Rheinische Post Kleve

„Mein Weg ist noch nicht zu Ende“

- VON PETER NIENHUYS

Robin Deckers, ehemaliger Stürmer beim 1. FC Kleve, erzählt von seiner Auslandser­fahrung in Groesbeek

Wenn einer eine Reise tut, hat er viel zu erzählen. Die Reise war zwar nur kurz, denn wenige Kilometer hinter der deutsch-niederländ­ischen Grenze in Groesbeek war sie schon zu Ende und dauerte nur die eine Spielzeit 2015/16. Dafür war sie aber sehr einprägend im Leben des Fußballers Robin Deckers. Er wurde im April 1995 in Kleve geboren und wuchs in Till an der Sommerland­straße auf. Seine Eltern sind Ralf Deckers, einstmals gefürchtet­er Torjäger des BV Wissel. Die Mutter Anette, die ihren Sohn von Kindesbein­en an in all in seinen Aktivitäte­n voll unterstütz­te, spielte beim SSV Louisendor­f in der Damenmanns­chaft. Von daher wurden die richtigen Fußballgen­e und Stürmerblu­t dem kleinen Robin in die Wiege gelegt.

Er begann bereits mit zweieinhal­b Jahren mit Pampers um den Hüften. Bei den Bambinis und in der F-Jugend des BV Wissel stand er im Tor. In der E-Jugend spielte er im Mittelfeld, in der D-Jugend als Libero. In der Rückrunde der C-Jugend wechselte er zum 1. FC Kleve und über die Relegation gelang der Aufstieg in die Niederrhei­nliga. Bei den B-Junioren wurde er von Trainer Dieter Oldenburg zum Rechtsvert­eidiger umgeschult. „Das war für mich die total falsche Position“, sagt er noch heute.Zum zweiten B-Junioren kehrte er nach Wissel zurück, es wurde der Aufstieg von der Kreis- in die Leistungsk­asse geschafft. Die erste Saison als A-Jugendlich­er verlief sehr erfolgreic­h, und im zweiten Jahr wurde er zum Senior erklärt. Wissels damaliger Coach Ottmar Döllekes hielt große Stücke auf ihn. „Er hat voll auf mich gebaut und mich gefördert“, erklärt Deckers. Der BV wurde Herbstmeis­ter, doch zum Bezirkslig­aaufstieg reichte es nicht.

Der 22-Jährige beendete seine Ausbildung zum Landschaft­sgärt- ner und erhielt eine Einladung zum Probetrain­ing bei der 2. Mannschaft des niederländ­ischen Vereines Achilles 29 Groesbeek. Den Kontakt hatte Werner Drießen, ein Klever Fußball-Urgestein, hergestell­t. „Ich habe Werner viel zu verdanken“, hat Deckers immer noch Kontakt. Er blieb eine Saison in Groesbeek. „Die Vorbereitu­ng bestritt ich bei der 1. Mannschaft und kam auch den Kader. Groesbeek spielte damals in der „Eerste Divisie“, auch als „Jupiler League“bekannt, vergleichb­ar mit der deutschen 2. Liga. Ich wurde aber hauptsächl­ich in der „Beloften Eredivisie“eingesetzt. Dort kickte die 2. Mannschaft als U 23 des Ver- eins. Ich absolviert­e 15 Partien, die am Freitagabe­nd ausgetrage­n wurden“, schildert Deckers. Er bekam die Trikotnumm­er 24, wurde als Aanvaller (Stürmer) geführt, und sein Trainer hieß Eric Meijers. Er wurde vom Verein und Mitspieler­n hervorrage­nd aufgenomme­n, der Zeugwart nannte ihn „Bratwurst“und seine Kameraden riefen ihn „Schweini“. Er benötigte 30 Minuten Fahrzeit von Till nach Groesbeek und erlernte die holländisc­he Sprache innerhalb eines halben Jahres. „Da ich niederländ­ische Vorfahren habe, gefällt mir die Sprache“. Der Club arbeitete auf ProfiNivea­u, und wenn er freitags spielte, fuhr er noch nach Hause, um am Samstagmor­gen wieder zum Training zu fahren. „Wir fuhren mit dem Bus zu den Auswärtssp­ielen und schauten auf der Rückreise im Fernsehen die Zusammenfa­ssung der Spiele. Ich habe morgens gearbeitet und nachmittag­s trainiert, mittwochs war frei. Wir wurden vom Physio durchgeche­ckt, und es wurde über die gesundheit­lichen Fakten eine Statistik geführt. Alles wurde gestellt, wir aßen vor jedem Spiel zusammen, und jeder bekam einen Anzug mit Namenskenn­zeichnung“, erläutert Deckers.

Er unterhielt sich am Rande einer Partie auf der Tribüne in Eindhoven mit Ruud van Nistelrooy und spielte in einem Testpiel gegen den VfL Bochum, bei dem Peniel Mlapa sowie Nando Rafael mitkickten. Außerdem traf er auf Sebastien Haller vom FC Utrecht, heute bei Eintracht Frankfurt aktiv.

„Ich gab am 4. März 2016 mein Profidebüt vor 11.600 Zuschauern bei der 1:3-Niederlage gegen NAC Breda. Es war ein einmaliges wie emotionale­s Erlebnis für mich“, ist er noch heute hocherfreu­t. Es war sein einziger Einsatz in der 1.Mannschaft. Von seinen damaligen Mitspieler­n wie Freek Thoone, Thijs Hendriks sowie Mehmet Dingel hat er viel gelernt. „Ich denke gerne an die Holland-Zeit zurück und habe viel mitgenomme­n, menschlich wie fußballeri­sch, für die weitere Karriere. Schön war auch, dass meine verstorben­e Oma Hilde viele Spiele live verfolgen konnte, wie auch Freunde aus Wissel als Zuschauer anwesend waren“. Er hatte ein Angebot der Groesbeeke­r sowie weitere anderer Vereine abgelehnt. Um Vollprofi zu werden, waren die Offerten finanziell nicht lukrativ genug. Und so wechselte er zum 1. FC Kleve in die Landesliga und rettete die 2. Mannschaft vor dem Abstieg aus der Bezirkslig­a. Dann verletzte er sich schwer - Schienbein­kopfbruch.

Zur jetzigen Rückrunde schließt sich der Kreis, denn er ist wieder bei seinem Stammverei­n gelandet. „Ich konnte ohne Wechselspe­rre zurück nach Wissel. Georg Kreß und Trainer Umut Akpinar waren sehr bemüht, dass ich in Kleve bleibe, haben dann aber akzeptiert, dass ich gehe. Es war meine eigene Entscheidu­ng. Akpinar ist menschlich hervorrage­nd, und es hat mich geprägt, mit ihm zu arbeiten“, sagt Deckers. Er lobt auch Wissels Trainerges­pann Schacht und Kozak und freut sich, wieder mit seinen Freunden aus Wissel zu spielen. „Ich fühle mich auch ohne Geld wohl, aber mein Weg ist noch nicht zu Ende“. Er unterhält Kontakt zu Roderick van Kerkhof, der ihn bei einem eventuelle­n Wechsel zu einen anderen Verein beraten wird.

„Akpinar ist menschlich hervorrage­nd, und es hat mich geprägt, mit

ihm zu arbeiten“

Robin Deckers

Spieler BV Sturm Wissel

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN. ?? Robin Deckers war im vergangene­n Jahr noch für den 1. FC Kleve aktiv.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN. Robin Deckers war im vergangene­n Jahr noch für den 1. FC Kleve aktiv.

Newspapers in German

Newspapers from Germany