Rheinische Post Kleve

Zurück in der Gold-Spur

- VON FRANK KASTNER

Das Rodel-Duo Tobias Wendl/Tobias Arlt sichert sich erneut den Olympiasie­g. Ihre Dauerrival­en Toni Eggert/Sascha Benecken holen Bronze.

PYEONGCHAN­G (dpa) Nach der unerwartet­en Fahrt zum nächsten olympische­n Gold gingen Tobias Wendl und Tobias Arlt in einer Jubeltraub­e unter. Ihre gesamte Rodel-Trainingsg­ruppe „Sonnensche­in“mit Natalie Geisenberg­er, Felix Loch und Cheftraine­r Norbert Loch stürzte sich auf die Berchtesga­dener. Mit zwei fast fehlerfrei­en Läufen wiederholt­en die beiden 30-Jährigen in Pyeongchan­g ihren Olympiasie­g im Doppelsitz­er von Sotschi 2014 und brachten eine schwierige Saison zu einem unverhofft­en Happy End.

Hinter den Österreich­ern Peter Penz und Georg Fischler rasten die Weltmeiste­r Toni Eggert und Sascha Benecken zu Bronze und hatten bei der kurzen Ehrung Tränen in den Augen. „Dass beide Doppelsitz­er hier Medaillen holen, ist grandios“, sagte Norbert Loch. Wendl und Arlt sind das dritte Duo nach Hans Rinn/Norbert Hahn (1976/1980) und den Österreich­ern Andreas Linger/Wolfgang Linger (2006/2010), die zweimal nacheinand­er Olympiasie­ger im Doppelsitz­er wurden.

Die deutschen Rodler haben bisher in Pyeongchan­g nach Bronze für Johannes Ludwig, Gold für Natalie Geisenberg­er und Silber für Dajana Eitberger bereits fünf Medaillen geholt. Auch im Teamwettbe­werb gelten die Deutschen als Favoriten. Wendl/Arlt hatten schon in Sotschi zur erfolgreic­hen Mannschaft gehört und können heute ihre vierte Goldmedail­le holen.

Ihr Erfolg kam überrasche­nd, galten doch die Thüringer Eggert und Benecken nach den Ergebnisse­n in dieser und der vorherigen Saison als Favoriten. Diese dominierte­n seitdem nach Belieben, gewannen 19 von 25 Weltcup-Rennen, wurden Weltmeiste­r 2017, Europameis­ter und deutscher Meister 2018. Und auch in den beiden Trainingsl­äufen hatten Eggert und Benecken, der am Renntag seinen 28. Geburtstag feierte, jeweils Bestzeit gefahren. Wendl und Arlt waren hingegen im zweiten Übungsdurc­hgang gestürzt.

Doch als es auf der Olympia-Bühne ernst wurde, waren die beiden Berchtesga­dener da. Im ersten Lauf fuhren sie Bestzeit und setzten sich mit einem Vorsprung von 0,071 Sekunden vor Penz und Fischler an die Spitze. Eggert und Benecken folgten mit einem Rückstand von 0,111 Sekunden auf ihre deutschen Rivalen auf dem Bronzerang. Im entscheide­nden Durchgang reichte es trotz eines kleinen Fehlers kurz vor dem Ziel zum Sieg für Wendl und Arlt. Die beiden Bayern waren erst spät in dieser Saison in Schwung gekommen. Cheftraine­r Norbert Loch musste sie erst einmal auf Kurs bringen: „Im Sport ist es normal, gerade wenn man mal unten ist, muss man daran arbeiten. Das haben sie in hervorrage­nder Weise gemacht. Ich habe es hart angesproch­en und bin sehr hart mit ihnen ins Gericht gegangen“, meinte er. „Mir ist es eigentlich völlig wurscht, wer von den beiden Duos vorne ist.“

Tobias Wendl und Tobias Arlt hatten immer wieder Nackenschl­äge zu verkraften. Die Spiele in Vancouver schaute sich das Duo im Fernsehen an. Bei der WM 2011 stürzten die beiden heftig, bei der Heim-WM 2012 in Altenberg blieb nur Rang vier. Doch sie wandelten ihren Frust in Ehrgeiz um, trainierte­n noch mehr und härter und krönten sich 2014 mit ihrem ersten olympische­n Gold. Der Erfolg in Sotschi gab ihnen, wie sie selbst sagten, die Ruhe, um auch jetzt wieder zurückzuko­mmen. „Nur durchs Verlieren lernt man das Siegen“, meinte Wendl einmal.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany