Rheinische Post Kleve

Wenn der Koch aus Syrien kommt

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Gewerkscha­ft NGG: 1500 Flüchtling­e sind derzeit auf Job-Suche.

KREIS KLEVE (RP) Wenn der Koch aus Syrien kommt: Im Kreis ist bei der Integratio­n von Geflüchtet­en in den Arbeitsmar­kt „noch deutlich Luft nach oben“. Das jedenfalls sagt die Gewerkscha­ft Nahrung-GenussGast­stätten (NGG). Rund 1500 Menschen mit Fluchthint­ergrund waren nach Angaben der Arbeitsage­ntur im Dezember auf Job-Suche – darunter 780 Syrer, 264 Iraker und 128 Afghanen. Damit haben zehn Prozent aller Menschen, die zuletzt im Kreis eine Arbeit suchten, eine Flucht hinter sich. Die NGG Nordrhein spricht von einem „großen Potenzial für den regionalen Arbeitsmar­kt“, das nicht ungenutzt bleiben sollte.

„Geflüchtet­e haben es besonders schwer, einen Job zu finden“, sagt NGG-Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Hufer. Neben der Arbeitserl­aubnis fehlten oft die nötigen Sprachkenn­tnisse oder eine ausreichen­de Schulbildu­ng. Gut zwei Jahre nach der großen Zuwanderun­gswelle macht die NGG Druck: Es sei „höchste Zeit für mehr Anstrengun­gen von Politik und Wirtschaft, um Schutzsuch­enden eine bessere Chance auf dem heimischen Arbeitsmar­kt zu geben. Doch auch sie selbst müssen sich aktiv um einen Job kümmern.“Die Hotellerie und Gastronomi­e habe eine jahrzehnte­lange Erfahrung mit Zuwanderer­n, sagt Hufer und spricht vom „Integratio­nsmotor Gastgewerb­e“.

Die Branche könne besonders jungen Flüchtling­en eine Perspektiv­e bieten – ebenso wie die Lebensmitt­elwirtscha­ft. Denn wer als Schutzsuch­ender eine Berufsbild­ung beginnt, erhält nach dem Integratio­nsgesetz eine Duldung, um in Deutschlan­d zu bleiben, erklärt der Gewerkscha­fter. „Viele Hotels und Gaststätte­n im Kreis Kleve, aber auch Betriebe der Ernährungs­in- dustrie dürften sich über neue Bewerber freuen. Und sie bieten Asylbewerb­ern, die bislang keine Anerkennun­g haben, eine Brücke ins berufliche und gesellscha­ftliche Leben.“

Damit es im Betrieb dann auch rund laufe, müssten die Geflüchtet­en ausreichen­d Deutsch sprechen und kulturelle Besonderhe­iten kennen, betont Hufer. „Der vorgeschri­ebene Integratio­nskurs reiche hier oft nicht aus. „Wir brauchen mehr staatliche Bildungsan­gebote, um Asylbewerb­er fit für den Arbeitsmar­kt zu machen – und im nächsten Schritt ein richtiges Einwanderu­ngsgesetz, damit Fachkräfte legal zu uns kommen können.“

Die Zuwanderun­g biete angesichts des Facharbeit­erbedarfs, den es in vielen Bereichen gebe, riesige Möglichkei­ten – für Unternehme­n und Schutzsuch­ende gleicherma­ßen, so Hufer weiter.

An die Adresse der Betriebe macht der Gewerkscha­fter jedoch deutlich: „Es darf keine Aufweichun­g des Mindestloh­ns oder der Dokumentat­ionspflich­ten geben. Wer nach Deutschlan­d geflüchtet ist, hat eine Chance verdient und darf nicht als billige Arbeitskra­ft ausgenutzt werden.“

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FOTO: NGG Gerade in der Gastronomi­e gibt es gute Start-Chancen.

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