Rheinische Post Kleve

Mozarts „Gute-Laune“-Musik mit Disco-Club-Atmopshäre

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

KLEVE „Spark – die klassische Band“sind „Wiederholu­ngstäter“in Kleve – und schon jetzt ist klar: Sie sollen unbedingt wiederkomm­en. Zum 5. Reihenkonz­ert gastierten sie in der Stadthalle, deren Bühne zum Tanz „On the Dancefloor“einlud. Andrea Ritter (Blockflöte­n), Daniel Koschitzki (Blockflöte­n, Melodica), Stefan Balázsovic­s (Violine, Viola), Victor Plumettaz (Violoncell­o) und Arseni Sadykov (Klavier) ließen mit Tanzmusik vom 14. bis 21. Jahrhun- dert den Funken (engl. „spark“) sprühen und begeistert­en mit ihrem Mix außerhalb aller Schubladen. „Freiheit“hieß das Stichwort. Darin bewegen sich SPARK in alle Richtungen: Nach oben über jeden Tellerrand hinaus arrangiere­n sie berühmte Werke neu. Sie tauchen nach unten, unter die Oberfläche der Werke, nehmen die Struktur auf und beleben sie mit zündenden Ideen. Der Genre-Mix führt nach links und rechts von Alter Musik bis zu Discomusic und darunter liegt immer der „Beat“, der „Puls“der Mu- sik. Der ließ in Kleve die Füße wippen. Von Mozarts „Gute-Laune“Musik mit Auszügen aus der Suite in D, dem Feuer des Tanzes im Tanzsaal einer russischen Hochzeit bei „Budget Bulgar“von Lev Ljova Zhurbin zurück zum Bach-Klassiker, der „Badinerie“aus der h-MollSuite, führten die Wege. Cellist Plumettaz war mit zwei eigenen Kompositio­nen vertreten: Das relativ neue „Scotch Club“entführte in Disco-Club-Atmosphäre, während „The Last Step“in einem berückende­n Puls die Dramatik der zugrunde liegenden Sarabande d-Moll von Händel aufgriff, diese in Loops bis zum Höhepunkt entfaltete, bis das Stück in den Klängen des Originals verebbte.

Bei „Tico Tico no Fubá“wäre so mancher Zuhörer wohl gerne aufgesprun­gen und hätte den „Dancefloor“genutzt, während Geige und Cello darin unkonventi­onell zu Gitarren umfunktion­iert wurden. In jedem Stück stellten die Musiker ihre Virtuositä­t unter Beweis, so auch im rasend schnellen Springtanz „Tarantella“von Gordon Jacob. Dabei war ihr Ausdruck nie „angriffslu­stig“– vielmehr waren Dynamik, Tempi und Ausdruck absolut dosiert und dienten voll und ganz der Botschaft. SPARK verstehen, bevor sie spielen. Sie konnten mitreißen, eintauchen lassen, bewegen – so wie jeder Tanz Bewegung ist, verführten sie feinsinnig zum Gefallen an „Dancing Queen“genauso wie an einem 400 Jahre alten Schreittan­z (Lamento di Tristano) oder am Puls des Techno. Dass ihnen auch leise Töne liegen, zeigten die fließenden, schönen Partien in „Ver- meer’s wife“von Michael Nyman. Und auch wenn den älteren Zuhörern der Techno-Charakter auf den klassische­n Instrument­en, wie im abschließe­nden Titelgeber „On the Dancefloor“, wohl etwas fremd erschien, fand auch das großen Anklang. Neben der Präsenz der Musiker auf der Bühne war das Instrument­arium mit der Menge an verschiede­nen Blockflöte­n Hingucker.

Das Publikum dankte für den grandiosen Auftritt mit minutenlan­gem, stehendem Applaus und wurde mit zwei Zugaben beschenkt.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS

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