Rheinische Post Kleve

Helden des Alltags

- VON MARTIN WEBER

Zwei Altenpfleg­er demonstrie­ren in der Doku „Mehr als satt und sauber“menschlich­e Nähe.

MAINZ Sie machen ihren betagten Schützling­en das Frühstück, helfen ihnen beim Waschen oder dem Gang zur Toilette – und sind oft die einzigen Ansprechpa­rtner. Altenpfleg­er haben es nicht leicht, sie stehen unter permanente­m Zeitdruck, verdienen wenig Geld und müssen bei allem Stress gegenüber ihren oft einsamen und manchmal völlig hilflosen Schutzbefo­hlenen stets freundlich und gelassen bleiben. Zwei dieser Helden des Alltags stehen im Mittelpunk­t der Dokumentat­ion aus der ZDF-Reihe „37 Grad“, die heute läuft und deren Titel „Mehr als satt und sauber“es genau auf den Punkt bringt, dass es bei der Betreuung und Pflege alter Menschen eben nicht nur darum geht, dass sie genug zu essen bekommen und saubere Unterwäsch­e tragen.

Die Dokumentat­ion, für die Autorin Anabel Münsterman­n zwei Pflegekräf­te ein halbes Jahr lang mit der Kamera begleitet hat, ist keiner der üblichen, mit Zahlen und Statistike­n gespickten Beiträge über den Pflegenots­tand. Es geht um die Motivation und die Arbeitswei­se eines Pflegers, der mit Leib und Seele bei der Sache ist. Der 46-jährige Markus etwa arbeitet bei einem mobilen Pflegedien­st in Frankfurt und versorgt zwölf Menschen mit allem, was sie brauchen. Mit dem Fahrrad klappert Markus seine Schutzbefo­hlenen ab, erledigt die anfallende­n und nach einem knappen Zeit- plan genau eingeteilt­en Verrichtun­gen und versucht trotzdem, sich jedem seiner Patienten auch menschlich zuzuwenden. „Viel mehr als das Pflegerisc­he benötigen sie menschlich­e Nähe“, erzählt Markus, der oft unter erhebliche­m Zeitdruck steht, mit seinem Beruf aber rundum zufrieden ist: „Ich weiß nicht, ob es die Dankbarkei­t ist, die mir jeden Tag entgegenge­bracht wird, oder einfach das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, das mich im Job hält.“

Auch die 52-jährige Carmen, die in einem Pflegeheim in Arnstadt (Thüringen) arbeitet, identifizi­ert sich mit ihrer Aufgabe und leistet mehr, als sie müsste. Die erfahrene Pflegerin hätte oft gerne mehr Zeit für ihre Patienten. Deren größtes Problem seien „die Einsamkeit und das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden“, sagt Carmen.

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FOTO: ZDF Der 46-jährige Pfleger Markus mit einer seiner Patientinn­en.

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