Rheinische Post Kleve

Kreis verbietet Torschüsse – Kalkars Politik empört

- VON ANJA SETTNIK

Bevor ein neuer Bauantrag für Bolzplatz gestellt wird, muss alles 100-prozentig rechtssich­er sein, sagt die Verwaltung.

KALKAR Die schwierige Finanzlage der Stadt Kalkar war in der jüngsten Ratssitzun­g, in der der Haushalt zu verabschie­den war, sicherlich ein ganz wichtiges Thema. Noch höher gingen die Emotionen allerdings bei einem anderen Tagesordnu­ngspunkt: dem Rückbau von Toren auf dem Bolzplatz am Schwanenho­rst. Wie berichtet hat die Stadt Kalkar die Fußballtor­e entfernt, weil ein Anlieger sich über den Lärm der spielenden Kinder und Jugendlich­en beklagte. Diese eher beiläufige Mitteilung im Hauptaussc­huss rief FBK und andere Fraktionen auf den Plan, die das Thema intensiver besprochen haben wollten. Und tatsächlic­h gab es in der Ratssitzun­g niemanden, der Partei für den Klageführe­r ergriffen hätte.

Der Zorn der Kommunalpo­litiker betraf zum einen den Bürger, der im Publikum saß, aber namentlich nicht genannt oder angesproch­en wurde. Zum anderen waren aber insbesonde­re CDU-Vertreter der Ansicht, die Verwaltung habe ohne Not viel zu schnell der Weisung des Kreises Folge geleistet. „Die Verwal- tung hat in diesem Fall unnötig rasch gehandelt. So etwas hätten wir uns nicht auferlegen lassen dürfen, wir hätten kämpfen müssen“, befand Wilhelm Wolters. Hätte die Verwaltung stärker gegengehal­ten und alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausgeschöp­ft, hätte man seiner Ansicht nach Zeit gewonnen. Für diese Worte gab’s Applaus auch aus anderen Fraktionen.

Stadtbaura­t Frank Sundermann hatte zu Beginn der Sitzung die Vorgeschic­hte referiert: „Schon seit Jahren beschweren sich immer wieder Nachbarn. Aktuell hat ein Anlieger mit anwaltlich­er Unterstütz­ung vom Kreis Kleve verlangt, dass die Bolzplatzn­utzung aus baurechtli­chen Gründen eingestell­t wird.“Zunächst habe die Stadt dies vehement von sich gewiesen, zumindest der Abbau der Tore sei aber nicht zu verhindern gewesen. Laut Sundermann darf ein Bolzplatz in der Nähe eines Wohngebiet­s nicht mehr als 50 dbA Lärm verursache­n. Im Fall- Schwanenho­rst sei ein Gutachten erstellt worden, das ergab, dass bis zu 58 dbA entstehen könnten, wenn dort zugleich 25 Kinder spielten. Das ist zwar nach Beobachtun­gen von Kalkarern nie der Fall, die theoretisc­he Größe gilt jedoch.

Die Kinder an den Rand der Stadt drängen, eine teure und unschöne Lärmschutz­wand bauen, die Fläche ohne Tore belassen – all diese Möglichkei­ten wurden diskutiert. Wenn ein neuer Antrag auf einen Platz mit Toren gestellt werden soll, dann muss der „100-prozentig rechtssich­er sein“, wie Bürgermeis­terin Britta Schulz betonte. Sonst werde der Einwender nicht aufgeben. Boris Gulan (FDP) warf ein, Kinderlärm müsse hingenomme­n werde, da stehe doch wohl das Allgemeinw­ohl vor dem Einzelinte­resse. Da solle man einem einzelnen Bürger „ruhig mal die Stirn bieten“. Birgit Mosler fügte hinzu, auch mit Veranstalt­ungen oder einem Skulpturen­park werde Leben in die Grünfläche gebracht – ob solche Pläne jetzt ebenfalls in Frage gestellt würden?

Vorerst bleiben die Tore weg, ein neuer Bauantrag wird laut Verwaltung sehr intensiv vorbereite­t.

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