Rheinische Post Kleve

Derbysieg, Europapoka­l, WM

- VON KARSTEN KELLERMANN

Lars Stindl hat 2018 viele Ziele – persönlich und mit Borussia Mönchengla­dbach. Alles beginnt mit dem Spiel in Köln.

MÖNCHENGLA­DBACH Der Herr Kapitän war so frei. Lars Stindl ließ es sich nicht nehmen, das erste Tor seines Arbeitgebe­rs Borussia Mönchengla­dbach im neuen Jahr zu erzielen, das 1:0 beim 3:0-Testspiels­ieg in Mainz. Damit hat der 29-Jährige deutlich gemacht, dass er weiterhin vorangehen will bei Borussia. Das hat er 2017 getan, als er unter dem neuen Trainer Dieter Hecking mehr und mehr in die Rolle des Gladbacher Anführers hineinwuch­s. Stindl wurde Nationalsp­ieler, war Zweiter bei der Wahl zum

Lars Stindl Fußballer des Jahres in NRW und gewann bei der Umfrage von RP Online, bei der der beste Borusse des Jahres gesucht wurde. 2018 will er die Erfolgsges­chichte fortsetzen.

Stindl will mit seinem Klub, den er seit seinem Wechsel von Hannover 96 an den Niederrhei­n 2015 liebgewonn­en hat, in der nächsten Saison wieder internatio­nal spielen. Und er weiß natürlich, dass die Gladbacher dafür auch einen starken Lars Stindl brauchen. Er und der Brasiliane­r Raffael sind die Sinnstifte­r des Borussen-Tiki-Taka und darum sehr wichtig für das Wohl und Wehe des Teams. Beide haben die Gabe, jene geheimnisv­ollen Räume zwischen den Linien des Gegners zu spüren und zu bespielen. Beide haben nicht unbedingt einen Raketenant­rieb, können aber den Ball von jetzt auf gleich schnell machen.

Auf die beiden Feintechni­ker wird es auch am Sonntag im Derby bei den Abstiegskä­mpfern vom 1. FC Köln ankommen. Raffael war noch angeschlag­en, ist aber seit Mittwoch wieder im Training und „bereit“für die Auseinande­rsetzung mit dem rheinische­n Rivalen. Im April siegte Borussia 3:2 in Köln. Stindl erzielte das Siegtor. Stürmer, die wichtige Spiele entscheide­n, sind hoch im Kurs. Ein 4:0 oder 5:0 zu machen, ist nett. Aber 1:0-Führungen oder entscheide­nde Tore zu erzielen, ist noch mal eine andere Dimension. Stindl gehört zu denen, die oft solche Tore machen.

Auch im DFB-Team tat er das. Im Finale des Confed-Cup erzielte er das siegbringe­nde 1:0. Ein Treffer, der möglicherw­eise für Stindl noch wichtiger sein kann in der Wahrnehmun­g von Bundestrai­ner Joachim Löw, war das Last-Minute-2:2 im letzten Länderspie­l des Jahres gegen die Franzosen. Dank Stindls Treffer hielt der deutsche Nimbus der Unbesiegba­rkeit seit Juli 2016 und die damit verbundene Botschaft an den Rest der Fußball-Welt mit Blick auf das WM-Jahr: Der Weltmeiste­r lässt sich nicht so leicht unterkrieg­en. Stindl traf als Joker. Und eben den Job des verlässlic­hen Entscheide­rs aus der zweiten Reihe könnte Stindl auch in Russland spielen.

Für Stindl, den spätberufe­nen Nationalsp­ieler, wäre es das erste große Turnier seiner Laufbahn, ein Höhepunkt mithin, von dem er vor einem Jahr um diese Zeit wohl nicht zu träumen gewagt hätte. Nun ist er vom Übersehene­n zum WM-Kandidaten geworden – auch wegen seiner Leistungen in Gladbach. 20 Tore schoss er 2017, so viele wie nie in einem Jahr.

Indes: Von seinen 16 GladbachTo­ren schoss er 14 in fremden Stadien. „Und jetzt habe ich in Mainz wieder auswärts getroffen“, sagt Stindl. Für den Moment wäre ihm keiner in Mönchengla­dbach böse, wenn er die Quote beibehielt­e. Zumal er bei seinen letzten beiden Spielen in Köln erfolgreic­h war: Beim Derby und für den DFB, da auch das Treffen mit Frankreich im vergangene­n November im RheinEnerg­ie-Stadion stattfand.

„Für Köln wird es eine schwierige Halbserie“

Kapitän von Borussia Mönchengla­dbach

Dort wollen die Borussen nun erfolgreic­h in die Rückrunde starten. „In der Tabelle ist alles eng beisammen, da muss man dranbleibe­n. In der Hinrunde sind wir mit fünf Punkten aus den ersten vier Spielen gestartet. Es wäre schön, das zu verbessern“, sagt Stindl. In der vergangene­n Saison verpassten er und seine Kollegen das Ziel. Doch Stindl hat im Sommer beim Confed-Cup gelernt, entscheide­nde Spiele erfolgreic­h zu gestalten. Dieses Knowhow will er in Gladbach anwenden.

Er weiß, ein Derbysieg wäre eine gute Grundlage für das Europa-Ansinnen der Borussen. Dass sie damit den rot-weißen Nachbarn wohl aller Rettungsil­lusionen berauben würden, ist nichts, was Stindl bedrückt. „Für Köln wird es eine schwierige Halbserie, aber das hat keinen Einfluss auf unser Spiel“, sagt Stindl. Der Herr Kapitän will nach der Saison a) auf einem internatio­nalen Platz stehen mit Gladbach und b) von Löw die Lizenz für Russland bekommen. Köln soll in beiden Fällen eine erste Etappe auf dem Weg zum Ziel sein.

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FOTO: IMAGO Daumen hoch für 2018: Borussias Kapitän Lars Stindl.

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