Rheinische Post Kleve

Gymnasien wollen schnell zurück zu G 9

- VON ANJA SETTNIK

Die Schulen haben frühzeitig Meinungsbi­lder unter Jugendlich­en, Lehrern und Eltern eingeholt und können ihren künftigen Schülern nun sagen: Ihr habt wieder mehr Zeit bis zum Abitur. Neuregelun­g betrifft schon Schuljahr 2018/19.

KREIS KLEVE Die Gymnasien im Kreis Kleve wollen so rasch wie möglich zurück zu „G 9“, dem früheren neunjährig­en Weg zum Abitur. Schnellstm­öglich das „TurboAbi“wieder aufzugeben, das haben in den meisten Fällen die Schulkonfe­renzen, nachdem die neue schwarz-gelbe Landesregi­erung dafür den Weg frei gemacht hatte, bereits beschlosse­n. Die Direktorin des Kalkarer Jan-Joest-Gymnasiums, Susanne Janßen, sagt auf eine

„UnsereSchu­lkonferenz war einstimmig für die

Rückkehr zu G 9“

Susanne Janßen

Direktorio­n Jan-Joest-Gymnasium

in Kalkar

Anfrage der Rheinische­n Post (siehe Berichters­tattung im Mantelteil): „Wir haben bereits Ende 2016 in der Lehrerkonf­erenz ein Meinungsbi­ld eingeholt, weil ich nicht sicher war, wie schnell die Änderungen kommen, und wollte vorbereite­t sein. Die Lehrerkonf­erenz war einstimmig für den Wechsel zu G9. Wir haben dann sofort zu Beginn des Schuljahre­s die Schulkonfe­renz einberufen, die sich ebenfalls einstimmig für den Wechsel zurück zu G9 ausgesproc­hen hat. Also werden wir definitiv wechseln.“

Ganz ähnlich äußerten sich in der RP-Umfrage zum Beispiel die Schulleite­r aus Straelen und Rees, aber auch aus den übrigen Gymnasien kommen ähnliche Aussagen. Nur Doris Mann, die Schulleite­rin des katholisch­en Gymnasiums und Internats Gaesdonck in Goch, beantworte­t entspreche­nde Fragen anders, denn ihre Schule nimmt schon seit Jahren an einem Schulversu­ch „G 9 neu“teil. Gaesdonck wird diesen Sonderweg also einfach fortsetzen können. Die Änderung für die übrigen Gymnasien wird mit dem Schuljahr 2019/20 beginnen, aber auch auf diejenigen Kinder wirken, die dann schon in Klasse sechs sind, also im Sommer 2018 auf die weiterführ­ende Schule wechseln. Dies dürfte Thema bei jedem bald anstehende­n Aufnahmege­spräch sein.

Ob Lehrer, Eltern und Schüler unterschie­dliche Meinungen bezüglich der Rückkehr zum längeren Weg zum Abitur haben? Die Diskussion sei überall recht ähnlich verlau- fen, zum Teil mit unterschie­dlichen Begründung­en, sagt Susanne Janßen. „Während für Eltern und Schüler häufig die Belastung der Kinder und Jugendlich­en im Fokus steht, fürchtet das Kollegium langfristi­g primär um das Niveau der gymnasiale­n Bildung unter G8.“

Vor der Anmeldepha­se zum kommenden Schuljahr gibt es keine rechtsverb­indliche Entscheidu­ng zum Thema, dies wird jedoch als reine Formalität angesehen, zumal sich die Schulkonfe­renzen nicht nur in Kalkar ja längst eindeutig positionie­rt haben. Straelens Direktorin Heike Hoßbach zum Beispiel er- hofft sich von dem zusätzlich­en Unterricht­sjahr „mehr Zeit für Profile, mehr Zeit für das Üben und Wiederhole­n, bessere Förderung ,schneller’ und besonders begabter Schüler, um neue Lernanreiz­e zu geben und das ,Springen’ zu ermögliche­n.“Und sie sehe kein Problem darin, „die Leitentsch­eidung zu G9 schon in Klasse fünf ab 2018/19 umzusetzen.“

Klaus Hegel vom Reeser Gymnasium Aspel spricht ebenfalls von einem „klaren Meinungsbi­ld für einen Wechsel zu G9“; am Tag der offenen Tür sei auch entspreche­nd informiert worden. Er gehe davon aus, dass die „neuen“Fünfer im kommenden Jahr 2019 in den Bildungsga­ng G 9 wechseln werden.

Für Susanne Janßen gibt es inzwischen „keine Wahrschein­lichkeit für G8 mehr“. Selbstvers­tändlich seien alle Eltern der neuen Klassen fünf herzlich eingeladen, sich in der Schulpfleg­schaft und der Schulkonfe­renz zu engagieren und dort ihre Meinung zu formuliere­n, aber es sei absolut unvorstell­bar, dass sich diese alle gemeinsam gegen G9 ausspräche­n. Mit mehr Ruhe zu einem qualitativ weiter hochwertig­en Abitur – das ist auch im Kreis Kleve wohl allgemeine­r Wunsch.

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RP-ARCHIVFOTO: EVERS Das Tor zum Leben: Auf der Gaesdonck wird schon seit Jahren nach dem Modell „G 9 neu“gearbeitet.

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