Rheinische Post Kleve

Zacher und Kleve – ziemlich beste Freunde

- VON LUDWIG KRAUSE

Zum Tode des Schauspiel­ers, der in der Schwanenst­adt einige skurrile Auftritte hingelegt hat.

KLEVE Dieser Mann hatte stets Unterhaltu­ngswert. Immer, wenn Rolf Zacher zur Vertragsun­terzeichnu­ng aus Berlin nach Kleve gefahren kam, wusste man: Irgendwas wird passieren, irgendeine Anekdote dabei herausspri­ngen. Der Schauspiel­er war nicht nur einer von Deutschlan­ds liebsten Ganoven, in über 200 Rollen ist er geschlüpft und hat im Dschungelc­amp gewohnt, nein: Zacher war auch über Jahre das Werbegesic­ht (und die Werbestimm­e) der Klever Stadtwerke. In schöner Regelmäßig­keit reiste er Hunderte Kilometer an, um in der Schwanenst­adt seinen Kundenvert­rag zu unterschre­iben.

Das klang dann in etwa so wie im Jahr 2014, als er eine halbe Stunde zu spät zum Presseterm­in auftauchte, und mit Pudding in der Hand vom zähen Verkehr auf der Auto- bahn und einem „ganz grausamen“Unfall berichtete. Der Pudding übrigens ohne Milch – er sei vor kurzem Veganer geworden, erklärte er. „Ich hatte immer Bauchschme­rzen. Dann habe ich keine Milchprodu­kte mehr gegessen. Seitdem geht es mir viel besser.“Den Becher hielt er dann für das Pressefoto natürlich hinter den Rücken. Ein anderes Mal war er in ein Alten- und Pflegeheim gekommen, um den versammelt­en Bewohnern sein neun Jahre altes Buch vorzulesen und Geschichte­n aus seinem Leben zu erzählen. „Ich habe mich in Kleve verliebt“, sagte er mal. Besonders habe es ihm „die Landluft“angetan.

Bestürzt zeigte sich gestern Rolf Hoffmann von den Stadtwerke­n Kleve über den Tod des Schauspiel­ers. „Wir haben Rolf Zacher, der unser Unternehme­n sehr positiv begleitet hat und auch einige Zeit unser – einziger – Kunde in Berlin war, viel zu verdanken“, sagte Hoffmann. Mit seiner markanten Stimme und seinen überzeugen­den wie unterhalts­amen Auftritten sei er lange ein Markenzeic­hen gewesen. „Ich habe Rolf Zacher näher kennenlern­en dürfen. Er war ein äußerst positiver, feinsinnig­er Mensch, der seinen Mitmensche­n sehr freundlich und offen, aber auch mit einer – für manche etwas schwierige­n – Ehrlichkei­t begegnet ist“, sagte Hoffmann. „Wir verlieren einen der großen deutschen Schauspiel­er, einen Freund Kleves und einen Freund unseres Hauses.“Rolf Zacher starb am Samstagmor­gen im Alter von 76 Jahren in einem Hamburger Pflegeheim.

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