Die Bahn hat aus ihren Fehlern gelernt
Meckern über die Deutsche Bahn ist Volkssport. Überfüllte und verdreckte Züge, ausgefallene Heizungen oder Klimaanlagen und natürlich immer wieder das leidige Thema Pünktlichkeit bieten zuverlässig Stoff fürs Echauffieren. Auch über die nun angekündigten Baumaßnahmen und die dadurch entstehenden Unannehmlichkeiten werden sich viele bitterböse beschweren. Die Bahn hat das Thema Infrastruktur viel zu lange stiefmütterlich behandelt. Um den Staatskonzern für einen möglichen Börsengang hübsch zu machen, hatte der brachial agierende Bahnchef Mehdorn das Unternehmen zurechtgestutzt. Erholt hat sich die Bahn von diesem Sparkurs auf Kosten der Substanz bis heute nicht.
Wer nun also zu einer Tirade auf das Lieblingsziel Bahn ansetzen will, der sollte im Hinterkopf behalten: Viel sträflicher wäre es, wenn die Bahn aus den Fehlern nichts gelernt hätte. Der Konzern investiert wieder massiv in Schienen und Bahnhöfe, stellt Planer ein, hat die Art und Weise, wie Infrastrukturprojekte angegangen werden, gestrafft und mit dem Lagezentrum Bau die Kontrollen verbessert. Natürlich wird das für die betroffenen Pendler in den Osterund Herbstferien allenfalls ein schwacher Trost sein. BERICHT BAHNVERKEHR ÜBER OSTERN . . ., TITELSEITE
ADoppelmoral
ls der frühere FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr nach einer einjährigen Auszeit in den USA zur Allianz wechselte, nannten Sozialdemokraten und Grüne dies „unerträglich“und „skandalös“. Ähnlich scharf waren die Reaktionen beim möglichen Interessenkonflikt des Medienmanagers und Fast-Medienministers Stephan HolthoffPförtner, den die SPD als „absurd“kritisierte.
Der moralische Anspruch ist hoch auf der linken Seite des Spektrums. Nur nicht, wenn es um die eigene Karriere geht. Die Grüne Barbara Steffens wechselte vom Gesundheitsministerium zu einer Krankenkasse und soll nur auf Druck der Ethikkommission der Landesregierung die Karenzzeit von einem Jahr eingehalten haben. Sie übernimmt ihre Aufgabe ab Juli. Ex-Wirtschaftsminister Garrelt Duin sieht das nicht so eng und wechselt schon jetzt zu Thyssenkrupp. Seinen ursprünglichen Plan, bei der skandalgeplagten Rüstungssparte des Stahlkonzerns einzusteigen, durchkreuzten ausgerechnet die Gewerkschafter. Die SPD-Basis schüttelt sich bei so viel inhaltlicher Flexibilität. Aber man ist ja einiges gewohnt. BERICHT
Reden ja, trauen nein
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim kann jetzt noch so freundlich vorschlagen, die schwierige deutsch-türkische Vergangenheit vergessen zu lassen. So einfach ist das leider nicht. Dafür ist zu viel passiert. Die Inhaftierung deutscher Staatsbürger aus ganz offensichtlich politischen Gründen gehört dabei zu den wundesten Punkten. Die Türkei erweist sich eben keineswegs als Rechtsstaat, wie ihn Yildirim der deutschen Öffentlichkeit vorgaukeln will. Sonst hätte der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel nicht schon sage und schreibe ein Jahr im Gefängnis ohne Anklage hinter sich. Der erste Schritt zu Yildirims Angebot, eine neue Seite im deutsch-türkischen Kapitel aufzuschlagen, muss sein, dass Yücel jetzt freikommt. Und zwar ohne ein Zugeständnis von Kanzlerin Angela Merkel. Ohne ein Einknicken bei Rüstungsexporten, und wenn es nur die vom Nato-Partner Türkei gewünschte Nachrüstung deutscher Leopard-Panzer zum Schutz vor Minen wäre. Reden ist immer besser als schweigen. Trauen darf man Ankara aber erst einmal nicht. BERICHT MERKEL WILL WIEDER ENGERE BEZIEHUNG . . ., TITELSEITE