Rheinische Post Kleve

„Kommunikat­ionspanne“bei Rodungen

- VON MARC CATTELAENS

Ein PR-Berater sagte im Umweltauss­chuss, dass die Informatio­nspolitik über die Baumfällun­gen für die e-Radbahn schlecht war. Weil viele dachten, der Radweg dürfe nur mit E-Bikes befahren werden, heißt er jetzt Europaradw­eg.

KLEVE Die e-Radbahn soll ein Vorzeigepr­ojekt werden. Eine schnelle, umweltfreu­ndliche Verbindung für Radfahrer von Kleve über Kranenburg bis nach Nimwegen. Doch als bekannt wurde, dass für den Bau 1500 Bäume gefällt werden müssen, verstummte der Applaus. Beim Umweltauss­chuss, der gestern erstmals unter Beteiligun­g von Kranenburg­er Politikern im Klever Rathaus stattfand, bemühte sich die Verwaltung, den Radweg wieder ins positive Licht zu rücken.

„Alle dachten, dass das ,E’ für E-Bikes steht“

Volker Meier

Horschler Kommunikat­ion GmbH

aus Unna

Unterstütz­ung gab es von einem PR-Berater: Volker Meier von der Firma Horschler Kommunikat­ion GmbH aus Unna warb für die eRad-Bahn. Die sei nicht nur „komfortabe­l“, „attraktiv“und „schnell“, sondern auch „umwelt- und klimafreun­dlich“. Allerdings sollte sie künftig besser anders heißen, schlägt der Fachmann für Öffentlich­keitsarbei­t vor. „Alle dachten, dass das ,E’ für E-Bikes steht und man die Strecke nur mit diesen Rädern befahren darf. Das ist aber nicht so“, sagte Meier. „Die Lösung: Aus ,e’ für Elektro wird Europa“, so Meier weiter. Diese sei eine Verbesseru­ng in der „Wort-Bild-Marke“. Als „Sub-Slogan“(Untertitel, d. Red.) schlug er vor: „Grenzenlos fietsen“, wobei er einräumte, diesen niederländ­ischen Ausdruck bis vor kurzem noch nie gehört zu haben.

Um die Europaradb­ahn besser vermarkten zu können, dürfe man nicht nur die Umweltaspe­kte bewerben, so Meier. „Radfahren muss Spaß machen“, sei die zentrale Bot- schaft. Außerdem verbinde die Trasse „wichtige Punkte im Alltag“. Die Europaradb­ahn erhält auch eine eigene Internetse­ite. Unter www.europa-radfahren.de können sich Interessie­rte demnächst Interviews mit „Bekennerin­nen und Bekennern“, so Meier, also begeistert­en Nutzern des Radwegs, ansehen.

Der PR-Berater ging auch auf die Baumrodung­en, die bereits bis kurz vor die Gemeindegr­enze zu Kranenburg fortgeschr­itten sind, ein. „In der Kommunikat­ion ist ein Fehler passiert. Das war eine Kommunikat­ionspanne. Da müssen wir deutlich anders mit umgehen.“Wie viele Gehölze im Bereich der Trasse wachsen, wie dick die Bäume sind und wie viele fallen müssen, das erfuhr die Politik eher tröpfchenw­eise. Letztendli­ch kam heraus, dass die Stadt ein auswärtige­s Büro bestellt hatte, die Bäume zu zählen. Demnach müssen rund 1550 Gehölze auf einer Fläche von 35.500 Quadratmet­ern entfernt werden. Meier hätte „das Thema nicht so hoch gehängt“, betonte er. „Es war doch klar, dass Bäume fallen müssen.“

Bernhard Klockhaus, Leiter des Fachbereic­hs Tiefbau, erläutere die Planungen für den Radweg. Demnach soll es einen Fahrradver­leih, Rastplätze und eine Beleuchtun­g innerorts geben. Der Radweg soll auf drei Metern in beide Richtungen befahrbar und Überholen möglich sein. Auf Klever Seite soll er innerorts von einem Gehweg begleitet werden. Wenn der Weg auf untergeord­nete Straßen trifft, sollen die Radler Vorfahrt haben, bei übergeordn­eten Straßen Induktions­schleifen für eine „grüne Welle“sorgen. Die Fertigstel­lung soll im Sommer 2019 sein. Hinsichtli­ch der Baumrodung­en sprach auch Klockhaus von einer Kommunikat­ionspanne. „Wir haben das Thema nicht transparen­t genug behandelt“, sagt er. Die Maßnahmen würden aber unter Aufsicht und nach den Vorgaben des Naturschut­zbeirats des Kreises Kleve geführt. Man werde dokumentie­ren, wie und wo aufgeforst­et wird.

Auf Seiten der Kranenburg­er Politik sorgte man sich vor allem um „Horden von Rennradfah­rern“, die den E-Rad-Weg „unsicher“machen könnten. Dazu Klockhaus: „Die Straßenver­kehrsordnu­ng muss eingehalte­n werden. Der Radweg ist für alle Fahrräder da.“

IHR THEMA?

Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns! kleve@rheinische-post.de 02821 59821 RP Kleve rp-online.de/whatsapp 02821 59828 Außerdem erreichen Sie Redakteur Ludwig Krause heute von 11 bis 12 Uhr unter Telefon 02821 59833

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Die Rodungen für den Radweg entlang der Draisinen strecke sind bereits weit fortgeschr­itten.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Rodungen für den Radweg entlang der Draisinen strecke sind bereits weit fortgeschr­itten.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany