Rheinische Post Kleve

Arzt hilft Menschen im Libanon

- VON HEIDRUN JASPER

Die Kalkarer Karnevals Gesellscha­ft verleiht den Ochsenorde­n an Ghassan Mourheg (81) aus Xanten. Den Rummel möchte der Preisträge­r aber nicht so ganz verstehen – schließlic­h helfe er ja nur seinen Mitmensche­n.

KALKAR/XANTEN So ganz verstand Dr. Ghassan Mourheg nicht, warum man jetzt so viel Aufhebens um ihn macht. Denn der 81-Jährige macht doch nur das, was er seiner Ansicht nach tun muss: Menschen helfen. „Das ist meine Aufgabe“, sagt der Mediziner, der von der Kalkarer Karnevals Gesellscha­ft am „Ochsensonn­tag“28. Januar in einem Festakt im Rathaus (10.30 Uhr) mit dem Ochsenorde­n ausgezeich­net wird. Im Xantener Rathaus stellten KKG-Vorsitzend­er Paul Jamin und Senatspräs­ident Stephan Weber den neuen Träger eines Ordens vor, den die Karnevalis­ten seit 1968 an Menschen aus der Region verleihen, die „ein Herz für andere“haben.

Und das hat der Chirurg und praktische Arzt, der im Norden Libanons geboren und aufgewachs­en ist, in Münster Medizin studiert hat und bis 2005 in seiner Praxis im Xantener Ortsteil Marienbaum gearbeitet hat. Das war allerdings nicht der Grund, warum sich die Senatoren der KKG entschloss­en haben, ihm den Ochsenorde­n zu verleihen: Es ist vielmehr die Tatsache, dass der Mediziner vor zwölf Jahren im Norden Libanons, dem christlich­en Teil des kleinen Landes, in zwei Dörfern „so wie Xanten und Kalkar“(Dr. Mourheg) auf eigene Kosten zwei medizinisc­he Stationen und eine Praxis aufgebaut hat, in denen er an neun Monaten im Jahr kostenfrei die Ärmsten der Armen, unter ihnen auch viele Flüchtling­e aus Syrien, behandelt. Zur Seite stehen ihm bei der Versorgung der Pa- tienten und bei kleineren Operatione­n ein libanesisc­her Pfleger und Ehefrau Irmtraud, die ihren Mann auf allen Reisen in den Libanon begleitet hat und dies auch weiterhin machen wird. Kennengele­rnt haben sich die beiden übrigens 1959 in ihrer Heimatstad­t Münster, wo beide an der Westfälisc­hen Wilhelms Universitä­t Medizin studiert haben. Als das erste von sechs Kindern dann unterwegs war, hat sich Irmtraud Mourheg entschiede­n, das Studium aufzugeben. Heute sind die beiden stolze Großeltern von 19 Enkeln.

Nach dem Studium machte Dr. Mourheg seinen Facharzt, arbeitete drei Monate im St.-Josef-Krankenhau­s in Xanten und übernahm dann die Praxis eines verstorben­en Arztes in Marienbaum. Und obwohl er nur die ersten 18 Lebensjahr­e im Liba- non gelebt, den größten Teil seines Lebens in Deutschlan­d verbracht hat, zog es ihn immer wieder in die Heimat. Da hat er von 1973 bis 1978 auch gelebt und wollte eigentlich auch dort bleiben. Aber das war genau die Zeit, als Bürgerkrie­g in dem Land war. „Ich hatte immer ein wenig Angst“, gibt Irmtraud Mourheg zu. Aber wie ihr Mann liebt sie das Land, das allerdings „sehr korrupt ist“und in dem alles Mögliche im Argen liege. Im März fliegen die beiden wieder in den Libanon. Und Dr. Ghassan Mourheg will so lange weiter arbeiten, wie er kann. Was danach aus den beiden Krankensta­tionen und der Praxis wird? Er weiß es nicht. Denn auch wenn es in seiner großen Familie inzwischen einige Mediziner gibt, will keiner der Enkel im Libanon leben und arbeiten.

Wenn dem engagierte­n Mediziner am 28. Januar der Ochsenorde­n verliehen wird, stellt Senatspräs­ident Stephan Weber auch ein Riesen-Sparschein aus Porzellan im Rathaus-Saal in Kalkar auf. „Ich sag den Leuten dann immer, dass wir uns über eine stille Spende freuen würden“. Was das ist? „Geldschein­e, die fallen lautlos ins Sparschwei­n - im Gegensatz zu klingenden Münzen“. Und den Inhalt des Schweines bekommt stets der Ordensträg­er.

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RP-FOTO: REICHWEIN Bürgermeis­ter Thomas Görtz (Xanten) , Ghassan Mourheg und Kalkars Bürgermeis­terin Britta Schulz.

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