Rheinische Post Kleve

Etat einstimmig verabschie­det – müde Zustimmung in Kalkars Rat

- VON ANJA SETTNIK

So richtig zufrieden ist keine Fraktion im Kalkarer Stadtrat mit der Finanzsitu­ation im Allgemeine­n und dem aktuellen Doppelhaus­halt im Besonderen. Dennoch gaben alle dem Zahlenwerk ihre Stimme.

KALKAR Das Forum, die Wählervere­inigung, die auch die Bürgermeis­terin stellt, fand noch die positivste­n Worte für die aktuelle Lage. Oder besser fürs große Ganze, denn um die konkreten Ausgaben, Einnahmen, Sparmöglic­hkeiten und Investitio­nen ging es bei Forums-Fraktionsc­hef Lutz Kühnen nur am Rande. Vielmehr lobte er die seiner Wahrnehmun­g nach verbessert­e Diskussion­skultur im Rat, die – bei wechselnde­n Mehrheiten – am Ende zu besseren Ergebnisse­n führe. „Auch wenn die finanziell­e Situation nicht prickelnd ist, so wollen wir positiv in die Zukunft blicken und mit kreativen und innovative­n – manchmal auch zunächst belächelte­n – Ideen die Weichen für die Zukunft stellen“, so Kühnen.

Zum 30-Millionen-Etat des Jahres 2018 (26,8 sind für 2019 errechnet) setzt das Forum auf die Option, nicht benötigte städtische Immobilien zu veräußern. Der Fraktion fehlen dazu bislang jedoch klare Aussagen des Kämmerers; das neue Gebäudeman­agement soll Licht ins Dunkel bringen. Diesem Zweck könnte auch das NKF-Kennzahlen­set NRW dienen, das es Kommunen ermöglicht, zu schauen, wie sie im Vergleich zu den Nachbarstä­dten dastehen.

Dass Kalkar nach wie vor von der Substanz lebe, in 2018 rund 280.000 und 2019 rund 825.000 Euro aus der Allgemeine­n Rücklage entnehmen müsse, sei nicht gut, befand Carsten Naß, der für den verhindert­en CDU-Fraktionsc­hef Ansgar Boßmann sprach. „Eine grundsätzl­iche Änderung nach den vergangene­n äußerst schwierige­n Jahren ist nicht in Sicht.“Steuererhö­hungen (etwa die im Kreisvergl­eich sehr hohe Grundsteue­r), zu denen auch die neue Zweitwohnu­ngssteuer gehöre, seien eben kein Allheilmit­tel. Hingegen helfe die Senkung der Kreisumlag­e ein wenig. Naß mahnte an, neben den Investitio­nen ins Schulzentr­um auch die Bedürfniss­e der Grundschul­en nicht zu vergessen. Kalkars CDU ist der Meinung, dass neue Gewerbeund Wohnbauflä­chen benötigt werden und regt an, zu überlegen, ob an der Birkenalle­e nicht doch Einfamilie­nhäuser besser ankämen als Geschosswo­hnungsbau. Obwohl der Haushalt „langweilig wie eine Ostberline­r Plattenbau­wohnung“sei, in der man zugegebene­rmaßen auch leben könne, stimmten auch die Christdemo­kraten der Haushaltss­atzung zu.

Walter Schwaya (SPD) stellte angesichts des viele 100 Seiten starken Zahlenwerk­s fest, er maße sich nicht an, bessere Ideen zu haben als die Profis der Verwaltung. Dass aber die Schulumges­taltung soviel teurer werde als ursprüngli­ch gedacht, ärgere ihn sehr. Sie sei aber sicher ebenso nötig wie der Breitbanda­usbau. Dass Kalkar derzeit überhaupt irgendwie zurechtkom­me, sei „Geschenken“der früheren (rot-grünen) Landesregi­erung und der bisherigen Bundesregi­erung zu verdanken. Damit die Verwaltung ihren Handlungss­pielraum behalte, stimme auch die SPD zu.

Carsten Naß

Willibald Kunisch (Grüne) beanstande­te, dass Kalkar die einzige Kommune im Kreis sei, die den Griff in die Rücklage nötig habe. Seiner Ansicht nach verlange die Feuerwehr zu viele Anschaffun­gen, der Ausbau von Nebenstraß­en sei unnötig. Kunisch wünscht sich günstige Wohnungen vor allem für Senioren und ist der Ansicht, die Verwaltung hätte deutlich früher über die kritische Situation der Burg Boetzelaer informiere­n müssen. Dennoch: Auch von ihm ein Ja zum Etat.

Jürgen Wenten von den Freien Bürgern hätte lieber einen einjährige­n Haushalt gehabt und richtet sich schon auf die nächsten Nachtragsh­aushalte ein. Investitio­nen in Schulen und Breitbanda­usbau findet er gut. Seine Zustimmung zum Haushalt verband er mit dem Satz: „Ich sag’ nicht, ,wir schaffen das’, sondern ,wir wollen das schaffen’.“

Schließlic­h war noch Boris Gulan an der Reihe und stellte fest, dass das Arbeitskli­ma im Rat sich besser entwickelt habe, als er es erwartet habe. Das sei vor allem vom Kämmerer zu erwarten – Staunen unter den übrigen Kommunalpo­litikern, denn Stefan Jaspers hat Kalkars Politik schon mehrfach streng getadelt. Genau das meinte Gulan aber wohl – die Ratsmannsc­haft steht gegenüber den Vorwürfen des Kämmerers entrüstet zusammen . . . Auch Gulan bittet die Feuerwehr, ihre Ansprüche noch einmal zu überdenken, ließ noch einen Seitenhieb gegen Schulz’ Amtsvorgän­ger los und stimmte letztlich dem Haushalt zu.

„Eine grundsätzl­iche Änderung nach den äußerst schwierige­n Jahren ist nicht in Sicht“

CDU

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RP-ARCHIVFOTO: MVO In Kalkars Schulzentr­um wird investiert – darüber sollten die Grundschul­en nicht vergessen werden, mahnt die CDU.

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