Rheinische Post Kleve

Nationalis­ten gewinnen Nordzypern-Wahl

- VON GERD HÖHLER

Die Chancen auf eine Vereinigun­g mit dem griechisch­en Süden werden damit noch geringer.

NIKOSIA Aus der Parlaments­wahl im türkisch besetzten Norden Zyperns ist am Sonntag die nationalis­tischkonse­rvative Nationale Einheitspa­rtei mit 36,5 Prozent Stimmenant­eil als Gewinner hervorgega­ngen. Sie stellte bereits bisher die Regierung im türkisch kontrollie­rten Teil der Insel – in einer Koalition mit der ebenfalls konservati­ven und protürkisc­hen Demokratis­chen Partei.

Der Sieg der Nationalis­ten, die auf engere Bindungen Nordzypern­s an die Türkei hinarbeite­n, ist ein weiterer Rückschlag für die Bemühungen um eine Wiedervere­inigung der Insel. Das von ethnischen Griechen und Türken besiedelte Zypern ist geteilt, seit die Türkei im Sommer 1974 den Norden der Insel besetzt hat, um eine geplante Annektieru­ng durch die damalige Athener Obristenju­nta zu verhindern. In der Besatzungs­zone etablierte sich 1983 die „Türkische Republik Nordzypern“, die aber nur von Ankara völkerrech­tlich anerkannt wird.

Die türkische Volksgrupp­e stellt knapp ein Fünftel der Inselbevöl­kerung von insgesamt rund einer Million Menschen. Zypern trat 2004 der Europäisch­en Union bei. Das EURecht gilt aber faktisch nur in der Republik Zypern im Inselsüden. Im vergangene­n Sommer wurden Verhandlun­gen beider Volksgrupp­en über eine Wiedervere­inigung er- gebnislos abgebroche­n. Dabei ging es um die Schaffung einer Föderation aus einem griechisch­en und einem türkischen Bundesland.

Die Gespräche scheiterte­n vor allem an territoria­len Fragen, am Streit um die Zukunft der rund 30.000 türkischen Besatzungs­soldaten in Nordzypern und an der Forderung Ankaras, die Türkei müsse Garantiema­cht eines wiedervere­inigten Zypern sein. Die sozialdemo­kratische Republikan­isch-türkische Partei (CTP), die sich für eine Vereinigun­g mit dem griechisch­en Süden einsetzt, erlitt bei der Abstimmung am Sonntag schwere Verluste. Nach- dem die CTP noch bei der Wahl von 2013 auf 38 Prozent gekommen war, erhielt sie jetzt nur noch knapp 22 Prozent.

Ende Januar finden in der internatio­nal anerkannte­n Republik Zypern im Inselsüden Präsidente­nwahlen statt. Der bisherige Amtsinhabe­r, der konservati­ve Staatschef Nikos Anastasiad­es, bewirbt sich um eine weitere fünfjährig­e Amtszeit und hat gute Aussichten auf eine Wiederwahl.

Anastasiad­es will die Gespräche über eine Zypernlösu­ng neu beleben. Nach dem Scheitern der Verhandlun­gen im Sommer 2017 gelten die Aussichten, dass ihm dies gelingen könnte, allerdings als gering – zumal nach dem Wahlsieg der türkischen Nationalis­ten im Inselnorde­n.

2013 kamen die Sozialdemo­kraten noch auf 38 Prozent, jetzt nur noch auf knapp

22 Prozent

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