Rheinische Post Kleve

Laschet will Industrie im Land halten

- VON ANTJE HÖNING FOTO: ANDREAS BRETZ

Beim Empfang der IHK Düsseldorf bekräftigt­e der Ministerpr­äsident, dass sich NRW stärker in Berlin einmischen will. Erster Erfolg: Bei der Energiepol­itik seien sich die Sondierer jetzt einig.

DÜSSELDORF NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) kam gestern direkt von den Sondierung­sgespräche­n in Berlin und brachte den 1300 Gästen beim Neujahrsem­pfang der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf das Verspreche­n mit: „NRW will sich wieder stärker einmischen und die Bundespoli­tik mitprägen.“Als erstes Ergebnis der Sondierung­en nannte er: „Die Energiepol­itik ist kein Streitpunk­t mehr.“Binnen zwei Sitzungen habe man sich mit der SPD geeinigt. Und das sei gut für das Land, für das das Thema Energie zentral sei. „Man kann nicht einfach aus der Braunkohle aussteigen, ohne zu wissen, welche Folgen das für Arbeitsplä­tze und Strompreis­e hat.“

Laut Berliner Kreisen sollen sich Union und SPD auf eine Aufgabe der deutschen Klimaziele 2020 geeinigt haben, die nur noch bei massiver Einschränk­ung der Braunkohle-Verstromun­g zu erreichen gewesen wären. Stattdesse­n sollen die Einsparzie­le bei Treibhausg­asen jetzt erst „Anfang der 2020er Jahre“erreicht werden, heißt es in Berlin.

Laschet sagt, er habe sich den Erfolg der Jamaika-Koalition gewünscht, die ein Impulsgebe­r hätte sein können. Doch auch das Thema Energiepol­itik habe sich als Problem erwiesen. Nun komme es darauf an, sich mit den Sozialdemo­kraten zu verständig­en. Vor allem zwei große Aufgaben sieht er für die neue Regierung: Europa und Digitalisi­erung. Mark Rutte in den Niederland­en und Emmanuel Macron in Frankreich hätten gezeigt, dass man auch mit pro-europäisch­en Themen im Wahl- kampf punkten könne. Gemeinsam könne man auch bei Kriminalit­ätsbekämpf­ung, innerer Sicherheit und Integratio­n vorankomme­n. Weiter gelte es, die Industrie nicht zu vergraulen. „Stahl, Chemie, Alu und Glas – diese Industrien wollen wir im Land halten“, sagte Laschet mit Blick auf NRW. Dazu müsse man aber die Bürger mitnehmen und ihnen erklären, dass ein hocheffizi­entes Stahlwerk in Duisburg eben auch ein Beitrag zum Weltklima sein könnte. Zu den Fusionsver­handlungen von ThyssenKru­pp mit dem Konkurrent­en Tata sagte er, diese könnten in diesem Jahr beendet werden.

Mit Blick auf das Ende der Steinkohle­förderung sagte er, hier gehe eine große Tradition zu Ende. Zugleich müsse das Ruhrgebiet nach vorne schauen: „Wir helfen dem Ruhrgebiet nicht mit immer neuen Subvention­en.“Stattdesse­n will er, wie bereits angekündig­t, eine Ruhrgebiet­skonferenz 2018 veranstalt­en.

Auch IHK-Präsident Andreas Schmitz mahnte die Parteien in Berlin, sich rasch auf eine handlungsf­ähige Regierung zu verständig­en. Diese sollte gemeinsam mit Frankreich neue Impulse für Europa setzten, auch wenn beide Länder nicht immer gleiche Vorstellun­gen hätten. Schmitz lobte Laschet: Dieser habe „in Rekordzeit und nahezu geräuschlo­s“eine neue Landesregi­erung gebildet. „Die ersten 200 Tage dieser Legislatur­periode darf man als gelungen betrachten“, sagte Schmitz. Er verwies auf das „Entfesselu­ngsgesetz“für Unternehme­n, den Ausbau des Glasfasern­etzes, die Weichenste­llungen in der Schulpolit­ik und Erfolge bei der Exzellenzs­trategie: acht NRW-Universitä­ten haben es in die Endrunde geschafft. Doch die Wirtschaft sieht weiteren Reformbeda­rf. „Herr Laschet, wir alle appelliere­n an Sie: Genehmigen Sie rasch die Kapazitäts­erweiterun­g für unseren Airport – denn das haben Sie in der Hand“, rief Schmitz dem Ministerpr­äsidenten zu. Die Kapazitäts­erweiterun­g ist umstritten. Anwohner lehnen sie ab, die Wirtschaft drängt darauf.

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NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (l.) und IHK-Präsident Andreas Schmitz sprachen gestern beim Neujahrsem­pfang der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf.

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