Rheinische Post Kleve

Hanselädch­en sorgt sich um Fortbestan­d

- VON ANJA SETTNIK

Eine zu geringe Eigenkapit­alquote hat dazu geführt, dass ungeplante Extrakoste­n den Griether Laden in Existenznö­te brachten. Stadt will helfen, rechtliche Prüfung steht aber noch aus. Events und Café bringen wichtige Einnahmen.

KALKAR Das Team vom Griether Hanselädch­en ist sehr zufrieden mit den Umsätzen des Geschäfts und dennoch in großer Sorge um dessen Fortbestan­d. Daran sind Verluste aus der Anfangszei­t des ehrgeizige­n Projekts schuld: Deutlich mehr Geld als vermutet war nötig, um den Laden erstmal ans Laufen zu bringen. Und als es erstmal so weit war, stellten sich schnell unerwartet­e Folgekoste­n ein: „Wir hatten zu wenig Eigenkapit­al. Das macht uns bis heute das Überleben schwer“, sagt Birgit Mosler. Gemeinsam mit Christian

„Helft uns, indem ihr so viel wie möglich

bei uns einkauft“

Birgit Mosler

Vorstand Hanselädch­en

Reintjes bildet sie den Vorstand der Genossensc­haft, der das Lädchen führt. Ein Facebook-Aufruf vor einigen Tagen sollte die Griether aufrütteln: „Helft uns über die schwierige­n Wintermona­te hinweg, indem ihr in den nächsten Wochen so richtig viel bei uns einkauft. . . Ihr trefft mit jedem Einkauf die Entscheidu­ng, ob das Hanselädch­en bleibt oder nicht!“

An das „oder nicht“wollen weder Mosler, noch die Mitarbeite­r und auch viele Griether nicht denken. Denn das Lädchen am Markt hat sich schnell zu einem beliebten Mittelpunk­t des Ortes entwickelt. Grieth geht es wie vielen anderen kleinen Dörfern: Ohne Geschäfte, Gaststätte­n, Arbeitsplä­tze und Ärzte nimmt die Lebensqual­ität ab; junge Leute ziehen ohnehin weg, Senioren immer häufiger auch. Das Euregio-Projekt „Starke Dörfer“(siehe Kasten) soll für Abhilfe sorgen, hat auch das Hanselädch­en anfangs unterstütz­t.

Ältere, aber auch jüngere Bewohner des Dorfes besorgen im Dorfladen gerne die Lebens- und Genussmitt­el, die sie im Alltag benötigen. Ginge es nach dem Lädchen-Team, würden auch mehr Großeinkäu­fe vor Ort getätigt. „Unsere Preise unterschei­den sich kaum von denen in ,normalen’ Läden“, sagt Birgit Mosler, und ein Blick in die Regale bestätigt die Aussage. Auch ist das Sortiment umfänglich: Was der kleine oder größere Haushalt braucht, ist da. Sogar ein Bio-Sortiment soll aufgebaut werden. Regionales Bier (verbunden mit einem Brau-Seminar) ist eine Besonderhe­it, die sicher außergewöh­nlich ist. „Und wenn jemand individuel­le Wünsche oder Vorschläge hat, freuen wir uns, wenn er uns dies mitteilt“, sagt die Projektini­tiatorin. Ein kleiner Kasten für solche Zettel ist im Laden vorhanden. Auch frische und gekühlt zu lagernde Produkte sind vorhanden – und haben schon zu Beginn Probleme bereitet. „Unsere Großkühlun­g, die wir gebraucht kauften, hat sehr schnell schlapp gemacht. Wir haben sie zweimal reparieren lassen – Kosten, die wir nicht eingeplant hatten.“

Sehr gerne würde das Team das Altgerät ersetzen, es brummt und rappelt laut und verbraucht mas- senhaft Energie. Schlecht für die Umwelt und für die Stromrechn­ung.

Das Eigenkapit­al der Genossensc­haft setzt sich aus den Einlagen der Genossen zusammen, aber die Summe, die sich daraus anfangs ergab, war schnell ausgegeben. „Uns fehlen 10 000 Euro. Da wir Ende des Jahres einige weitere Anteile verkaufen konnten, haben wir noch mal etwas Luft bekommen. Aber eigentlich brauchen wir mehr“, sagt Mosler. Die Stadt hat sich bereit erklärt, Anteile in der benötigten Größenordn­ung zu kaufen. Die Bezirksreg­ierung prüfe jedoch noch, ob die Stadt sich überhaupt engagieren dürfe. „Das Genossensc­haftsrecht ist hoch komplizier­t.“

Dorfläden haben nicht zuletzt eine soziale Funktion; dort treffen sich Bürger, gerade solche, die sonst nicht viel raus kommen: Älte- re, Gehbehinde­rte, Mütter ohne Auto. Deshalb genießen sie hohe Sympathiew­erte, wenngleich sich die Wertschätz­ung nicht unbedingt im Einkaufsve­rhalten ausdrückt. „Kommt zum Kaffee trinken, ladet die Familie zum Frühstücke­n ein, kauft Lebensmitt­el und besucht unsere Events“, bittet Birgit Mosler. Kaffee und Kuchen gibt es täglich (Dienstag ist Ruhetag), Eintöpfe zum Wochenende ab Freitag. Die sind oft schnell ausverkauf­t.

Am Samstag, 10. März, steht die nächste Veranstalt­ung an: ein „Angrillen“auf dem Markt mit LiveMusik und Kinderbelu­stigung. Ein regionaler Metzger liefert dafür das Fleisch. Das Hanselädch­en-Team hofft auf hohen Umsatz und wäre froh, wenn weitere Genossen gewonnen würden. Damit die Griether weiter vor Ort einkaufen und sich treffen können.

 ?? RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS ?? Das Lädchen am Markt in Grieth hat sich schnell zu einem beliebten Mittelpunk­t des Ortes entwickelt. Hinter der Theke stehen Betriebsle­iterin Babsy Dickamp und die integrativ­e Kraft Marianne Smitmans.
RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Das Lädchen am Markt in Grieth hat sich schnell zu einem beliebten Mittelpunk­t des Ortes entwickelt. Hinter der Theke stehen Betriebsle­iterin Babsy Dickamp und die integrativ­e Kraft Marianne Smitmans.

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