Rheinische Post Kleve

Ehrenamt sollte geehrt werden

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Wer Donnerstag in der komfortabl­en Lage war, Sturmtief „Friederike“durch die Innenseite der Hausfenste­rscheiben zu beobachten, der hat sich ziemlich wahrschein­lich gedacht: „Gut, dass ich da nicht raus muss.“So kann in Notfällen wie diesem aber längst nicht jeder von uns denken. Für die Einsatzkrä­fte war gar nichts normal an diesem Tag. Es gab Hunderte Einsätze, Verletzte und sogar einen Toten zu beklagen. Na gut – ist ja auch deren Job, könnte man meinen. Und wenn wir über die Einsatzkrä­fte der Polizei sprechen, mag das auch zutreffen. Bei den vielen freiwillig­en Helfern – zum Beispiel im Dienste der Feuerwehr – handelt es sich aber um Nachbarn und Kollegen. Büromitarb­eiter, Handwerker, Lehrer. Das ist ihr Job. Das Lebenrette­n und Straßenfre­iräumen muss nebenbei geschehen.

In den Tagen danach wird den Einsatzkrä­ften, haupt- wie nebenamtli­ch, immer fleißig auf die Schultern geklopft. Gut gemacht, die eigene Haut riskiert, um anderen zu helfen. Und natürlich gilt ihnen das Lob vollkommen zurecht. Einzig sollten wir uns fragen – als Gesellscha­ft und jeder einzelne –, ob es mit dem Lob getan ist. Dass das Ehrenamt um Nachwuchs kämpft, hat Gründe. Immer noch sehen es viele Arbeitgebe­r nicht gerne, wenn Mitarbeite­r den Platz verlassen müssen, weil es brennt oder stürmt. Das Ehrenamt heißt so, weil die Arbeit ehrenamtli­ch geschieht. Es sollte aber auch deutlich mehr geehrt werden. Durch Worte, vor allem aber durch Taten.

ludwig.krause@rheinische-post.de

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