Warum überhaupt (noch) Kirche?
Die Ereignisse um Dechant Christoph Grosch, die viele Menschen seit zwei Wochen bewegen, kann und will ich nicht bewerten – das steht mir nicht zu. Ich nehme sie aber zum Anlass, einen Blick auf die Lage des Glaubens zu wagen: Denn bei aller Tragik und allem Mitgefühl, bei aller Empörung und Enttäuschung, die durch Fehler und Vergehen von kirchlichen Amtsträgern erregt werden, stellt sich vielen Menschen die Frage, warum und wozu es die Kirche überhaupt (noch) gibt: Amtsträger sind auch nur (fehlerhafte) Menschen, glauben kann ich auch alleine – und beten sonntags im Wald. Sicher, die Taufe als „Schutzzauber“am Lebensanfang, die Erstkommunion als Aufnahme in die Gemeinschaft (welche?), vielleicht noch die Firmung als Ritus des Erwachsenwerdens – all das ist schön, aber nicht nötig und schon gar nicht lebensverändernd.
Überhaupt ist ja der christliche Glaube an einen Gott, der menschgeworden, gekreuzigt worden und auferstanden ist, um die Menschen von Sünde und Tod zu erlösen, ja für moderne Menschen eine ziemlich exotische Vorstellung. Mir sagte mal ein älterer Mann: Ich brauche keine Erlösung. Vielleicht sagt das mehr als viele Worte. Das Evangelium ist für viele Menschen irrelevant.
Merkwürdigerweise gibt es diese fehlerhafte Kirche aber seit 2000 Jahren. Nach menschlichen Maßstäben müsste sie längst untergegangen sein. Auch heute finden durch die Kirche Menschen in Gott den lebendigen Sinn ihres Lebens. Auch nichtreligiöse Menschen schätzen das Wort und den Einsatz der Kirche für die Heiligkeit eines jeden Menschenlebens, die ja von Gott dem Schöpfer kommt. Vielen ist die Gemeinschaft der Glaubenden wichtig.
Und schließlich wächst das SamenkorndesGlaubensauchheutein den Herzen vieler junger Menschen; so gab es z. B. nie zuvor so viele Messdiener. Warum geht die Kirche – trotz (oder gerade wegen?) der Fehler und Schwächen ihrer Amtsträger – nicht kaputt? Ist tatsächlich etwas nicht von Menschenhand Gemachtes ihr Kern? Solche Gedanken werden dem betroffenen Jugendlichen und seiner Familie in diesen Tagen wohl wenig helfen – und auch Pastor Grosch nicht. Alle aber, die in der Nachricht vom menschgewordenen und sich hingebenden Gott eine Hoffnung erkennen und versuchen, im Glauben lebendig und in der Gemeinschaft der Glaubenden zu bleiben, mögen sie vielleicht ein wenig stärken. So hofft Ihr