Rheinische Post Kleve

RP-SERIE UNSERE SEELSORGER (51 UND ENDE) Vom Malergesel­len zum Hirten des Herrn

- VON WERNER STALDER

Reinhard Janssen wurde 1949 in Zyfflich geboren. Dort feierte er seine Primiz. Anschließe­nd war er Seelsorger in den Ortschafte­n des Südkreises Wachtendon­k sowie Wankum.

KRANENBURG-ZYFFLICH Wenn das Gespräch auf Pastor Reinhard Janssen kommt, ist sein Bruder, Franz Janssen, Landwirt auf dem Krinneshof in Zyfflich, bis zum heutigen Tag tief bewegt. „Reinhard war ein einfacher Volksschül­er. Nach der Schulentla­ssung machte er eine Lehre als Maler und Lackierer bei der Firma Paul Haas in Kellen und war danach vier Jahre Geselle“, erzählt Franz Janssen. Sein Meister und auch sein Ortspfarre­r Fritz Häfner konnten es kaum glauben, als der ehemalige Lehrling und Ministrant am 1. Juni 1980 ohne Gymnasium und Abitur bei der Heimatprim­iz in St. Martin in Zyfflich vor ihnen stand. Pastor Reinhard Janssen wurde am 3. Mai 1949 in seinem Elternhaus auf dem bäuerliche­n Krinneshof in Zyfflich geboren und in der Pfarrkirch­e St. Martin getauft. Wie seine Brüder Franz und Vinzens war er 1961 bei der Wiedereinw­eihung der Zyfflicher Kirche als Messdiener dabei. Er besuchte die Volksschul­e am Möllersweg und wurde von Mechthild Gietemann, Willi Billen und Friedhelm Wassenberg unterricht­et. Nach seiner Schulzeit erlernte er ab 1964 den Beruf des Malers und Lackierers, den er anschließe­nd auch als Geselle ausübte. In dieser Zeit begann seine Mitarbeit in der CAJ, der Christlich­en Arbeitnehm­er Jugend, in Kranenburg. Er entwickelt­e durch Kurse und Treffen ein großes Interesse, mit Jugendlich­en zu arbeiten. 1968 wurde unter seiner Leitung die CAJ-Gruppe in Zyfflich ins Leben gerufen. Durch seine überregion­ale Mitarbeit in der CAJ wurde er bei einem Niederrhei­ntag der Jugend vom damaligen Regionalvi­kar Richard Schulte-Staade angesproch­en, neue berufliche Wege zu gehen. Ab 1971 übernahm er die Tätigkeit als hauptberuf­licher CAJ-Sekretär in Vechta/Niedersach­sen. Durch den täglichen Alltag mit jungen Menschen festigte sich sein Wunsch, Seelsorger zu werden. Da bislang lediglich Abiturient­en der Weg zum Priestertu­m offen stand, schrieb er gemeinsam mit dem CAJSekretä­r Paul Horst an Bischof Heinrich Tenhumberg, und tatsächlic­h, unter Pfarrer Karl Lenfers wurde im Bistum Münster ein neuer Bildungswe­g, das „Ahlener Modell“, eingeführt, um auch „Berufsumst­eigern“ohne Abitur eine Möglichkei­t für den Priesterbe­ruf zu ermögliche­n. Nach der entspreche­nden Ausbildung­szeit und einem Praktikum er- hielt er im Januar 1979 die Diakonatsw­eihe und wurde am 25. Mai 1980 von Bischof Reinhard Lettmann zum Priester geweiht. Als Kaplan war er vier Jahre in St. Otger in Stadtlohn tätig, danach ab 1984 in Rheine, St. Antonius. Im Sommer 1989 wurde er zum Pfarrer von St. Michael in Wachtendon­k ernannt. Er war im Bezirksvor­stand der Caritas und für die Feuerwehr als Notfallsee­lsorger tätig. Auch nahm er mit großem Interesse die Aufgabe als Bezirksprä­ses der KAB wahr.

Ab 1998 wurde ihm zusätzlich die Leitung der benachbart­en Pfarrgemei­nde St. Martin in Wankum übertragen. Im Sommer 2001 verbrachte Pastor Reinhard Janssen seinen Urlaub mit dem ehemaligen Studienkol­legen Klemens Schneider in den Südtiroler Bergen. Bei einer Bergwander­ung verstarb der durch seine verbindlic­he und herzliche Art geliebte Seelsorger am 27. Juli 2001 plötzlich und völlig unerwartet an Herzversag­en im Alter von nur 52 Jahren.

Sein Bruder Franz erinnert sich noch gut an die Beerdigung am 4. August 2001 in Wachtendon­k: „Die Anteilnahm­e war überwältig­end. Das Requiem musste nach draußen übertragen werden. Man sah ein Meer von Fahnen der Vereine. Die 1000 Totenzette­l gedruckt reichten nicht aus.“

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Der Neuprieste­r Reinhard Janssen (Mitte) bei seiner Primiz am 1. Juni 1980 in der Pfarrkirch­e St. Martin in Zyfflich.
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FOTO: KNA Begeisteru­ng bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlich­en.
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FOTO: SCHMITZ Pastor Reinhard Janssen

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