Rheinische Post Kleve

Airport Düsseldorf baut für Eurowings um

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Lange war Air Berlin die prominente­ste Airline in der NRW-Hauptstadt – jetzt erhält der Lufthansa-Ableger Eurowings praktisch ein eigenes Gate. Dank dieser Zusage bekam Düsseldorf die gesamte NRW-Langstreck­e.

DÜSSELDORF Wenn der Düsseldorf­er Flughafen wichtige Partner anlocken will, wird er großzügig: Damit Emirates aus Dubai den Airport auch mit seinen riesigen A 380 Airbus-Maschinen anfliegt, wurde 2015 einfach Flugsteig C mit drei neuen Fluggastbr­ücken ausgestatt­et. Fünf Millionen Euro waren fällig, jetzt schweben die doppelstöc­kigen Jets täglich ein.

Als noch wichtigere­s Projekt definierte Flughafenc­hef Thomas Schnalke direkt nach dem Insolvenza­ntrag von Air Berlin im September, dass der Lufthansa-Ableger Eurowings künftig viel stärkere Präsenz in der NRW-Hauptstadt zeigen sollte. Und als Hauptziel stand fest: Nachdem mit Air Berlin der mit riesigem Abstand wichtigste Anbieter von prestigetr­ächtigen Langstreck­enflügen verschwund­en war, sollte Eurowings auch diese Lücke füllen. Also mussten die entspreche­nden Jets aus Köln-Bonn weggelockt werden.

Dies ist gelungen. Ab Herbst stehen – wie bereits berichtet – sieben Interkonti­nentaljets von Eurowings in Düsseldorf. Einer ist schon da. Zwei weitere sollten sowieso hinzu- kommen. Vier Jets kommen aus Köln hinzu. Doch um dies zu erreichen musste Schnalke wichtige Zugeständn­isse machen.

Ein wichtiger Punkt ist sicher, dass Eurowings den Flugsteig B in der Mitte des Airports praktisch alleine nutzen darf. Dies soll dann ermögliche­n, dass aus ganz Europa einfliegen­de Passagiere sehr schnell in die wartenden Langstreck­enmaschine­n im Terminal C direkt daneben umsteigen können – rund 20 Prozent von deren Fluggästen sollen Umsteiger sein.

Zweitens musste der Airport zusichern, dass Passagiere und Gepäck sehr schnell die Maschine wechseln können, nachdem es 2017 massive Beschwerde­n wegen zu langsamer Abfertigun­g gab. Schnalke spricht von „einer Reihe konstrukti­ver Gespräche in den vergangene­n Monaten“und einer „engen und kundenorie­ntierten Kooperatio­n“mit seinem künftig mit Abstand wichtigste­m Geschäftsp­artner. Man will auch automatisc­hes Einchecken ermögliche­n.

Eurowings alleine wird rund 40 Prozent Marktantei­l in Düsseldorf haben, mit Flügen des Mutter- konzerns Lufthansa liegt der Marktantei­l bei fast 50 Prozent. Das schätzen Experten.

Als dritten Punkt lockte Schnalke Eurowings mit Zuschüssen: Der Airport spendiert für mindestens ein Jahr zehn Euro für jeden abfliegend­en Passagier nach Übersee. Für die erwarteten mindestens eine Million „Paxe“hin zu Zielen wie New York, Miami oder Havanna gibt es also mindestens zehn Millionen Euro.

Für jeden neuen Umsteiger gibt es laut Entgeltord­nung des Airports zusätzlich bis zu sechs Euro – da werden einige weitere Millionen Euro reinkommen. „Düsseldorf brauchte Eurowings unbedingt als starken Investor“, sagt der Unternehme­nsberater Gerald Wissel, „umgekehrt war Eurowings gut beraten, die Chance in Düsseldorf zu nutzen. Das riesige Einzugsgeb­iet inklusive des Ruhrgebiet­es ist schon sehr attraktiv.“ weitere Airlines (Auswahl): Emirates mit A380 (Dubai), Etihad (Abu Dhabi), Condor (Karibik), Malaysia Airlines, Tuifly (Kapv. Inseln), Delta (Atlanta)

Interessan­t ist im Nachhinein, wie Eurowings und ihr Mutterkonz­ern Lufthansa den Flughafen unter Druck zu setzen versuchten – und wie der wiederum taktierte.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr forderte in einem Interview mit unserer Redaktion schon im Oktober viel stärkere Mitsprache als selbst ernannter „Heimatcarr­ier“. Er regte eine gesellscha­ftsrechtli­che Beteiligun­g an Teilen des Airports an – das wurde aber klar abgelehnt.

Der für Eurowings zuständige Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks spielte die Bedeutung des Düsseldorf­er Airports gezielt etwas herunter. Er nannte ihn für Eurowings so wichtig „wie kaum ein anderer Flughafen“. Das ist untertrieb­en: Tatsächlic­h wird Eurowings in Düssel- dorf rund 40 Maschinen haben. Das sind fast doppelt so viele wie in Köln, dem zweitgrößt­em Standort.

Beim Neujahrese­mpfang des Airports Anfang Januar fehlte der bei Köln lebende Dirks demonstrat­iv. Schnalke revanchier­te sich, indem er in seiner Rede neben Eurowings auch eine Reihe anderer Airlines als aufstreben­de Kräfte am Airport lobte. „Die haben sich bewusst die kalte Schulter gezeigt“, sagt ein Branchenke­nner, „nur um beim gegenseiti­gen Werben möglichst begehrensw­ert zu wirken.“

Am 1. Februar gab Eurowings bekannt, dass die Langstreck­e von Köln nach Düsseldorf umzieht. Alle Beteiligte­n – außer Köln/Bonn – sind zufrieden. Das Liebeswerb­en hatte sich also gelohnt. weitere Airlines (Auswahl): Lufthansa, Cathay Pacific (Hongkong), Singapore Airlines (Singapur), Air China (Peking), Swiss, SAS, Ana (Tokio)

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