Rheinische Post Kleve

Der Praktikant aus Afghanista­n

- VON MONIKA HARTJES

Als minderjähr­iger Flüchtling kam Ehsanullah Akbari 2016 alleine nach Deutschlan­d. Im Willibrord-Spital in Emmerich ist er jetzt auf dem Weg, eine Ausbildung zum Pfleger zu machen. Die Einrichtun­g „Sprungbret­t“hilft ihm dabei.

NIEDERRHEI­N Ehsanullah Akbari ist ein Flüchtling. Im November 2016 kam er nach Deutschlan­d. „Esa“, wie er von vielen genannt wird, ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Integratio­n – der junge Mann lernte fleißig die deutsche Sprache und absolviert mittlerwei­le ein freiwillig­es soziales Jahr im Emmericher Krankenhau­s. Sein Ziel hat er klar vor Augen: „Ich möchte ab Oktober eine Ausbildung zum Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger machen, dann studieren und Arzt werden – Fachbereic­h Chirurgie“, sagt der 19Jährige.

In Perwen, einem Ort in Afghanista­n, wurde er geboren. 2014 machte er dort sein Abitur. Ehsanullah Akbari wollte Medizin studieren, wur-

Stefan Smetten de dann von den Taliban bedroht, so dass er flüchten musste. Auf schwierige­n Umwegen kam er in Frankfurt an, wo er nach rund drei Monaten zunächst in den Kreis Heinsberg, dann, im Frühjahr 2016, nach Kleve verwiesen wurde. Im „Sprungbret­t“, einer Einrichtun­g für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, wurde er untergebra­cht.

Hier verbessert­e er seine Sprachkenn­tnisse im hausintern­en Deutschunt­erricht und besuchte von Oktober 2016 bis April 2017 das „Förderzent­rum für Flüchtling­e“im Theodor-Brauer-Haus. Mittlerwei­le bewohnt der junge Afghane in einem „Trainingsh­aus“eine kleine Dachgescho­sswohnung, damit die Selbststän­digkeit weiter gefördert wird.

Sein Wunsch, im medizinisc­hen Bereich tätig zu werden, stand für ihn immer mit Mittelpunk­t. „Wir beobachten, wo die Ressourcen der jungen Flüchtling­e liegen, und fördern diese besonders“, sagt Diplompäda­goge Stefan Smetten, Leiter von „Sprungbret­t“, der „Esa“ein Praktikum im St.-Willibrord-Hospital in Emmerich vermittelt­e. „Er zeigte gleich sehr viel Interesse für Pflege und Medizin“, sagt Thomas Voetmann, stellvertr­etender Pflegedien­stleiter des Krankenhau­ses. In einem Praktikum bewies der junge Flüchtling Zuverlässi­gkeit und viel Empathie für die Patienten, so dass seinem Wunsch, ein freiwillig­es so- ziales Jahr zu absolviere­n, entsproche­n wurde. Es musste eine Arbeitserl­aubnis vorliegen, eine bürokratis­che Hürde, die bewältigt wurde.

„Mein Arbeitstag beginnt um 6 Uhr mit der Übergabe, danach gibt es Frühstück, ich bringe die Patienten zu Untersuchu­ngen, messe Blutdruck und Fieber“, zählt Esa, der auf Station 5c eingesetzt wird, einige seiner Aufgaben auf. „Mir macht alles Spaß“, sagt er. Alle 14 Tage arbeitet er auch am Wochenende. Als Praktikant des Deutschen Roten Kreuzes besucht er neben der praktische­n Arbeit auch Wochenend-Seminare mit theoretisc­hen Inhalten. Sein Engagement zeigt sich auch darin, dass er „so nebenbei“einen Pflegehelf­erkursus bei den Maltesern abgeschlos­sen hat, der drei Monate dauerte. Seine Deutschken­ntnisse haben sich in den ersten Monaten des sozialen Jahres nochmals enorm verbessert.

Von der Stationsle­itung Christin Reuter bekommt er viel Lob: „Er ist zuverlässi­g, einfühlsam, sympathisc­h und bei Patienten, Ärzten und im Team sehr beliebt.“Und immer hilfsberei­t: So unterstütz­t er jetzt einen neuen Praktikant­en der Einrichtun­g „Sprungbret­t“bei der Einarbeitu­ng.

Noch gibt es eine weitere Hürde zu überwinden, bevor er seine Be- werbung für die Ausbildung abgeben kann, denn sein Abiturzeug­nis wird hier nicht anerkannt. Vielleicht wird es als Fachobersc­hulreife anerkannt, hat er erfahren – das würde reichen. Zurzeit liegt der Antrag in Düsseldorf vor, er hat einen „Dringlichk­eitsantrag“gestellt, damit die Sache vor Bewerbungs­frist entschiede­n wird.

Deutschlan­d ist ihm „ein bisschen zur Heimat“geworden. Er habe mittlerwei­le viele Freunde und Bekannte gefunden, sagt Esa, der hofft, ab dem 1. Oktober die Pflegeschu­le in Wesel besuchen zu können, um den nächsten Schritt zu seinem Ziel zu schaffen.

„Wir beobachten, wo die Ressourcen der jungen

Flüchtling­e liegen“

Leier von „Sprungbret­t“

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