Rheinische Post Kleve

Sicherheit­scheck muss selbstvers­tändlich sein

- VON EVA QUADBECK VON MARTIN KESSLER VON MATTHIAS BEERMANN TEURE GESCHENKE, SEITE A 6

Es wirft ein negatives Licht auf die Dachorgani­sation der muslimisch­en Türken in Deutschlan­d Ditib, dass ihre Prediger den Gefängniss­en den Rücken kehren, nur weil die Landesregi­erung einen Sicherheit­scheck verlangt. Was die NRW-Behörden wissen wollen, geht nicht sehr in die Tiefe und ist auch keine Gängelei. Der Check stellt nur sicher, dass sich die Imame und Seelsorger bislang nichts haben zu Schulden kommen lassen und dass sie unsere Grundrecht­e anerkennen.

An diesen Checks muss unbedingt festgehalt­en werden. Bundesländ­er, in denen sie noch nicht vorgesehen sind, sollten sie einführen. Es muss zu den Mindeststa­ndards gehören, dass Personen, die in vertraulic­hen Kontakt mit Häftlingen treten können, auch vertrauens­würdig sind.

Man müsste noch einen Schritt weiter gehen und für die Gefängniss­eelsorge gezielt Prediger aussuchen, die bereit sind, bei der Vorbeugung gegen die Gefahr islamistis­cher Radikalisi­erung von Häftlingen mitzuwirke­n. Nur so ließe es sich verhindern, dass die rund 160 Islamisten, die bundesweit aktuell in Gefängniss­en einsitzen, während der Haftzeit neue Anhänger rekrutiere­n. BERICHT DITIB ZIEHT IMAME AUS GEFÄNGNISS­EN AB, TITELSEITE

Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal hat lange Jahre jeden Monat einen politische­n Gefangenen vorgestell­t – um auf ein persönlich­es Schicksal aufmerksam zu machen und den Opfern von Menschenre­chtsverlet­zungen ein Gesicht zu geben. Der Journalist Deniz Yücel, den die türkische Justiz seit zwölf Monaten in Haft hält, ist zum Gefangenen des Jahres geworden.

Er ist das Symbol für die vielen Verfolgten des türkischen Regimes unter Recep Tayyip Erdogan geworden. Seine Haft zeigt das rechtsstaa­tliche Defizit des Landes. Leider sind wir politisch machtlos, den nach derzeitige­m Kenntnisst­and zu Unrecht Inhaftiert­en freizubeko­mmen. In der explosiven Situation der Region verbieten sich Sanktionen gegen einen Nato-Partner.

Dass der türkische Ministerpr­äsident Yildirim eine Freilassun­g signalisie­rt, ist gleichwohl ein gutes Zeichen. Öffentlich­er Druck hilft. Die Bundesregi­erung darf aber mit Erdogans Regime keinen schmutzige­n Deal eingehen. Etwa, dass sie den blutigen Feldzug gegen die Kurden toleriert. Das ist laut dessen eigener Aussage auch nicht im Interesse Yücels. BERICHT TÜRKEI DEUTET FREILASSUN­G YÜCELS AN, TITELSEITE

IGefangene­r des Jahres

Israels Justiz funktionie­rt

srael hat ein Korruption­sproblem, das ist nichts Neues. Bevor jetzt Premiermin­ister Benjamin Netanjahu ins Visier der Ermittler geriet, stolperte schon sein Vorgänger Ehud Olmert über Bestechung­svorwürfe. Olmert trat zurück, als sich eine Anklageerh­ebung abzeichnet­e. Netanjahu dagegen will die Sache offenbar aussitzen. Juristisch gesehen hat er natürlich das Recht dazu, ob es auch politisch eine kluge Entscheidu­ng ist, steht auf einem anderen Blatt. Der politische Rückhalt des Premiers könnte schnell bröckeln, und dies ausgerechn­et in einer Zeit, da Israel sich wieder verstärkt äußeren Bedrohunge­n ausgesetzt sieht.

Die gute Nachricht ist, dass Israels Justiz anscheinen­d unbeirrt ihre Arbeit tut. Olmert wanderte für einige Zeit hinter Gitter, und auch Netanjahu weiß, dass ihn sein Amt nicht schützt, falls er verurteilt wird. So unabhängig arbeitet die Justiz sonst nirgendwo in der Region. Es zeigt sich einmal mehr, dass Israel nicht nur die einzige Demokratie im Nahen Osten ist, sondern auch als einziges Land dort über einen funktionie­renden Rechtsstaa­t verfügt. BERICHT

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