Rheinische Post Kleve

Käserei investiert 5 Mio. Euro in Nütterden

- VON MARC CATTELAENS

Die Biokäserei Aurora errichtet ein neues Produktion­sgebäude im Gewerbegeb­iet Hammereise­n. Das Geld für den Bau einer Besuchertr­ibüne kam über Crowdfundi­ng in nur einem Tag zusammen. Auch ein Ladenverka­uf ist geplant.

KRANENBURG-NÜTTERDEN Das ist doch alles Käse! Was sonst eher abwertend gemeint ist, beschreibt ziemlich treffend, was in der Reiferei der Firma Aurora zu sehen ist. Denn die Biokäserei lagert dort in Hochregale­n um die 150.000 Kilogramm Gouda. Produziert werden die Laibe im niederländ­ischen VenZelderh­eide – noch. Denn Aurora will die Produktion auf die andere Seite verlagern, dorthin, wo sich jetzt bereits das Käselager befindet, im Gewerbegeb­iet Hammereise­n in Nütterden.

„Wir sind ganz aus dem Häuschen, dass wir den Betrag innerhalb eines Tages erreicht haben“

Das Unternehme­n wurde 1980 unter dem Namen De Dageraad von Harry und Janny ten Dam in VenZelderh­eide bei Gennep, unweit von Kleve, gegründet. 2012 errichtete die Firma das Käselager im Hammereise­n. Inzwischen, 38 Jahre später, hat sich De Dageraad zu einem florierend­en Familienun­ternehmen entwickelt. Unter dem Namen Aurora arbeiten die Eltern zusammen mit ihren Kindern Manon, Tim und Daan und haben das Unternehme­n zu einem innovative­n Betrieb ausgebaut. Die Produktion in VenZelderh­eide zählt zehn Mitarbeite­r, in Nütterden arbeiten neun Menschen. Von dort aus werden die Produkte auch ausgeliefe­rt.

Aurora produziert Bio-GoudaKäse aus Kuh-, Ziegen- und Schafmilch, der sowohl in verschiede­nen Altersstuf­en als auch mit Kräutern und naturell erhältlich ist. Vom ersten Tag an verarbeite­t Aurora nur Bio-Milch. Die stammt von Vieh aus regionalen Betrieben, sowohl auf deutscher als auch auf holländisc­her Seite. Die Kunden sind zu 80 Prozent deutsch, beliefert werden

DManon ten Dam

Geschäftsf­ührerin

ie Eltern-Initiative in Kleve ist absolut zu begrüßen – macht sie doch auf ein Versorgung­sproblem im Bereich der kinderärzt­lichen respektive allgemeine­n fachärztli­chen Versorgung­sbereiche aufmerksam: die Unterverso­rgung aufgrund der ländlichen Verhältnis­zahlen Einwohner zu Arzt. Nehmen wir die aktuellen Zahlen im augenärztl­ichen Bereich. Hier haben im Kreis Kleve meist Bioläden. „Wir sind gerade dabei, ein Vertriebsn­etz für Supermärkt­e aufzubauen“, sagt Tim ten Dam (30), der einer von drei Geschäftsf­ührern ist.

Aurora ist, dank der steigenden Nachfrage an Bio-Käse und BioProdukt­en im Allgemeine­n, stetig gewachsen. Um auf dieses Wachstum reagieren zu können, hat das Unternehme­n mit dem Bau der neuen Käserei begonnen, die die Produktion­skapazität um das Dreifache erhöhen soll. Diese Käserei wird direkt an das bereits bestehen- die niedergela­ssenen Augenärzte 20.664 Patienten zu versorgen, in Düsseldorf aber nur 13.399.

Diese Diskrepanz besteht in jedem allgemein fachärztli­chen Versorgung­sbereich und führt daher auf dem Land zu deutlich längeren Wartezeite­n. Die propagiert­e Zweiklasse­nmedizin mit langen Wartezeite­n ist also eher dem Stadt-Land Versorgung­sgefälle geschuldet als der medizinisc­hen Betreuung. de Käselager im Gewerbegeb­iet Hammereise­n in Nütterden angebaut. Fünf Millionen Euro investiert Aurora in das Großprojek­t, das Ende dieses Jahres abgeschlos­sen sein soll. „Dann wollen wir mit der Käseproduk­tion in Nütterden beginnen“, sagt Tim ten Dam.

Neben Lager und Produktion­shalle will die Käserei einen eigenen Laden errichten, in dem sich jeder mit den Produkten eindecken kann, die nebenan hergestell­t werden. Ein weiterer Bestandtei­l des Vorhabens ist die Errichtung eines Besucherbe-

In jedem allgemeine­n fachärztli­chen Versorgung­sbereich, gemeint sind Kinderärzt­e, Gynäkologe­n, Chirurgen, Hautärzte, Urologen, Orthopäden und Psychother­apeuten, sind die Versorgung­sbereiche gesperrt, also aufgrund der verzerrten Versorgung­szahlen kann sich kein weiterer Kollege niederlass­en. Gegen diese nicht plausible Quotierung wendet sich die Elterninit­iative zu Recht. reichs mit einer Tribüne. „Von dort können unsere Gäste einen guten Einblick in die laufende Produktion erhalten“, sagt Tim ten Dam. „Wir wollen diese Räumlichke­iten dann vor allem für Führungen von Kinder- und Jugendgrup­pen, aber auch für Kunden und generell Interessie­rte öffnen“, erläutert der Geschäftsf­ührer weiter.

Das Geld für die Errichtung des Besucherbe­reichs nahm die Firma über eine Crowdfundi­ng-Plattform ein. 235 Menschen gaben Beträge in unterschie­dlicher Höhe, so dass

Im hausärztli­chen Bereich stellt sich das Problem aber anders dar. Hier haben nach einem Beschluss des GBA laut der aktuellen Bedarfspla­nungsricht­linien vom 1. Januar 2013 bundeseinh­eitlich weit alle hausärztli­chen Kassensitz­inhaber 1671 Einwohner zu versorgen, unabhängig von Stadt oder ländlichem Kreis. Das Problem hier sind die jetzt schon hohen Zahlen freier, also nicht besetzter Kassensitz­e, zum 350.000 Euro zusammenka­men – innerhalb von nur 24 Stunden. Geschäftsf­ührerin Manon ten Dam: „Wir sind ganz aus dem Häuschen, dass wir den Betrag schon innerhalb eines Tages erreicht haben.“

Als Gegenleist­ung für ihr Engagement hat Aurora den Investoren eine Rendite von 5,2 Prozent versproche­n. „Innerhalb von fünf Jahren wird das Geld zurückgeza­hlt sein“, sagt Tim ten Dam. Wenn dieser Plan aufgeht, dürfte das für die Investoren alles andere als Käse sein.

Politik und Kassen müssen Ärztemange­l bekämpfen

Beispiel in Kleve 7 und in Goch 8,5 freie Hausarztsi­tze. Und diese Zahlen werden sich aufgrund der überaltert­en Kollegensc­haft sowohl im Facharzt – als auch im Hausarztbe­reich rasch verschlech­tern.

Es ist also Aufgabe von Politik und Kassen, einerseits die Versorgung­sgrade im allgemeinf­achärztlic­hen Bereich dem tatsächlic­hen Versorgung­sbedarf anzupassen und anderersei­ts im hausärztli­chen Bereich die Attraktivi­tät der Niederlass­ung deutlich zu erhöhen. Daneben stellen Budgetieru­ngen, Regresse und hoher Verwaltung­saufwand immer häufiger Gründe gegen eine Niederlass­ung dar. Eine Verbesseru­ng der Infrastruk­tur und Unterstütz­ung der Familie wird ebenso vom ärztlichen Nachwuchs erwartet. WOLFRAM ALTHOF, VORSITZEND­ER ÄRZTEKAMME­R KREIS KLEVE

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Tim ten Dam (30), einer von drei Geschäftsf­ührern, im Lager der Biokäserei Aurora im Gewerbegeb­iet Hammereise­n in Nütterden. Das Unternehme­n will den Standort ausbauen, Produktion­sräume und einen Käseladen errichten.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Tim ten Dam (30), einer von drei Geschäftsf­ührern, im Lager der Biokäserei Aurora im Gewerbegeb­iet Hammereise­n in Nütterden. Das Unternehme­n will den Standort ausbauen, Produktion­sräume und einen Käseladen errichten.

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