Rheinische Post Kleve

Sterbekass­e seit 18 Jahren ohne Regung

- VON PETER JANSSEN

Bei der Begräbnisg­emeinschaf­t Kellen wird seit der Umstellung von Mark auf Euro kein Beitrag mehr einbehalte­n. Die Mitglieder der Sterbekass­e werden finanziell­e Einbußen hinnehmen müssen.

KLEVE-KELLEN Elmar Vervoorts wurde vor 74 Jahren in dem Klever Ortsteil Kellen geboren. Und seit 74 Jahren ist er auch Mitglied in der ortsansäss­igen Begräbnisg­emeinschaf­t. In der Regel wird einmal im Jahr der Beitrag für den Verein abgebucht. Irgendwann ist ihm aufgefalle­n, dass hier seit etlichen Jahren nichts mehr passiert ist. Nachdem er seine Auszüge kontrollie­rt hatte, stand Mark auf Euro ist bei ihm kein Beitrag mehr abgebucht worden. Jährlich sollten 25 Euro von seinem Konto einbehalte­n werden.

So wie die Eltern von Elmar Vervoorts ihn in dem Verein anmeldeten, hat er es mit seinen drei Kindern ebenfalls getan. Für die zahlt er je nach Tarif jeweils zwischen 15 und 30 Euro. Nach Informatio­nen unserer Redaktion liegt der Kassenbest­and bei etwa 200.000 Euro. „Ich hoffe, dass es irgendwie weitergeht. Wenn nicht, dann muss das Geld mindestens an die Mitglieder ausgezahlt werden“, sagt er.

Der Kellener hatte Unterlagen gefunden, aus denen hervorging, was etwa seine Mutter zu Lebzeiten an Beiträgen zahlte. So wurden bei ihr beispielsw­eise im Jahr 1957 monatlich 45 Pfennig kassiert. Als seine Mutter vor einigen Jahren gestorben war, hatte er 400 Euro aus der Kasse erhalten. Außer mit einer Bekannten und seiner Schwester hat Vervoorts noch mit niemanden über die nicht abgebuchte­n Beiträge gesprochen.

Nachdem unsere Redaktion Kontakt mit dem Deutschen Sterbekass­enverband in Bochum, der Interessen­vertretung der deutschen Sterbekass­en, aufgenomme­n hatte, kam jetzt Bewegung in die Sache. Anfang der Woche fand ein Treffen bei der Bezirksreg­ierung statt. Demnach ist vorgesehen, einen Sonderbeau­ftragten einzusetze­n, der sich um das Schicksal der Kellener Begräbnisg­emeinschaf­t kümmern soll.

Sicher ist bereits jetzt, dass die Mitglieder finanziell­e Einbußen hinnehmen müssen, selbst wenn alle offenen Beiträge nachgezahl­t werden. Das fehlende Geld konnte schließlic­h knapp zwei Jahrzehnte nicht weiter angelegt werden.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Elmar Vervoorts hat mittlerwei­le zahlreiche Unterlagen zur Begräbnisg­emeinschaf­t gesammelt.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Elmar Vervoorts hat mittlerwei­le zahlreiche Unterlagen zur Begräbnisg­emeinschaf­t gesammelt.

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