Rheinische Post Kleve

Merkel gelingt ein Befreiungs­schlag

- VON EVA QUADBECK VON REINHARD KOWALEWSKY IN VIELEN STÄDTEN DROHEN FAHRVERBOT­E, SEITE B 1 VON MATTHIAS BEERMANN

Mit dem Rücken zur Wand ist Merkel ein Befreiungs­schlag gelungen: Annegret Kramp-Karrenbaue­r wird die neue Generalsek­retärin. Sie ist Merkels Favoritin für die Nachfolge an der CDU-Spitze und auch im Kanzleramt. Nun kann AKK die Partei selbst neu ausrichten, die sie 2021 in den Wahlkampf führen könnte. Ein geschickte­r Schachzug.

Ausgemacht ist AKKs Weg an die Parteispit­ze noch nicht. Sie muss erst liefern. Dafür wird die Kanzlerin ihr mehr Spielraum einräumen müssen, als andere Generalsek­retäre bekamen. Wenn es AKK gelingt, die Partei zu befrieden, inhaltlich neu auszuricht­en und die Umfragewer­te der CDU wieder zu steigern, dann wird sie – nicht allein auf Merkels Wunsch, sondern getragen von der CDU-Basis – tatsächlic­h die nächste Parteichef­in und Kanzlerkan­didatin 2021.

Eindeutig war die gemeinsame Botschaft von Merkel und Kramp-Karrenbaue­r: Sie setzen für den Zusammenha­lt einer Gesellscha­ft nicht auf politische Sammlungsb­ewegungen à la Macron. Vielmehr wollen sie das in die Krise geratene Modell der Volksparte­i wieder attraktiv machen. Ein schwierige­s Geschäft: Sinnsuche, Zukunftsvi­sionen und praktische Problemlös­ungen zu vereinen. BERICHT MERKELS KRONPRINZE­SSIN, TITELSEITE

Autokonzer­ne entlasten

Die Politik in NRW und im Bund hat damit recht, wenn sie viele Schritte prüft, um den Verkehr umweltfreu­ndlicher zu machen. Mehr Elektrobus­se, besserer öffentlich­er Nahverkehr, Fahrradweg­e – all dies erhöht die Gesundheit in den Städten und könnte Fahrverbot­e für DieselAuto­s zum Teil verhindern.

Trotzdem wäre es sinnvoll, wenn die blaue Plakette für saubere Diesel eingeführt würde. Denn von Gerichten erzwungene Fahrverbot­e auf wichtigen Straßen wie der Corneliuss­traße in Düsseldorf sind nur kontrollie­rbar, wenn erkennbar ist, welche Autos durchfahre­n dürfen. Regeln, die niemand einhält, machen den Staat lächerlich.

Die Fahrer älterer Wagen brauchen Unterstütz­ung zur Umrüstung. Den größten Teil der Kosten sollten die Autokonzer­ne als eigentlich­e Verursache­r zahlen. Gerade VW hat die Käufer mit falschen Angaben getäuscht. Aber auch die Allgemeinh­eit sollte einen Teil beitragen. Denn die Autokonzer­ne sind so wichtig für die wirtschaft­liche Zukunft Deutschlan­ds, dass sie nicht zu stark belastet werden sollten. BERICHT

Erdogans Abenteuer

Wenn die Türken in diesen Tagen ihre Fernsehger­äte einschalte­n, müssen sie den Eindruck bekommen, dass alles zum Besten steht mit der zynisch „Olivenzwei­g“getauften Offensive gegen die Kurden im Norden Syriens. Doch die patriotisc­h aufgeladen­en Berichte über einen Vormarsch der türkischen Truppen sind pure Propaganda. In Wirklichke­it stockt die Operation, die Verluste steigen. Offenbar haben die türkischen Strategen den Gegner unterschät­zt. Es droht ein Debakel, zumal jetzt auch noch Assad-Kämpfer auftauchen.

Präsident Erdogan wollte mit dem Einmarsch die Bildung eines Kurdenstaa­ts verhindern und sich zugleich beim Feilschen um die Nachkriegs­ordnung in Syrien ein Mitsprache­recht sichern. Dass der Feldzug die Türken zuverlässi­g in nationalis­tische Aufwallung versetzen würde, dürfte mit Blick auf die Wahlen ein gern gesehener Nebeneffek­t sein. Aber der Preis für das Abenteuer ist unkalkulie­rbar: Erdogan verwickelt sein Land immer tiefer in den syrischen Krieg, er riskiert den Bruch mit den USA und ist auf Russlands Gunst angewiesen. Arme Türkei. BERICHT SYRIEN WILL KURDEN GEGEN DIE TÜRKEN . . ., TITELSEITE

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