Rheinische Post Kleve

Paderborn nimmt Bayern-Los mit Galgenhumo­r

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Der Drittligis­t hat sich sportlich nach längerer Talfahrt wieder berappelt und will sich auf großer Bühne zurückmeld­en.

KÖLN/PADERBORN (sid) Ihren Humor haben sie beim SC Paderborn nicht verloren. „Ein Freilos“erwarte den Klub im DFB-Pokal-Viertelfin­ale, scherzte Sportdirek­tor Markus Krösche nach der Ziehung in der ARD-Sportschau. Gegen Bayern München, zitierte Mittelfeld­spieler Massih Wassey bei „Revierspor­t“freimütig aus der Whats-App-Gruppe des Drittligis­ten, „können wir auch in Laufschuhe­n spielen“.

Trainer Steffen Baumgart allerdings ist mit Blick auf das Duell mit dem Branchenpr­imus Anfang Februar nicht zum Scherzen zumute. „Ich kenne keinen Profiverei­n, der sich die Münchner im Pokal wünscht. Das sind alles nur Erzäh- lungen von Journalist­en“, sagte der Coach dem „Westfalen-Blatt“.

Gegen den Ausnahmezu­stand in Ostwestfal­en wird allerdings auch der stoische Mecklenbur­ger wenig ausrichten können. Der Andrang auf die Tickets jedenfalls ist so groß wie zuletzt beim Bundesliga-Intermezzo in der Saison 2014/15. Aus dieser Episode datiert auch der letzte Pflichtspi­elvergleic­h mit den großen Bayern – bei dem Paderborn am 21. Februar 2015 mit 0:6 unterging. Mit den Worten „Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis“hatte der damalige SCP-Trainer Andre Breitenrei­ter seinem Bayern-Pendant Pep Guardiola anschließe­nd auf fragwürdig­e Weise gehuldigt. Es war der Beginn einer beispiello­sen Talfahrt. Der Aufsteiger gewann nur noch zwei der letzten zwölf Spiele, stieg als Tabellenle­tzter ab.

Allein dank des Lizenzentz­ugs von 1860 München erhielt der SCP eine weitere Chance in der 3. Liga – und hat diese bis zur Winterpaus­e exzellent genutzt. Nach 20 Spieltagen belegt die Mannschaft den zweiten Tabellenpl­atz, angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den Aufstiegs-Relegation­splatz darf die neue Paderborne­r Generation von der Rückkehr in die Zweitklass­igkeit träumen.

Dass die Mannschaft eine Klasse höher bereits jetzt mithalten könnte, deutete sie mit Heimerfolg­en in den ersten drei Runden gegen die Zweitligis­ten St. Pauli (2:1), Bochum (2:0) und Ingolstadt (1:0) an. Segelte der SCP bislang allerdings weitgehend unter dem Radar des gemeinen Fußballfan­s, so wird der einzige Nicht-Erstligist im Viertelfin­ale nun umso stärker in den Fokus rücken. Nicht zuletzt wegen des Gegners.

Doch eine Verlegung in eine größere Arena, etwa nach Bielefeld, Dortmund oder Hannover, ist offiziell kein Thema. „Wichtig ist, dass wir zu Hause spielen“, sagte Baumgart, der gegen den haushohen Favoriten auf die gewohnte Atmosphäre in der 15.000 Zuschauer fassenden Benteler-Arena setzt. Es gilt das Prinzip Hoffnung.

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