Rheinische Post Kleve

Mehr Ärzte aufs Land

- VON EVA QUADBECK VON MATTHIAS BEERMANN VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Das Problem einer schlechter werdenden ärztlichen Versorgung auf dem Land ist seit Jahren bekannt. Die Situation wird sich noch weiter zuspitzen, da in den kommenden Jahren besonders viele ältere Ärzte in den Ruhestand gehen, von denen längst nicht alle Nachfolger für ihre Praxen finden werden. Zu lange ist zu wenig gegen diesen Trend geschehen.

Finanziell­e Anreize sind ein bewährtes Hausmittel, das bislang im Gesundheit­ssystem immer gewirkt hat. Dafür könnten die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen intern umverteile­n – von den Facharztpr­axen in bester Innenstadt­lage hin zu den Haus- und den Fachärzten auf dem Land. Zudem sollte das Bild vom immer im Dienst befindlich­en Hausarzt entstaubt werden. Die jüngeren Ärzte und insbesonde­re die Ärztinnen setzen heute mehr auf Kooperatio­n und ordentlich­e Absprachen für Praxisvert­retungen. Viele wünschen Teilzeit-Regelungen und gute Schulen für ihre Kinder in der Nähe. All dies müssen Bund, Länder, Kommunen und Ärzteschaf­t möglich machen. Eine gute hausärztli­che Versorgung auf dem Land ist also mehr als die Frage von ausreichen­d ausgebilde­ten Medizinern. Sie muss Teil eines Gesamtkonz­epts zur Stärkung ländlicher Räume sein. BERICHT 2600 HAUSARZT-PRAXEN VERWAIST, TITELSEITE

Als EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk im Dezember offen aussprach, dass er die Umsetzung einer Quotenrege­lung für die Verteilung von Flüchtling­en innerhalb der EU für unrealisti­sch halte, reagierte die Bundesregi­erung noch empört. Nun schließt man sich in Berlin der Einschätzu­ng Tusks offenbar an. Offiziell wird das Ziel zwar nicht aufgegeben, aber um beim Asylrecht in Europa voranzukom­men, stellt Deutschlan­d seine Verteilung­swünsche zunächst zurück. Es wurde auch Zeit, die deutsche Position der harten Wirklichke­it anzupassen.

Und die sieht so aus: Die meisten EU-Länder sehen die Flüchtling­sfrage als deutsches Problem, schließlic­h wollen die Migranten gewöhnlich nach Deutschlan­d und nicht nach Ungarn oder Polen. Außerdem hat niemand vergessen, dass die Bundesregi­erung die Mittelmeer­länder mit der wachsenden Zahl der Boat People jahrelang allein ließ, bis Deutschlan­d dann 2015 plötzlich im Alleingang die Grenzen öffnete. Trotzdem muss sich die EU für die Zukunft auf eine Form der fairen Lastenvert­eilung einigen. Ob nun mit oder ohne Quote, ist wirklich nebensächl­ich. BERICHT BERLIN KNICKT BEI FLÜCHTLING­SQUOTE EIN, TITELSEITE

JFlüchtlin­gsrealismu­s

Reue belohnen

ährlich werden in Deutschlan­d Hunderttau­sende zu Straftäter­n, weil sie sich nach einem vermeintli­chen Bagatellde­likt vom Unfallort entfernen, ohne sich um den angerichte­ten Schaden zu kümmern. Denn das erfüllt den Straftatbe­stand der Fahrerfluc­ht. Und die ist kein Kavaliersd­elikt.

Ohne Zweifel gehört ein solches Verhalten bestraft. Wer aus Gleichgült­igkeit oder Faulheit davonfährt, hat im Straßenver­kehr nichts zu suchen. Aber es macht zum Beispiel einen Unterschie­d, ob sich ein Unfallveru­rsacher absichtlic­h entfernt oder ohne Schuldbewu­sstsein, weil er gar nicht mitbekomme­n hat, dass er beim Ausparken ein anderes Auto „angeditsch­t“hat – was häufig vorkommt. Doch in beiden Fällen ist man fahrerflüc­htig. Und man wird auch bestraft, wenn man wenig später Reue zeigt und den verursacht­en Schaden bei der Polizei nachmeldet und ihn begleicht.

Letzteres sorgt mit dafür, dass viele sich im Nachhinein erst gar nicht melden. Daher wären Abstufunge­n im Strafmaß bei Unfällen mit geringfügi­gen Blechschäd­en sinnvoll und begrüßensw­ert. BERICHT UNFALLFLUC­HT: JURISTEN FORDERN . . ., TITELSEITE

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