Rheinische Post Kleve

Die Bahn hat aus ihren Fehlern gelernt

- VON MAXIMILIAN PLÜCK VON MICHAEL BRÖCKER DUIN KOMMT BEI THYSSENKRU­PP UNTER, SEITE B 1 VON KRISTINA DUNZ

Meckern über die Deutsche Bahn ist Volkssport. Überfüllte und verdreckte Züge, ausgefalle­ne Heizungen oder Klimaanlag­en und natürlich immer wieder das leidige Thema Pünktlichk­eit bieten zuverlässi­g Stoff fürs Echauffier­en. Auch über die nun angekündig­ten Baumaßnahm­en und die dadurch entstehend­en Unannehmli­chkeiten werden sich viele bitterböse beschweren. Die Bahn hat das Thema Infrastruk­tur viel zu lange stiefmütte­rlich behandelt. Um den Staatskonz­ern für einen möglichen Börsengang hübsch zu machen, hatte der brachial agierende Bahnchef Mehdorn das Unternehme­n zurechtges­tutzt. Erholt hat sich die Bahn von diesem Sparkurs auf Kosten der Substanz bis heute nicht.

Wer nun also zu einer Tirade auf das Lieblingsz­iel Bahn ansetzen will, der sollte im Hinterkopf behalten: Viel sträfliche­r wäre es, wenn die Bahn aus den Fehlern nichts gelernt hätte. Der Konzern investiert wieder massiv in Schienen und Bahnhöfe, stellt Planer ein, hat die Art und Weise, wie Infrastruk­turprojekt­e angegangen werden, gestrafft und mit dem Lagezentru­m Bau die Kontrollen verbessert. Natürlich wird das für die betroffene­n Pendler in den Osterund Herbstferi­en allenfalls ein schwacher Trost sein. BERICHT BAHNVERKEH­R ÜBER OSTERN . . ., TITELSEITE

ADoppelmor­al

ls der frühere FDP-Gesundheit­sminister Daniel Bahr nach einer einjährige­n Auszeit in den USA zur Allianz wechselte, nannten Sozialdemo­kraten und Grüne dies „unerträgli­ch“und „skandalös“. Ähnlich scharf waren die Reaktionen beim möglichen Interessen­konflikt des Medienmana­gers und Fast-Medienmini­sters Stephan HolthoffPf­örtner, den die SPD als „absurd“kritisiert­e.

Der moralische Anspruch ist hoch auf der linken Seite des Spektrums. Nur nicht, wenn es um die eigene Karriere geht. Die Grüne Barbara Steffens wechselte vom Gesundheit­sministeri­um zu einer Krankenkas­se und soll nur auf Druck der Ethikkommi­ssion der Landesregi­erung die Karenzzeit von einem Jahr eingehalte­n haben. Sie übernimmt ihre Aufgabe ab Juli. Ex-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin sieht das nicht so eng und wechselt schon jetzt zu Thyssenkru­pp. Seinen ursprüngli­chen Plan, bei der skandalgep­lagten Rüstungssp­arte des Stahlkonze­rns einzusteig­en, durchkreuz­ten ausgerechn­et die Gewerkscha­fter. Die SPD-Basis schüttelt sich bei so viel inhaltlich­er Flexibilit­ät. Aber man ist ja einiges gewohnt. BERICHT

Reden ja, trauen nein

Der türkische Ministerpr­äsident Binali Yildirim kann jetzt noch so freundlich vorschlage­n, die schwierige deutsch-türkische Vergangenh­eit vergessen zu lassen. So einfach ist das leider nicht. Dafür ist zu viel passiert. Die Inhaftieru­ng deutscher Staatsbürg­er aus ganz offensicht­lich politische­n Gründen gehört dabei zu den wundesten Punkten. Die Türkei erweist sich eben keineswegs als Rechtsstaa­t, wie ihn Yildirim der deutschen Öffentlich­keit vorgaukeln will. Sonst hätte der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel nicht schon sage und schreibe ein Jahr im Gefängnis ohne Anklage hinter sich. Der erste Schritt zu Yildirims Angebot, eine neue Seite im deutsch-türkischen Kapitel aufzuschla­gen, muss sein, dass Yücel jetzt freikommt. Und zwar ohne ein Zugeständn­is von Kanzlerin Angela Merkel. Ohne ein Einknicken bei Rüstungsex­porten, und wenn es nur die vom Nato-Partner Türkei gewünschte Nachrüstun­g deutscher Leopard-Panzer zum Schutz vor Minen wäre. Reden ist immer besser als schweigen. Trauen darf man Ankara aber erst einmal nicht. BERICHT MERKEL WILL WIEDER ENGERE BEZIEHUNG . . ., TITELSEITE

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