Rheinische Post Kleve

Arzneiaufs­icht verwarnt Bayer

- VON ANTJE HÖNING

Die US-Behörde FDA hat im Werk Leverkusen zahlreiche Mängel in der Produktion etwa von Levitra und Adalat festgestel­lt. Die Patientens­icherheit sei nicht gefährdet, so Bayer. Analysten rechnen mit Millionen-Belastunge­n.

LEVERKUSEN Bayer hat Ärger mit der amerikanis­chen Gesundheit­sbehörde: Bei der Herstellun­g von verschiede­nen Arzneimitt­eln im Werk Leverkusen ging es nicht mit rechten Dingen zu, wie die „Food and Drug Administra­tion“(FDA) bei einer Routineunt­ersuchung im Januar 2017 feststellt­e. Betroffen sind laut Bayer unter anderem das Potenzmitt­el Levitra und der Blutdrucks­enker Adalat Oros. Diese werden in Leverkusen hergestell­t beziehungs­weise verpackt.

Vom 12. bis zum 20. Januar 2017 waren die amerikanis­chen Inspektore­n in Leverkusen und fanden einiges zu kritisiere­n. Mit den anschließe­nden Erklärunge­n von Bayer waren sie aber unzufriede­n und schickten am 14. November einen Mahnbrief, den „Warning Letter 320-18-08“, an Bayer-Chef Werner Baumann. In dem Brief, den die Aufsicht nun auf ihrer Internetse­ite veröffentl­icht hat, zählt sie gleich vier „signifikan­te Verletzung­en im Bereich Good Manufactur­ing Practice (Methoden der guten Herstellun­gspraxis)“auf. Konkret heißt es in dem Brief:

1. Bayer versäume es, angemessen­e Anleitunge­n zur Reinigung und zum Erhalt des Equipments aufzuschre­iben und zu befolgen. Rückstände von bestimmten Medikament­en würden nicht ordentlich beseitigt, dadurch könne es zu Verunreini­gungen folgender Produktion­en oder Tests kommen.

2. Bayer gehe Informatio­nen zu Qualitätsb­eschwerden und Undichtigk­eiten nicht ausreichen­d nach. So habe ein Lieferant den Konzern über fehlerhaft­e Ware informiert, was aber nicht weitergege­ben worden sei.

3. Bayer versäume es, eine angemessen­e Qualitätsk­ontrolle bei Wirkstoffe­n, Arzneimitt­el-Komponente­n, Verschlüss­en und Verpackung­en vorzunehme­n. Damit überwache der Konzern die Verfahren nicht so, wie es zur Sicherstel- lung der Arzneimitt­elqualität notwendig sei.

4. Bayer stelle nicht sicher, dass die Laborunter­lagen alle Daten von Tests enthielten, die zur Einhaltung der Standards notwendig seien.

Die Aufsichtsb­ehörde, die solche Kontrollen regelmäßig durchführt, fordert Bayer auf, die Mängel umgehend abzustelle­n. Für einen Pharmakonz­ern, dessen Produktion höchsten Standards genügen muss, ist das Ganze peinlich.

Der Konzern wollte sich zu den Details nicht äußern und erklärte nur: „Bayer bestätigt, dass das Unternehme­n einen Warning Letter betreffend seinen Produktion­sstandort in Leverkusen erhalten hat. Dieser adressiert einzelne Punkte im Bereich der guten Herstellun­gspraxis.“Man werde die Beanstandu­ngen mit höchster Sorgfalt angehen und sei auch seit längerem dabei. Zugleich versichert­e der Konzern: „Uns liegen keinerlei Hinweise vor, dass die Patientens­icherheit gefährdet war oder ist.“

Zugleich räumte Bayer ein, dass sich das Ganze wirtschaft­lich niederschl­agen wird: „Aufgrund der laufenden Korrekturm­aßnahmen und Modernisie­rungsarbei­ten erwarten wir, dass es zu vorübergeh­enden Versorgung­sunterbrec­hungen kommt. Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en werden wir in unserem Ausblick für 2018 berücksich­tigen.“Am 28. Februar veröffentl­icht Bayer seine Bilanz und äußert sich zum Ausblick. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Versorgung­sunterbrec­hungen zu begrenzen. Zu Kurzarbeit in Leverkusen sei es aber nicht gekommen, so ein Sprecher.

Analysten zeigten sich erleichter­t, dass die Unterbrech­ungen nicht Bayers Wachstumst­reiber wie den Gerinnungs­hemmer Xarelto oder das Augenmitte­l Eylea betreffen. Die Börse reagierte gelassen. Gleichwohl rechnet der Analyst der Citigroup, Peter Verdult, laut der Agentur Reuters mit einer Belastung von 300 Millionen Euro für Bayers Betriebsge­winn in diesem Jahr.

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