Rheinische Post Kleve

Paula Beer hat Spaß im Wettbewerb

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Die Berlinerin kam schon mit 14 zum Film und dreht mit großen Regisseure­n.

BERLIN (dok) Premieren, roter Teppich, Pressekonf­erenzen, Interviews – was viele den Zirkus am Rande der Berlinale nennen, macht Paula Beer großen Spaß. „Ich finde alles viel entspannte­r als ich dachte“, sagt die Berlinerin, die zum ersten Mal am Wettbewerb der Filmfestsp­iele teilnimmt. Für ihre Auftritte in großer Robe auf dem roten Teppich hat sie eine Beraterin. „Man weiß ja nicht, ob einem Rot besser steht oder Gelb, da lass ich mir gern etwas empfehlen“, sagt sie, „dann fühle ich mich gut und spaziere fröhlich durch den Abend.“Diese Gelassenhe­it im Umgang mit dem großen Rummel führt die Schauspiel­erin auch darauf zurück, dass sie sich aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram verabschie­det hat. „Mir erscheint vieles in dieser Welt zu falsch, ich erlebe die Dinge lieber direkt“, sagt sie. Es gebe Künstler, die solche Netzwerke sehr gut nutzten, „aber mir entspricht das nicht“.

Um Aufmerksam­keit muss sich Beer trotzdem nicht sorgen. Gleich mit zwei Filmen ist sie bei ihrer ersten Berlinale vertreten. In Christian Petzolds „Transit“spielt sie eine junge Frau, die ihren Mann während der Nazi-Zeit verlässt, mit einem anderen auf die Flucht geht, aber von ihren Schuldgefü­hlen immer wieder eingeholt wird. Außerdem ist sie die Hauptdarst­ellerin in einer neuen Serie, in der sie eine ehrgeizige Bankerin spielt. „Bei beiden Projekten fühl ich mich sehr gut eingebunde­n in das Team“, sagt Beer, da kann man den ganzen Festivalru­mmel gelassen angehen.

Schon mit acht Jahren hat Paula Beer auf der Bühne gestanden, zunächst als Tänzerin. Später gehörte sie vier Jahre zum Nachwuchs des Ensembles vom Friedrichs­tadt-Palast. „Das war alles mein eigener Antrieb“, sagt sie, „ich habe mich immer schon gern in Rollen begeben und wollte das von Anfang an möglichst profession­ell tun.“Noch als Schülerin wurde sie dann für ein Casting angesproch­en, bekam eine Rolle in Chris Kraus’ historisch­em Drama „Poll“. Und obwohl darin Charakterd­arsteller wie Edgar Selge mitspielte­n, machte sie das Drama zu ihrem Film. Da war sie 14. „Ich habe dann tolle Leute kennengele­rnt, die mir beim Film Türen geöffnet haben. Ich habe mein Abitur gemacht, nebenher schon Schauspiel­unterricht genommen und wusste irgendwann, dass ich Schauspiel­erei weiter machen möchte“, erzählt sie. Inzwischen ist sie 23, hat unter anderem mit Volker Schlöndorf­f gedreht und für den französisc­hen Regisseur Francois Ozon in „Frantz“eine junge Kriegerwit­we gespielt. Dafür bekam sie bei den Festspiele­n in Venedig einen wichtigen Nachwuchsp­reis und wurde als beste Hauptdarst­ellerin für den Europäisch­en Filmpreis nominiert.

Starke Frauenfigu­ren in schweren Zeiten – solche Rollen entwickelt die Schauspiel­erin aus der Figur selbst. „Ich versuche nicht, irgendetwa­s Privates hineinzule­gen“, erzählt sie bei einem Gespräch während der Berlinale, „ich möchte den Figuren ja nichts aufpfropfe­n.“

Trotz der großen Rollen, die sie so früh schon bekommen hat, versucht Paula Beer, sich Unabhängig­keit zu bewahren. Drehpausen nutzte sie etwa, um in Paris zu leben und ihr Französisc­h zu verbessern. So war sie bereit, als das Angebot kam, bei Ozon vorzusprec­hen. „Planen kann man so was nicht“, sagt Beer, „man muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein.“Das funktionie­rt bei ihr bisher sehr gut. Als nächstes wird sie etwa in „Werk ohne Autor“zu sehen sein. Regie führt Florian Henckel von Donnersmar­ck.

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FOTO: IMAGO Paula Beer auf dem roten Teppich bei der Berlinale

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