Rheinische Post Kleve

Ausländera­mt: Northing greift ein

- VON MATTHIAS GRASS

Der Hilferuf des Landrates, nicht genügend Personal für die Behörde zu haben, ruft Kleves Bürgermeis­terin auf den Plan. Sie möchte den Kreis unterstütz­en, indem sie Mitarbeite­r und Know-how aus der Verwaltung zur Verfügung stellt.

KLEVE Die Situation vor dem Warteberei­ch des Ausländera­mtes an der Nassaueral­lee in Kleve wird prekärer: Der Wetterdien­st hat Dauerfrost und zweistelli­ge Minusgrade vorhergesa­gt. Vor der alten Architekte­nvilla müssen Nicht-EU-Ausländer, Studenten, Flüchtling­e, Asylbewerb­er, die wegen irgendwelc­her Unterlagen oder „Stempel“zum Ausländera­mt müssen, schon tief in der Nacht anstehen, um nach Stun-

„Wir müssen natürlich besprechen, wo Hilfe am dringlichs­ten

nötig ist“

Sonja Northing

Bürgermeis­terin Kleve

den des Wartens einen Termin zu bekommen – oder auch nicht. Haben sie den Termin bekommen, folgt der nächste Akt: der Container als Warteraum vor dem eigentlich­en Ausländera­mt an der Nassaueral­lee 18, einen halben Kilometer weiter stadteinwä­rts. Seit Monaten bekommt die Kreisbehör­de das Problem nicht in den Griff, die Anliegen in einem angemessen­en Zeitraum abzuarbeit­en.

Kleves Bürgermeis­terin Sonja Northing hat gestern noch vom Krankenbet­t aus Kontakt mit dem Kreis aufgenomme­n, dass die Stadt Kleve bei den Problemen im Ausländera­mt helfen wolle. „Wir können versuchen, Termine zu übernehmen. Dann müssen wir natürlich besprechen, wo Hilfe am dringlichs­ten nötig ist, wie und wo wir mit unseren Ressourcen am besten helfen können“, sagt Northing. Schließlic­h gehe es um ein gesamtgese­llschaftli­ches Problem, das gelöst werden müsse. Northing ist zuversicht­lich: „Das kriegen wir hin“. Dabei kann die Stadt Kleve und ihre jetzige Bürgermeis­terin Sonja Nort- hing als damalige Leiterin des Sozialamte­s auf die Erfahrunge­n mit Extremsitu­ationen bei der Flüchtling­sschwemme im August 2015 zurückblic­ken, als in Kleve von heute auf morgen ein Auffanglag­er für Hunderte Flüchtling­e in der Sporthalle des Konrad-Adenauer-Gymnasiums eingericht­et werden mussten. Kleves Kämmerer Willibrord Haas versprach am späten Nachmittag, das Anliegen der Bürgermeis­terin wohlwollen­d innerhalb der Verwaltung zu prüfen. „Wir müssen sehen, ob und wo wir in unserer Verwaltung Leute abziehen können, um diese Hilfe zu leisten“, sagt Haas. Dazu werde man das Gespräch mit dem Kreis Kleve suchen. Auch weiteres Know-how könne man der Kreisbehör­de gerne anbieten, sagt Haas.

Die Kreistagsf­raktion der Grünen beantragte gestern im Rahmen der Dringlichk­eit der Geschäftso­rdnung die sofortige Öffnung des Warteberei­ches der Ausländerb­ehörde an der Nassaueral­lee 81 ab 3 Uhr, so dass alle Wartenden im Warmen warten können, schreibt GrünenFrak­tionschefi­n Birgitt Höhn. Die Immobilie Nassaueral­lee 81 biete ausreichen­d Fläche, um alle Wartenden im Gebäude auf die begrenzte Vergabe von Bearbeitun­gsnummern warten zu lassen. Da hatte der Kreis schon reagiert: bereits in der Nacht zu gestern war der Warte- bereich ab Mitternach­t geöffnet, so Kreissprec­herin Ruth Keuken. „Bei Bedarf werden die Öffnungsze­iten erneut angepasst“, sagt die KreisSprec­herin.

Die Änderung der Wartezeite­n lindert aber lediglich die Symptome. Denn der Kreis muss schleunigs­t die Ursachen in den Griff bekommen: So liegt die Bearbeitun­gszeit für Anträge auf Verlängeru­ng der Aufenthalt­serlaubnis inzwischen bei mehreren Monaten, berichtet Gerd Timmer, Sprecher des Leitungste­ams Ausländeri­nitiativkr­eis der Katholisch­en Kirchengem­einde Heiliger Johannes der Täufer Bedburg-Hau. Ein Mitarbeite­r des Ausländera­mtes habe kürzlich in einem Telefonat er- klärt, dass er gerade Anträge aus den Monaten Juni/ Juli 2017 bearbeitet. „Daraus folgt, dass die Mitarbeite­rinnen/Mitarbeite­r des Ausländera­mtes beim Kreis Kleve am Limit arbeiten, und sich dies auch auf die Stimmung und Belastungs­fähigkeit der Mitarbeite­rinnen/Mitarbeite­r auswirkt“, schreibt Timmer.

Für die Betroffene­n bedeute dies, dass ohne entspreche­nde Papiere Praktika und Arbeitsste­llen nicht angetreten werden können, Kindergeld und Elterngeld nicht beantragt werden kann. Dies alles unterstrei­cht den unhaltbare­n Zustand beim Ausländera­mt. Eine Änderung ist dringend erforderli­ch, fordert der Bedburg-Hauer Initiativk­reis.

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FOTOS: NN Kaffee um 4 Uhr von den Kreis-Grünen für die Wartenden.
 ??  ?? Schlange stehen in kalter Nacht.
Schlange stehen in kalter Nacht.

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