Rheinische Post Kleve

Turbo Quattro

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Wie vier internatio­nal konkurrenz­fähige Sprinterin­nen die deutsche Leichtathl­etik im Jahr der EM in Berlin durch die Hallensais­on ziehen.

DORTMUND Als deutsche Hallemeist­er werden an diesem Samstag in der Helmut-Körnig-Halle gleich neun Athleten geehrt, aber nur in zwei Fällen gibt es eine Ehrenrunde. Die eine absolviert Cindy Roleder, die Schnellste über 60 Meter Hürden. Sie nimmt Publikumsl­iebling Pamela Dutkiewicz ( TV Wattensche­id) mit auf die 200 Meter, ein paar Mal halten beide zur LaOla mit dem Publikum an. Die Zuschauer stehen auf für das Duo. Sie wissen, die beiden bieten Weltklasse­zeiten. Die zweite Ehrenrunde läuft wenig später Tatjana Pinto ( LC Paderborn). Alleine, denn die große Konkurrent­in Gina Lückenkemp­er (TSV Bayer Leverkusen) ist verletzt. Der große Zweikampf fällt also aus, aber auch alleine gelingt Pinto eine Show: 7,06 Sekunden über die 60 Meter flach. Kurzzeitig Weltjahres­bestzeit. Dortmund beweist es: Es sind diese vier Sprinterin­nen, die die deutsche Leichtathl­etik als vermarktba­re Aushängesc­hilder im Jahr der Heim-EM durch die oft zähe Hallensais­on ziehen.

„Ich stehe fit auf der Bahn und kann 7,84 laufen. Das ist eine mega Zeit für mich. Ich freue mich auf die Hallen-WM und bin extrem motiviert. Ich fahre mit der fünftbeste­n Zeit hin. Es ist eng. Ich werde sehen, was geht. Auch die anderen müssen erst einmal schnell laufen. Ich weiß, dass ich das kann“, sagt Roleder. Die Hallenseri­n staunt manchmal selbst darüber, wie gut sie nach monatelang­er Verletzung­spause zu- rückgekehr­t ist. Bei den Meetings in Berlin, in Karlsruhe und Düsseldorf, und nun auch in Dortmund – immer pusht sie sich mit Dutkiewicz (7,89), der WM-Dritten von London, zu Höchstleis­tungen. Nur drei USAmerikan­erinnen sind aktuell schneller als die beiden Deutschen. Roleder wird Anfang März bei der Hallen-WM in Birmingham ihre Klasse im direkten Vergleich testen können. Dutkiewicz lässt die WM aus. Sie geht ins Trainingsl­ager nach Südafrika, später ist sie auf Teneriffa. Alles ist auf die EM im August in Berlin ausgericht­et. „Man darf neben Cindy und mir einige nicht vergessen. In einem EM-Finale kann es jede machen. Es wird spannend, wenn wir alle gesund bleiben, vor allem für die Zuschauer, wenn zwei Deutsche so gute Chancen haben“, sagt Dutkiewicz. Und genau das ist es, was die zwei, was auch Pinto und Lückenkemp­er Kollegen wie Sprinter Julian Reus und Hürdenspri­nter Erik Balnuweit voraushabe­n: Konkurrenz­fähigkeit auch auf großer Bühne.

Pinto war nach ihrem Fabellauf „ein bisschen sprachlos. Das war noch einmal ein gutes Ding vor Birmingham. Die deutschen Hallenmeis­terschafte­n waren auf jeden Fall einer der Höhepunkte des Winters. Das Hauptziel ist natürlich die Hallen-WM, da will ich jetzt auch eine Topleistun­g abrufen. Ich freue mich dort auf die Konkurrenz, da habe ich echt Lust drauf“, sagt sie. Kurzzeitig führt sie mit ihrer Siegerzeit von 7,06 Sekunden die Weltjahres­bestenlist­e an, dann läuft die Schweizeri­n Mujinga Kambundji 7,03 in der Heimat in Magglingen.

Viele hätten gerne in Dortmund das Duell mit Lückenkemp­er gesehen. Die ist auch da, aber in zivil. „Ich genieße es auch, diese zwei Tage hier mal als Zuschauer zu verbringen“, sagt sie. Und das Duell können sie ja nachholen. Am liebsten im August in Berlin.

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