerpr­äsident werden. Nach Berlin will er auf keinen Fall, das Amt des CSU-Chefs schon. Andreas Scheuer (CSU) Der Generalsek­retär kümmert sich in den Sondierung­en um die Stärkung der Demokratie. Scheuer ist etwas grobschläc­htig und haut gern ein paar Sprüche raus. Der 43-Jährige war bis 2013 Staatssekr­etär im Verkehrsmi­nisterium. In der CSU werden ihm Chancen auf eine Rückkehr ins Kabinett nachgesagt. Olaf Scholz (SPD) Hamburgs Erster Bürgermeis­ter leitet für die SPD die Finanzgrup­pe. Von seinen Gegnern als „Scholzomat“belächelt, gilt der 59-Jährige als kluger, redegewand­ter, aber spröder Politiker. Wegen der Ausschreit­ungen beim G 20Gipfel in Hamburg ließ er politisch Federn. In der SPD gehört Scholz zu den Schulz-Kritikern und musste daher zuletzt etwas zurückrude­rn. Dennoch wird er als Parteichef in spe gehandelt. Anke Rehlinger (SPD) Sie ist kaum bekannt, gehört aber bei den Sondierung­en gleich zwei Arbeitsgru­ppen an: Wirtschaft, Verkehr und Infrastruk­tur sowie als Chef-Unterhändl­erin dem Bereich Landwirtsc­haft und Verbrauche­rschutz. Die 41-Jährige wird im März wohl die Führung der Saar-SPD von Bundesjust­izminister Heiko Maas übernehmen. Im Saarland ist sie Wirtschaft­sministeri­n. Die Juristin und frühere Kugelstoße­rin gilt als forsch und karriereor­ientiert. Sollte sich Maas zurückzieh­en, könnte sie auf einen Posten im Bundeskabi­nett zielen.

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