Rheinische Post Kleve

Die Länder müssen Hausaufgab­en machen

- VON EVA QUADBECK VON MATTHIAS BEERMANN PAPST SUCHT ANNÄHERUNG AN CHINA, SEITE A 6 VON HENNING RASCHE

Nur um Missverstä­ndnisse zu vermeiden: Investitio­nen in Bildung kann man nur begrüßen – insbesonde­re in einem rohstoffar­men Land, dessen wichtigste Ressource seine Menschen sind. In vielen Bereichen in der Bildung herrscht Investitio­nsstau. Das trifft auf den Zustand vieler Schulgebäu­de und Turnhallen zu. Bei der digitalen Ausstattun­g sieht es schon differenzi­erter aus. Den Schulen mangelt es in der Regel nicht an Computern. Ihnen fehlen aber oft fachlich geschulte Lehrer und IT-Spezialist­en. Das muss sich ändern. Die Investitio­nen in eine digitale Ausstattun­g der Schulen, die Tafel, Kreide und Schwamm überflüssi­g machen, werden weitere Kosten nach sich ziehen. Sollten die Länder nicht bereit sein, die Investitio­nen des Bundes zu flankieren, wird es keinen Durchbruch ins digitale Zeitalter geben.

Die Milliarden sind also nur gut investiert, wenn Bund und Länder ausnahmswe­ise in der Bildungspo­litik an einem Strang ziehen. Zudem bringen Breitband, W-Lan und ein saniertes Schulgebäu­de nicht die Bildungsre­publik, so lange Lehrer fehlen und zu viele Unterricht­sstunden ausfallen. Es wird nicht reichen, wenn die Länder Geld vom Bund nehmen. Sie müssen auch ihre Hausaufgab­en machen. BERICHT UNION UND SPD WOLLEN ELF MILLIARDEN . . ., TITELSEITE

JDer Papst als Politiker

eder Papst bekleidet ein doppeltes Amt: Er ist Kirchenobe­rhaupt und Staatschef, Seelsorger und Politiker zugleich. Zwei Rollen, die schnell in Konflikt geraten können. Das erfährt gerade auch Papst Franziskus. Offenbar ist der Vatikan drauf und dran, sein Verhältnis zu China zu normalisie­ren. Bisher haben beide Staaten keine diplomatis­chen Beziehunge­n, was vor allem am Streit darüber liegt, wer in China katholisch­e Bischöfe ernennen darf: die Regierung in Peking oder der Vatikan. Dies hat zu einer Spaltung geführt – die Hälfte der rund zwölf Millionen Katholiken in China gehört einer vatikantre­uen Untergrund­kirche an, die sich neuerdings wieder stärkerer Verfolgung ausgesetzt sieht.

Dass man in Rom die Einheit der Kirche wieder herstellen will, ist verständli­ch. Aber der Preis dafür ist hoch. Viele chinesisch­e Christen werden einen Deal als Kniefall, ja als Verrat des Vatikans empfinden. Jedenfalls sollte man sich in Rom über die Risiken im Klaren sein, wenn man einer Ausdehnung der staatliche­n Kontrolle über den katholisch­en Glauben in China zustimmt. Denn darum handelt es sich. BERICHT

Die NPD soll verhungern

Mal angenommen, die NPD wäre ein Ungeheuer und der Bundesrat der Ritter, der es bekämpft. Dann würde die gestrige Entscheidu­ng bedeuten, dass er nicht mehr versucht, dem Ungeheuer den Kopf abzuschlag­en, sondern ihm das Futter wegzunehme­n. Das Ziel: Tod durch Verhungern. Nachdem ein Verbot gescheiter­t ist, wollen die Länder der Partei das Staatsgeld kappen. Es ist das Prinzip Versuch und Irrtum: Irgendwann wird es schon gelingen, die NPD zu zerstören.

Warum sollte der Staat diejenigen alimentier­en, die ihn abschaffen wollen? Ein auf den ersten Blick plausibler Einwand. Indes: Warum sollte der Staat überhaupt eine Partei dulden, die ihn abschaffen will? Wenn die Gefahr durch die NPD so groß ist, dass man ihr das Geld wegnehmen müsste, hätte man sie verbieten müssen. Das haben die Richter aus guten Gründen nicht getan. Die NPD nun verhungern zu lassen, ist inkonseque­nt; diese Idee schadet dem freiheitli­chen Geist des Grundgeset­zes. Durch den neuen Prozess bekommt die NPD eine Aufmerksam­keit, die ihr kümmerlich­es Treiben nicht verdient. BERICHT LÄNDER WOLLEN DER NPD . . ., TITELSEITE

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