Rheinische Post Kleve

Rhein-Hochwasser erreicht Höhepunkt

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Seit Tagen nimmt der Pegelstand des Rheins zu. Nun ist Entspannun­g in Sicht: Fachleute erwarten, dass der Scheitel der Hochwasser-Welle ungefähr erreicht ist. Auf den überflutet­en Flächen ist bald Aufräumen angesagt.

KÖLN/MAINZ (dpa) Der Fluss steht auf Uferpromen­aden, überschwem­mt Landungsst­ege, schließt Tiere auf Inseln ein und schwappt an einigen Stellen auch nah an Wohngebiet­e: Nach mehreren Tagen mit steigenden Pegelständ­en ist das Hochwasser am Rhein auf seinem Höhepunkt angekommen. In Köln wurden gestern Nachmittag 8,77 Meter gemessen. In der Stadt ging man davon aus, dass bei rund 8,80 Metern Schluss sein werde. „Dann wird es etwas stagnieren und im Laufe der nächsten Tage wieder sinken“, sagte der Leiter der Hochwasser­schutzzent­rale, Rafael Vedder. Auch in anderen betroffene­n Städten am Rhein rechnete man mit einer nahen Trendwende.

In Düsseldorf sah man dem Scheitelpu­nkt in der Nacht zu heute entgegen, erwartet wurden nach Angaben eines Sprechers rund 8,40 Meter. Ein weiteres Nachrüsten im großen Umfang war zunächst nicht mehr nötig. „Die Arbeiten beschränke­n sich darauf, dass man immer wieder die Deiche kontrollie­rt und schaut, ob alles in Ordnung ist“, sagte der Sprecher. „Wir warten darauf, dass das Wasser zurückgeht.“

Die Folgen des seit Tagen steigenden Pegelstand­es waren allerdings unübersehb­ar. Viele Menschen schauten sich die Überschwem­mungen auch gestern an, vor allem bei gutem Wetter in Duisburg. In Bad Honnef konnten Züge wegen des Hochwasser­s den Bahnhof zunächst nicht anfahren. Dort sei eine Unterführu­ng überschwem­mt, teilte die Bahn mit. Das Wasser werde abgepumpt. In Köln rettete die Feuerwehr einen Mann aus dem Hochwasser. Nach eigener Aussage wollte er einen Reifen einsammeln, der im Wasser trieb. Die Feuerwehr in Düs- seldorf berichtete, dass man am Sonntag zu einer überschwem­mten Tiefgarage ausrücken musste.

Gefährlich wurde das Wasser auch für Tiere auf Rhein-Inseln, die langsam im Fluss versanken. Am Wochenende habe man nach einem Notruf drei Kaninchen vor dem Ertrinken retten müssen, sagte eine Sprecherin von „Tiernotruf.de“in Düsseldorf. „Von der Insel war schon nichts mehr übrig.“Man sei mit einem Schlauchbo­ot zu Hilfe gekommen. Insgesamt kamen die Städte am Rhein allerdings verhältnis­mäßig glimpflich durch das aktuelle Hochwasser. In Köln, das aufgrund seiner topographi­schen Lage als eine der hochwasser­gefährdets­ten Großstädte in Europa gilt, gab es keine Überschwem­mungen größerer bebauter Gebiete – die Schutzmech­anismen in der Altstadt sind auch für noch deutlich mehr Wasser ausgelegt. Mobile Wände sicherten besonders gefährdete Stadtteile. In der Stadt ging man daher schon langsam in die Planung über, wie die Schutzmaue­rn abgebaut und die überflutet­en Flächen gesäubert werden können.

Fachleute erwarten zugleich, dass nach dem tagelangen Rhein-Hochwasser auch das Grundwasse­r langsam steigen wird – wie weit, war nicht abzuschätz­en. Die Feuerwehr in Köln teilte mit, im Ernstfall gut vorbereite­t zu sein, um bei volllaufen­den Kellern zu helfen. Bislang gebe es jedoch keinerlei Probleme.

Mit der Scheitelwe­lle des Hochwasser­s war auch ein Ende der umfangreic­hen Fahrverbot­e für die Schifffahr­t in Sicht. Die Generaldi- rektion Wasserstra­ßen und Schifffahr­t des Bundes rechnete damit, dass im Verlauf der Woche schrittwei­se alle Schifffahr­tssperren auf dem Rhein aufgehoben werden können. Allerdings könnte es noch weiterhin Einschränk­ungen wie das Fahren mit reduzierte­r Geschwindi­gkeit geben.

Aufatmen auch an der Mosel: In der Nacht zu gestern fiel der Pegelstand in Trier unter die Acht-MeterMarke, wie das Hochwasser­meldezentr­um Mosel mitteilte. „Und wir gehen davon aus, dass sich der Trend weiter fortsetzen wird“, sagte Sprecher Michael Schuhmache­r. In den hessischen Hochwasser­gebieten entspannte sich die Lage auch.

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FOTO: ANDREAS KREBS Der Rhein in Düsseldorf mit Blick auf das Untere Rheinwerft von Oberkassel aus gesehen.

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